Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

serer Beyträge in der jenaischen Literaturzeitung hat
die nämliche Bemühung wegen Verrückung eines dunk-
len Bildes übernommen. Weil aber eine solche Buch-
stabenkrämerey nicht von jedem an und durchgeschaut
werden kann; so haben wir unsere neunte und zehnte
Tafel einer anschaulichen Darstellung gewidmet, wo
man die prismatischen Farbensysteme theils zusammen,
theils in Divisionen und Detachements, en echelon
hinter einander als farbige Quadrate vertical aufmar-
schiren sieht, da man sie denn horizontal mit den
Augen sogleich zusammensummiren und die lächerlichen
Resultate, welche nach Newton und seiner Schule
auf diese Weise entspringen sollen, mit bloßem Gerad-
sinn beurtheilen kann.

601.

Wir haben auf denselbigen Tafeln noch andere
solche Farbenreihen aufgeführt, um zugleich des wun-
derlichen Wünsch seltsame Reduction der prismatischen
Farbenerscheinung deutlich zu machen, der, um die
Newtonische Darstellung zu retten, dieselbe epitomisirt,
und mit der wunderlichsten Intrigue, indem er das
Geschäft zu vereinfachen glaubte, noch mehr verun-
naturt hat.

602.

Wir versparen das Weitere hierüber bis zur Er-
klärung der Tafeln, da es uns denn mit Gunst unse-
rer Leser wohl erlaubt seyn wird, uns über diese Geg-

ſerer Beytraͤge in der jenaiſchen Literaturzeitung hat
die naͤmliche Bemuͤhung wegen Verruͤckung eines dunk-
len Bildes uͤbernommen. Weil aber eine ſolche Buch-
ſtabenkraͤmerey nicht von jedem an und durchgeſchaut
werden kann; ſo haben wir unſere neunte und zehnte
Tafel einer anſchaulichen Darſtellung gewidmet, wo
man die prismatiſchen Farbenſyſteme theils zuſammen,
theils in Diviſionen und Detachements, en échelon
hinter einander als farbige Quadrate vertical aufmar-
ſchiren ſieht, da man ſie denn horizontal mit den
Augen ſogleich zuſammenſummiren und die laͤcherlichen
Reſultate, welche nach Newton und ſeiner Schule
auf dieſe Weiſe entſpringen ſollen, mit bloßem Gerad-
ſinn beurtheilen kann.

601.

Wir haben auf denſelbigen Tafeln noch andere
ſolche Farbenreihen aufgefuͤhrt, um zugleich des wun-
derlichen Wuͤnſch ſeltſame Reduction der prismatiſchen
Farbenerſcheinung deutlich zu machen, der, um die
Newtoniſche Darſtellung zu retten, dieſelbe epitomiſirt,
und mit der wunderlichſten Intrigue, indem er das
Geſchaͤft zu vereinfachen glaubte, noch mehr verun-
naturt hat.

602.

Wir verſparen das Weitere hieruͤber bis zur Er-
klaͤrung der Tafeln, da es uns denn mit Gunſt unſe-
rer Leſer wohl erlaubt ſeyn wird, uns uͤber dieſe Geg-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0672" n="618"/>
&#x017F;erer Beytra&#x0364;ge in der jenai&#x017F;chen Literaturzeitung hat<lb/>
die na&#x0364;mliche Bemu&#x0364;hung wegen Verru&#x0364;ckung eines dunk-<lb/>
len Bildes u&#x0364;bernommen. Weil aber eine &#x017F;olche Buch-<lb/>
&#x017F;tabenkra&#x0364;merey nicht von jedem an und durchge&#x017F;chaut<lb/>
werden kann; &#x017F;o haben wir un&#x017F;ere neunte und zehnte<lb/>
Tafel einer an&#x017F;chaulichen Dar&#x017F;tellung gewidmet, wo<lb/>
man die prismati&#x017F;chen Farben&#x017F;y&#x017F;teme theils zu&#x017F;ammen,<lb/>
theils in Divi&#x017F;ionen und Detachements, <hi rendition="#aq">en échelon</hi><lb/>
hinter einander als farbige Quadrate vertical aufmar-<lb/>
&#x017F;chiren &#x017F;ieht, da man &#x017F;ie denn horizontal mit den<lb/>
Augen &#x017F;ogleich zu&#x017F;ammen&#x017F;ummiren und die la&#x0364;cherlichen<lb/>
Re&#x017F;ultate, welche nach Newton und &#x017F;einer Schule<lb/>
auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e ent&#x017F;pringen &#x017F;ollen, mit bloßem Gerad-<lb/>
&#x017F;inn beurtheilen kann.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>601.</head><lb/>
              <p>Wir haben auf den&#x017F;elbigen Tafeln noch andere<lb/>
&#x017F;olche Farbenreihen aufgefu&#x0364;hrt, um zugleich des wun-<lb/>
derlichen Wu&#x0364;n&#x017F;ch &#x017F;elt&#x017F;ame Reduction der prismati&#x017F;chen<lb/>
Farbener&#x017F;cheinung deutlich zu machen, der, um die<lb/>
Newtoni&#x017F;che Dar&#x017F;tellung zu retten, die&#x017F;elbe epitomi&#x017F;irt,<lb/>
und mit der wunderlich&#x017F;ten Intrigue, indem er das<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;ft zu vereinfachen glaubte, noch mehr verun-<lb/>
naturt hat.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>602.</head><lb/>
              <p>Wir ver&#x017F;paren das Weitere hieru&#x0364;ber bis zur Er-<lb/>
kla&#x0364;rung der Tafeln, da es uns denn mit Gun&#x017F;t un&#x017F;e-<lb/>
rer Le&#x017F;er wohl erlaubt &#x017F;eyn wird, uns u&#x0364;ber die&#x017F;e Geg-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[618/0672] ſerer Beytraͤge in der jenaiſchen Literaturzeitung hat die naͤmliche Bemuͤhung wegen Verruͤckung eines dunk- len Bildes uͤbernommen. Weil aber eine ſolche Buch- ſtabenkraͤmerey nicht von jedem an und durchgeſchaut werden kann; ſo haben wir unſere neunte und zehnte Tafel einer anſchaulichen Darſtellung gewidmet, wo man die prismatiſchen Farbenſyſteme theils zuſammen, theils in Diviſionen und Detachements, en échelon hinter einander als farbige Quadrate vertical aufmar- ſchiren ſieht, da man ſie denn horizontal mit den Augen ſogleich zuſammenſummiren und die laͤcherlichen Reſultate, welche nach Newton und ſeiner Schule auf dieſe Weiſe entſpringen ſollen, mit bloßem Gerad- ſinn beurtheilen kann. 601. Wir haben auf denſelbigen Tafeln noch andere ſolche Farbenreihen aufgefuͤhrt, um zugleich des wun- derlichen Wuͤnſch ſeltſame Reduction der prismatiſchen Farbenerſcheinung deutlich zu machen, der, um die Newtoniſche Darſtellung zu retten, dieſelbe epitomiſirt, und mit der wunderlichſten Intrigue, indem er das Geſchaͤft zu vereinfachen glaubte, noch mehr verun- naturt hat. 602. Wir verſparen das Weitere hieruͤber bis zur Er- klaͤrung der Tafeln, da es uns denn mit Gunſt unſe- rer Leſer wohl erlaubt ſeyn wird, uns uͤber dieſe Geg-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/672
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/672>, abgerufen am 23.12.2024.