Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Blendung. Das nicht in seiner ganzen Gewalt wir-
kende Licht kann auch noch unter verschiedenen Bedin-
gungen farblos bleiben. Mehrere Naturforscher und
Mathematiker haben die Stufen desselben zu messen ge-
sucht. Lambert, Bouguer, Rumfort.

82.

Jedoch findet sich bey schwächer wirkenden Lichtern
bald eine Farbenerscheinung, indem sie sich wie ab-
klingende Bilder verhalten (39).

83.

Irgend ein Licht wirkt schwächer, entweder wenn
seine Energie, es geschehe wie es wolle, gemindert
wird, oder wenn das Auge in eine Disposition ge-
räth, die Wirkung nicht genugsam erfahren zu können.
Jene Erscheinungen, welche objectiv genannt werden
können, finden ihren Platz bey den physischen Farben.
Wir erwähnen hier nur des Uebergangs vom Weiß-
glühen bis zum Rothglühen des erhitzten Eisens. Nicht
weniger bemerken wir, daß Kerzen, auch bey Nacht-
zeit, nach Maßgabe wie man sie vom Auge entfernt,
röther scheinen.

84.

Der Kerzenschein bey Nacht wirkt in der Nähe
als ein gelbes Licht; wir können es an der Wirkung
bemerken, welche auf die übrigen Farben hervorgebracht
wird. Ein Blaßgelb ist bey Nacht wenig von dem
Weißen zu unterscheiden; das Blaue nähert sich dem
Grünen und ein Rosenfarb dem Orangen.

Blendung. Das nicht in ſeiner ganzen Gewalt wir-
kende Licht kann auch noch unter verſchiedenen Bedin-
gungen farblos bleiben. Mehrere Naturforſcher und
Mathematiker haben die Stufen deſſelben zu meſſen ge-
ſucht. Lambert, Bouguer, Rumfort.

82.

Jedoch findet ſich bey ſchwaͤcher wirkenden Lichtern
bald eine Farbenerſcheinung, indem ſie ſich wie ab-
klingende Bilder verhalten (39).

83.

Irgend ein Licht wirkt ſchwaͤcher, entweder wenn
ſeine Energie, es geſchehe wie es wolle, gemindert
wird, oder wenn das Auge in eine Dispoſition ge-
raͤth, die Wirkung nicht genugſam erfahren zu koͤnnen.
Jene Erſcheinungen, welche objectiv genannt werden
koͤnnen, finden ihren Platz bey den phyſiſchen Farben.
Wir erwaͤhnen hier nur des Uebergangs vom Weiß-
gluͤhen bis zum Rothgluͤhen des erhitzten Eiſens. Nicht
weniger bemerken wir, daß Kerzen, auch bey Nacht-
zeit, nach Maßgabe wie man ſie vom Auge entfernt,
roͤther ſcheinen.

84.

Der Kerzenſchein bey Nacht wirkt in der Naͤhe
als ein gelbes Licht; wir koͤnnen es an der Wirkung
bemerken, welche auf die uͤbrigen Farben hervorgebracht
wird. Ein Blaßgelb iſt bey Nacht wenig von dem
Weißen zu unterſcheiden; das Blaue naͤhert ſich dem
Gruͤnen und ein Roſenfarb dem Orangen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0090" n="36"/>
Blendung. Das nicht in &#x017F;einer ganzen Gewalt wir-<lb/>
kende Licht kann auch noch unter ver&#x017F;chiedenen Bedin-<lb/>
gungen farblos bleiben. Mehrere Naturfor&#x017F;cher und<lb/>
Mathematiker haben die Stufen de&#x017F;&#x017F;elben zu me&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/>
&#x017F;ucht. Lambert, Bouguer, Rumfort.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>82.</head><lb/>
              <p>Jedoch findet &#x017F;ich bey &#x017F;chwa&#x0364;cher wirkenden Lichtern<lb/>
bald eine Farbener&#x017F;cheinung, indem &#x017F;ie &#x017F;ich wie ab-<lb/>
klingende Bilder verhalten (39).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>83.</head><lb/>
              <p>Irgend ein Licht wirkt &#x017F;chwa&#x0364;cher, entweder wenn<lb/>
&#x017F;eine Energie, es ge&#x017F;chehe wie es wolle, gemindert<lb/>
wird, oder wenn das Auge in eine Dispo&#x017F;ition ge-<lb/>
ra&#x0364;th, die Wirkung nicht genug&#x017F;am erfahren zu ko&#x0364;nnen.<lb/>
Jene Er&#x017F;cheinungen, welche objectiv genannt werden<lb/>
ko&#x0364;nnen, finden ihren Platz bey den phy&#x017F;i&#x017F;chen Farben.<lb/>
Wir erwa&#x0364;hnen hier nur des Uebergangs vom Weiß-<lb/>
glu&#x0364;hen bis zum Rothglu&#x0364;hen des erhitzten Ei&#x017F;ens. Nicht<lb/>
weniger bemerken wir, daß Kerzen, auch bey Nacht-<lb/>
zeit, nach Maßgabe wie man &#x017F;ie vom Auge entfernt,<lb/>
ro&#x0364;ther &#x017F;cheinen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>84.</head><lb/>
              <p>Der Kerzen&#x017F;chein bey Nacht wirkt in der Na&#x0364;he<lb/>
als ein gelbes Licht; wir ko&#x0364;nnen es an der Wirkung<lb/>
bemerken, welche auf die u&#x0364;brigen Farben hervorgebracht<lb/>
wird. Ein Blaßgelb i&#x017F;t bey Nacht wenig von dem<lb/>
Weißen zu unter&#x017F;cheiden; das Blaue na&#x0364;hert &#x017F;ich dem<lb/>
Gru&#x0364;nen und ein Ro&#x017F;enfarb dem Orangen.</p>
            </div><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0090] Blendung. Das nicht in ſeiner ganzen Gewalt wir- kende Licht kann auch noch unter verſchiedenen Bedin- gungen farblos bleiben. Mehrere Naturforſcher und Mathematiker haben die Stufen deſſelben zu meſſen ge- ſucht. Lambert, Bouguer, Rumfort. 82. Jedoch findet ſich bey ſchwaͤcher wirkenden Lichtern bald eine Farbenerſcheinung, indem ſie ſich wie ab- klingende Bilder verhalten (39). 83. Irgend ein Licht wirkt ſchwaͤcher, entweder wenn ſeine Energie, es geſchehe wie es wolle, gemindert wird, oder wenn das Auge in eine Dispoſition ge- raͤth, die Wirkung nicht genugſam erfahren zu koͤnnen. Jene Erſcheinungen, welche objectiv genannt werden koͤnnen, finden ihren Platz bey den phyſiſchen Farben. Wir erwaͤhnen hier nur des Uebergangs vom Weiß- gluͤhen bis zum Rothgluͤhen des erhitzten Eiſens. Nicht weniger bemerken wir, daß Kerzen, auch bey Nacht- zeit, nach Maßgabe wie man ſie vom Auge entfernt, roͤther ſcheinen. 84. Der Kerzenſchein bey Nacht wirkt in der Naͤhe als ein gelbes Licht; wir koͤnnen es an der Wirkung bemerken, welche auf die uͤbrigen Farben hervorgebracht wird. Ein Blaßgelb iſt bey Nacht wenig von dem Weißen zu unterſcheiden; das Blaue naͤhert ſich dem Gruͤnen und ein Roſenfarb dem Orangen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/90
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/90>, abgerufen am 22.12.2024.