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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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drey Farben gesehen, welches andeutet, daß er auch ein
sehr kleines Bild gehabt und es verhältnißmäßig sehr
weit von dem Ausfallen aus dem Prisma aufgefangen,
wie er denn auch das Weiße zwischen den beyden Rän-
dern nicht bemerkt. Das Uebrige wissen wir nun aus
der Lehre vom Trüben weit besser zu entwickeln.

Hierauf trägt er im vierten Capitel noch verschie-
dene mathematische Propositionen vor, die ihm zu sei-
ner Deduction nöthig scheinen. Endlich gelangt er zu
einem runden durchsichtigen Körper und zeigt, erstlich,
wie von demselben das auffallende Licht zurückgeworfen
werde, und nun geht er seinem Ziele entgegen, indem
er auf der dreyzehnten und vierzehnten Seite umständ-
lich anzeigt, was auf der innern hintern concaven Fläche
des runden durchsichtigen Körpers, welche wie ein Hohl-
spiegel wirkt, vorgehe. Er fügt eine Figur hinzu, wel-
che, wenn man sie recht versteht, das Phänomen in
seinem Umfange und seiner Complication, wo nicht
vollständig darstellt, jedoch sich demselben weit mehr
nähert, als diejenigen einfacheren Figuren, welche Des-
cartes theils aus ihm genommen, theils nach ihm ge-
bildet. Uebrigens wird sich in der Folge zeigen, daß
eben dasjenige, was auf dem Grunde des durchsichti-
gen Körpers vorgeht, mit Linearzeichnung keinesweges
dargestellt werden kann. Bey der Figur des De Domi-
nis tritt überdieß noch ein sonderbarer Fall ein, daß
gerade diese sehr complicirte Hauptfigur, die wegen ih-
rer Wichtigkeit viermal im Buche vorkommt, durch die
Ungeschicklichkeit des Holzschneiders in ihren Haupt

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drey Farben geſehen, welches andeutet, daß er auch ein
ſehr kleines Bild gehabt und es verhaͤltnißmaͤßig ſehr
weit von dem Ausfallen aus dem Prisma aufgefangen,
wie er denn auch das Weiße zwiſchen den beyden Raͤn-
dern nicht bemerkt. Das Uebrige wiſſen wir nun aus
der Lehre vom Truͤben weit beſſer zu entwickeln.

Hierauf traͤgt er im vierten Capitel noch verſchie-
dene mathematiſche Propoſitionen vor, die ihm zu ſei-
ner Deduction noͤthig ſcheinen. Endlich gelangt er zu
einem runden durchſichtigen Koͤrper und zeigt, erſtlich,
wie von demſelben das auffallende Licht zuruͤckgeworfen
werde, und nun geht er ſeinem Ziele entgegen, indem
er auf der dreyzehnten und vierzehnten Seite umſtaͤnd-
lich anzeigt, was auf der innern hintern concaven Flaͤche
des runden durchſichtigen Koͤrpers, welche wie ein Hohl-
ſpiegel wirkt, vorgehe. Er fuͤgt eine Figur hinzu, wel-
che, wenn man ſie recht verſteht, das Phaͤnomen in
ſeinem Umfange und ſeiner Complication, wo nicht
vollſtaͤndig darſtellt, jedoch ſich demſelben weit mehr
naͤhert, als diejenigen einfacheren Figuren, welche Des-
cartes theils aus ihm genommen, theils nach ihm ge-
bildet. Uebrigens wird ſich in der Folge zeigen, daß
eben dasjenige, was auf dem Grunde des durchſichti-
gen Koͤrpers vorgeht, mit Linearzeichnung keinesweges
dargeſtellt werden kann. Bey der Figur des De Domi-
nis tritt uͤberdieß noch ein ſonderbarer Fall ein, daß
gerade dieſe ſehr complicirte Hauptfigur, die wegen ih-
rer Wichtigkeit viermal im Buche vorkommt, durch die
Ungeſchicklichkeit des Holzſchneiders in ihren Haupt

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[259/0293] drey Farben geſehen, welches andeutet, daß er auch ein ſehr kleines Bild gehabt und es verhaͤltnißmaͤßig ſehr weit von dem Ausfallen aus dem Prisma aufgefangen, wie er denn auch das Weiße zwiſchen den beyden Raͤn- dern nicht bemerkt. Das Uebrige wiſſen wir nun aus der Lehre vom Truͤben weit beſſer zu entwickeln. Hierauf traͤgt er im vierten Capitel noch verſchie- dene mathematiſche Propoſitionen vor, die ihm zu ſei- ner Deduction noͤthig ſcheinen. Endlich gelangt er zu einem runden durchſichtigen Koͤrper und zeigt, erſtlich, wie von demſelben das auffallende Licht zuruͤckgeworfen werde, und nun geht er ſeinem Ziele entgegen, indem er auf der dreyzehnten und vierzehnten Seite umſtaͤnd- lich anzeigt, was auf der innern hintern concaven Flaͤche des runden durchſichtigen Koͤrpers, welche wie ein Hohl- ſpiegel wirkt, vorgehe. Er fuͤgt eine Figur hinzu, wel- che, wenn man ſie recht verſteht, das Phaͤnomen in ſeinem Umfange und ſeiner Complication, wo nicht vollſtaͤndig darſtellt, jedoch ſich demſelben weit mehr naͤhert, als diejenigen einfacheren Figuren, welche Des- cartes theils aus ihm genommen, theils nach ihm ge- bildet. Uebrigens wird ſich in der Folge zeigen, daß eben dasjenige, was auf dem Grunde des durchſichti- gen Koͤrpers vorgeht, mit Linearzeichnung keinesweges dargeſtellt werden kann. Bey der Figur des De Domi- nis tritt uͤberdieß noch ein ſonderbarer Fall ein, daß gerade dieſe ſehr complicirte Hauptfigur, die wegen ih- rer Wichtigkeit viermal im Buche vorkommt, durch die Ungeſchicklichkeit des Holzſchneiders in ihren Haupt 17 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/293>, abgerufen am 23.11.2024.