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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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und was Newton demselben noch irgend zur Seite
stellen mag, so ausführlich behandelt, und die dabey
vorkommenden verfänglichen Umstände und verdeckten
Bedingungen so sorgfältig ins Plane und Klare ge-
bracht, daß uns hier nichts zu wiederholen übrig bleibt,
als daß bey jenem Experiment, welches uns den wah-
ren Weg weisen soll, keine diverse Refrangibilität im
Spiel ist; sondern daß eine wiederholte fortgesetzte Re-
fraction nach ihren ganz einfachen Gesetzen immer fort
und weiter wirkt.

226.

Findet man endlich, daß wenn das Sonnenlicht durch
drey oder mehrere kreuzweis gestellte Prismen nach und nach
hindurchgeht, diejenigen Strahlen, welche in dem ersten
Prisma mehr gebrochen waren als die andern, auf dieselbe
Weise und in demselben Verhältniß in allen folgenden Pris-
men abermals gebrochen werden:

227.

Hier ist abermals ein Kreuz, an das der einfache
Menschensinn geschlagen wird: denn es ist auch hier
derselbe Fall wie bey dem Experimentum Crucis. Bey
diesem ist es eine wiederholte fortgesetzte Refraction
auf geradem Wege im Sinne der ersten; beym fünften
Versuch aber ist es eine wiederholte fortgesetzte Refrac-
tion nach der Seite zu, wodurch das Bild in die
Diagonale und nachher zu immer weiterer Senkung
genöthigt wird, wobey es denn auch, wegen immer
weiterer Verrückung, an Länge zunimmt.

und was Newton demſelben noch irgend zur Seite
ſtellen mag, ſo ausfuͤhrlich behandelt, und die dabey
vorkommenden verfaͤnglichen Umſtaͤnde und verdeckten
Bedingungen ſo ſorgfaͤltig ins Plane und Klare ge-
bracht, daß uns hier nichts zu wiederholen uͤbrig bleibt,
als daß bey jenem Experiment, welches uns den wah-
ren Weg weiſen ſoll, keine diverſe Refrangibilitaͤt im
Spiel iſt; ſondern daß eine wiederholte fortgeſetzte Re-
fraction nach ihren ganz einfachen Geſetzen immer fort
und weiter wirkt.

226.

Findet man endlich, daß wenn das Sonnenlicht durch
drey oder mehrere kreuzweis geſtellte Prismen nach und nach
hindurchgeht, diejenigen Strahlen, welche in dem erſten
Prisma mehr gebrochen waren als die andern, auf dieſelbe
Weiſe und in demſelben Verhaͤltniß in allen folgenden Pris-
men abermals gebrochen werden:

227.

Hier iſt abermals ein Kreuz, an das der einfache
Menſchenſinn geſchlagen wird: denn es iſt auch hier
derſelbe Fall wie bey dem Experimentum Crucis. Bey
dieſem iſt es eine wiederholte fortgeſetzte Refraction
auf geradem Wege im Sinne der erſten; beym fuͤnften
Verſuch aber iſt es eine wiederholte fortgeſetzte Refrac-
tion nach der Seite zu, wodurch das Bild in die
Diagonale und nachher zu immer weiterer Senkung
genoͤthigt wird, wobey es denn auch, wegen immer
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[482/0536] und was Newton demſelben noch irgend zur Seite ſtellen mag, ſo ausfuͤhrlich behandelt, und die dabey vorkommenden verfaͤnglichen Umſtaͤnde und verdeckten Bedingungen ſo ſorgfaͤltig ins Plane und Klare ge- bracht, daß uns hier nichts zu wiederholen uͤbrig bleibt, als daß bey jenem Experiment, welches uns den wah- ren Weg weiſen ſoll, keine diverſe Refrangibilitaͤt im Spiel iſt; ſondern daß eine wiederholte fortgeſetzte Re- fraction nach ihren ganz einfachen Geſetzen immer fort und weiter wirkt. 226. Findet man endlich, daß wenn das Sonnenlicht durch drey oder mehrere kreuzweis geſtellte Prismen nach und nach hindurchgeht, diejenigen Strahlen, welche in dem erſten Prisma mehr gebrochen waren als die andern, auf dieſelbe Weiſe und in demſelben Verhaͤltniß in allen folgenden Pris- men abermals gebrochen werden: 227. Hier iſt abermals ein Kreuz, an das der einfache Menſchenſinn geſchlagen wird: denn es iſt auch hier derſelbe Fall wie bey dem Experimentum Crucis. Bey dieſem iſt es eine wiederholte fortgeſetzte Refraction auf geradem Wege im Sinne der erſten; beym fuͤnften Verſuch aber iſt es eine wiederholte fortgeſetzte Refrac- tion nach der Seite zu, wodurch das Bild in die Diagonale und nachher zu immer weiterer Senkung genoͤthigt wird, wobey es denn auch, wegen immer weiterer Verruͤckung, an Laͤnge zunimmt.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/536>, abgerufen am 23.12.2024.