saiken mit eingerechnet, welche indessen ihrer Natur nach nur wenig Unterricht gewähren, etwa aus dem Zeitraum von Augustus bis auf Constantin den Gro- ßen herrühren; nachher ging die verfallende Kunst in geistlose Manier über, die Nachahmung der Natur wurde seltener und in eben dem Maße verschwand auch der bessre Geschmack im Colorit, der Sinn für Harmo- nie der Farbe.
Werke der Malerey von einigermaßen beträchtli- chem Umfang aus dem fünften, sechsten, siebenten und vielleicht auch achten Jahrhundert der christlichen Zeit- rechnung sind uns aus eigener Anschauung nicht be- kannt; allein an Madonnen- und Heiligen-Bildern, welche vermuthlich noch später in Constantinopel fabri- zirt worden, zeigt es sich, daß der Begriff von natur- nachahmendem Colorit gänzlich verloren gegangen war. Denn die Gesichter derselben, so wie Hände und Füße, sind nußbraun gefärbt und mit weißgelblichen grellen Strichen regellos und unannehmlich aufgeblickt. So- gar der Glaube an die Möglichkeit, einem Bilde durch die Kunst Werth zu ertheilen, scheint den Malern da- maliger Zeit ausgegangen gewesen zu seyn. Daher be- mühten sie sich bloß durch köstliches Material ihren Arbeiten einige Achtung zu verschaffen. Aus diesem Grunde waren Mosaiken die geschätztesten Malereyen; den übrigen gab man durch stark vergoldeten Grund, durch Ultramarin und Purpurfarbe so viel möglich ein reiches Ansehen.
ſaiken mit eingerechnet, welche indeſſen ihrer Natur nach nur wenig Unterricht gewaͤhren, etwa aus dem Zeitraum von Auguſtus bis auf Conſtantin den Gro- ßen herruͤhren; nachher ging die verfallende Kunſt in geiſtloſe Manier uͤber, die Nachahmung der Natur wurde ſeltener und in eben dem Maße verſchwand auch der beſſre Geſchmack im Colorit, der Sinn fuͤr Harmo- nie der Farbe.
Werke der Malerey von einigermaßen betraͤchtli- chem Umfang aus dem fuͤnften, ſechſten, ſiebenten und vielleicht auch achten Jahrhundert der chriſtlichen Zeit- rechnung ſind uns aus eigener Anſchauung nicht be- kannt; allein an Madonnen- und Heiligen-Bildern, welche vermuthlich noch ſpaͤter in Conſtantinopel fabri- zirt worden, zeigt es ſich, daß der Begriff von natur- nachahmendem Colorit gaͤnzlich verloren gegangen war. Denn die Geſichter derſelben, ſo wie Haͤnde und Fuͤße, ſind nußbraun gefaͤrbt und mit weißgelblichen grellen Strichen regellos und unannehmlich aufgeblickt. So- gar der Glaube an die Moͤglichkeit, einem Bilde durch die Kunſt Werth zu ertheilen, ſcheint den Malern da- maliger Zeit ausgegangen geweſen zu ſeyn. Daher be- muͤhten ſie ſich bloß durch koͤſtliches Material ihren Arbeiten einige Achtung zu verſchaffen. Aus dieſem Grunde waren Moſaiken die geſchaͤtzteſten Malereyen; den uͤbrigen gab man durch ſtark vergoldeten Grund, durch Ultramarin und Purpurfarbe ſo viel moͤglich ein reiches Anſehen.
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ſaiken mit eingerechnet, welche indeſſen ihrer Natur
nach nur wenig Unterricht gewaͤhren, etwa aus dem
Zeitraum von Auguſtus bis auf Conſtantin den Gro-
ßen herruͤhren; nachher ging die verfallende Kunſt
in geiſtloſe Manier uͤber, die Nachahmung der Natur
wurde ſeltener und in eben dem Maße verſchwand auch
der beſſre Geſchmack im Colorit, der Sinn fuͤr Harmo-
nie der Farbe.
Werke der Malerey von einigermaßen betraͤchtli-
chem Umfang aus dem fuͤnften, ſechſten, ſiebenten und
vielleicht auch achten Jahrhundert der chriſtlichen Zeit-
rechnung ſind uns aus eigener Anſchauung nicht be-
kannt; allein an Madonnen- und Heiligen-Bildern,
welche vermuthlich noch ſpaͤter in Conſtantinopel fabri-
zirt worden, zeigt es ſich, daß der Begriff von natur-
nachahmendem Colorit gaͤnzlich verloren gegangen war.
Denn die Geſichter derſelben, ſo wie Haͤnde und Fuͤße,
ſind nußbraun gefaͤrbt und mit weißgelblichen grellen
Strichen regellos und unannehmlich aufgeblickt. So-
gar der Glaube an die Moͤglichkeit, einem Bilde durch
die Kunſt Werth zu ertheilen, ſcheint den Malern da-
maliger Zeit ausgegangen geweſen zu ſeyn. Daher be-
muͤhten ſie ſich bloß durch koͤſtliches Material ihren
Arbeiten einige Achtung zu verſchaffen. Aus dieſem
Grunde waren Moſaiken die geſchaͤtzteſten Malereyen;
den uͤbrigen gab man durch ſtark vergoldeten Grund,
durch Ultramarin und Purpurfarbe ſo viel moͤglich ein
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/140>, abgerufen am 21.11.2024.
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