bestimmt sind, ein Wollen, eine Intention gegeben und daher das Abbild (species), in so fern es noch nicht zur Erscheinung kommt, intentionell genannt, indem es, wie das menschliche Wollen, eine Realität, eine Noth- wendigkeit, eine ungeheure Tugend und Wirksamkeit mit sich führt, ohne daß man noch etwas davon ge- wahr würde. Vielleicht sind ein Paar sinnliche Bey- spiele nicht überflüssig.
Es befinde sich eine Person in einem großen von rohen Mauern umgränzten Saal, ihre Gestalt hat die Intention, oder wie wir uns in unserm Entwurfe mit einem gleichfalls sittlichen Gleichniß ausgedrückt haben, das Recht sich an allen Wänden abzuspiegeln; allein die Bedingung der Glätte fehlt. Denn das ist der Unterschied der ursprünglichen Tugenden von den abgebildeten, daß jene unbedingt wirken, diese aber Bedingnissen unterworfen sind. Man gebe hier die Bedingung der Glätte zu, man polire die Wand mit Gipsmörtel oder behänge sie mit Spiegeln, und die Gestalt der Persönlichkeit wird ins Tausendfältige ver- mehrt erscheinen.
Man gebe nun dieser Persönlichkeit etwa noch einen eitlen Sinn, ein leidenschaftliches Verlangen sich abgespiegelt zurückkehren zu sehen, so würde man mit einem heiteren Gleichnisse die intentionellen Bilder auch eitle Bilder nennen können.
Noch ein andres Beyspiel gebe endlich der Sache völlig den Ausschlag. Man mache sich auf den Weg
beſtimmt ſind, ein Wollen, eine Intention gegeben und daher das Abbild (species), in ſo fern es noch nicht zur Erſcheinung kommt, intentionell genannt, indem es, wie das menſchliche Wollen, eine Realitaͤt, eine Noth- wendigkeit, eine ungeheure Tugend und Wirkſamkeit mit ſich fuͤhrt, ohne daß man noch etwas davon ge- wahr wuͤrde. Vielleicht ſind ein Paar ſinnliche Bey- ſpiele nicht uͤberfluͤſſig.
Es befinde ſich eine Perſon in einem großen von rohen Mauern umgraͤnzten Saal, ihre Geſtalt hat die Intention, oder wie wir uns in unſerm Entwurfe mit einem gleichfalls ſittlichen Gleichniß ausgedruͤckt haben, das Recht ſich an allen Waͤnden abzuſpiegeln; allein die Bedingung der Glaͤtte fehlt. Denn das iſt der Unterſchied der urſpruͤnglichen Tugenden von den abgebildeten, daß jene unbedingt wirken, dieſe aber Bedingniſſen unterworfen ſind. Man gebe hier die Bedingung der Glaͤtte zu, man polire die Wand mit Gipsmoͤrtel oder behaͤnge ſie mit Spiegeln, und die Geſtalt der Perſoͤnlichkeit wird ins Tauſendfaͤltige ver- mehrt erſcheinen.
Man gebe nun dieſer Perſoͤnlichkeit etwa noch einen eitlen Sinn, ein leidenſchaftliches Verlangen ſich abgeſpiegelt zuruͤckkehren zu ſehen, ſo wuͤrde man mit einem heiteren Gleichniſſe die intentionellen Bilder auch eitle Bilder nennen koͤnnen.
Noch ein andres Beyſpiel gebe endlich der Sache voͤllig den Ausſchlag. Man mache ſich auf den Weg
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beſtimmt ſind, ein Wollen, eine Intention gegeben und
daher das Abbild (species), in ſo fern es noch nicht zur
Erſcheinung kommt, intentionell genannt, indem es,
wie das menſchliche Wollen, eine Realitaͤt, eine Noth-
wendigkeit, eine ungeheure Tugend und Wirkſamkeit
mit ſich fuͤhrt, ohne daß man noch etwas davon ge-
wahr wuͤrde. Vielleicht ſind ein Paar ſinnliche Bey-
ſpiele nicht uͤberfluͤſſig.
Es befinde ſich eine Perſon in einem großen von
rohen Mauern umgraͤnzten Saal, ihre Geſtalt hat die
Intention, oder wie wir uns in unſerm Entwurfe
mit einem gleichfalls ſittlichen Gleichniß ausgedruͤckt
haben, das Recht ſich an allen Waͤnden abzuſpiegeln;
allein die Bedingung der Glaͤtte fehlt. Denn das iſt
der Unterſchied der urſpruͤnglichen Tugenden von den
abgebildeten, daß jene unbedingt wirken, dieſe aber
Bedingniſſen unterworfen ſind. Man gebe hier die
Bedingung der Glaͤtte zu, man polire die Wand mit
Gipsmoͤrtel oder behaͤnge ſie mit Spiegeln, und die
Geſtalt der Perſoͤnlichkeit wird ins Tauſendfaͤltige ver-
mehrt erſcheinen.
Man gebe nun dieſer Perſoͤnlichkeit etwa noch
einen eitlen Sinn, ein leidenſchaftliches Verlangen ſich
abgeſpiegelt zuruͤckkehren zu ſehen, ſo wuͤrde man mit
einem heiteren Gleichniſſe die intentionellen Bilder auch
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Noch ein andres Beyſpiel gebe endlich der Sache
voͤllig den Ausſchlag. Man mache ſich auf den Weg
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/304>, abgerufen am 21.11.2024.
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