Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Neunter Artikel. Daß die Farben keine
Flammen seyen. Dieses ist gegen den Plato gerichtet,
der indessen, wenn man seine Rede gleichnißweise neh-
men will, der Sache nahe genug kommt: denn der
Verfasser muß ja im

Zehnten Artikel behaupten: daß die fixen
Farben innerliche Lichter der Körper seyen. Was hier
zur Sprache kommt, drückt sich viel besser aus durch
die später von De la Val hauptsächlich urgirte nothwen-
dige Bedingung zum Erscheinen der fixen Farben, daß
sie nämlich einen hellen Grund hinter sich haben müs-
sen, bis zu dem das auffallende Licht hindurchdringt,
durch die Farbe zum Auge zurückkehrt, sich mit ihr
gleichsam tingirt und auf solche Weise specifisch fort-
wirkt. Das Gleiche geschieht beym Durchscheinen eines
ursprünglich farblosen Lichtes durch transparente farbige
Körper oder Flächen Wie nun aber dieß zugehe, daß
die den Körpern angehörigen Lichter durch das radicale
Licht aufgeweckt werden, darüber verspricht uns der
Verfasser in seinem Capitel von der Wirkung des Lich-
tes zu belehren, wohin wir ihm jedoch zu folgen nicht
rathsam finden. Wir bemerken nur noch, daß er in
seinem

Elften Artikel nun die vier verschiedenen Lich-
ter fertig hat, nämlich das Licht, das den leuchtenden
Körpern angehört, dasjenige was sie von sich abschi-
cken, das Licht das in den fixen Farben sich befindet,
und das was von diesen als Wirkung, Gleichniß,

Neunter Artikel. Daß die Farben keine
Flammen ſeyen. Dieſes iſt gegen den Plato gerichtet,
der indeſſen, wenn man ſeine Rede gleichnißweiſe neh-
men will, der Sache nahe genug kommt: denn der
Verfaſſer muß ja im

Zehnten Artikel behaupten: daß die fixen
Farben innerliche Lichter der Koͤrper ſeyen. Was hier
zur Sprache kommt, druͤckt ſich viel beſſer aus durch
die ſpaͤter von De la Val hauptſaͤchlich urgirte nothwen-
dige Bedingung zum Erſcheinen der fixen Farben, daß
ſie naͤmlich einen hellen Grund hinter ſich haben muͤſ-
ſen, bis zu dem das auffallende Licht hindurchdringt,
durch die Farbe zum Auge zuruͤckkehrt, ſich mit ihr
gleichſam tingirt und auf ſolche Weiſe ſpecifiſch fort-
wirkt. Das Gleiche geſchieht beym Durchſcheinen eines
urſpruͤnglich farbloſen Lichtes durch transparente farbige
Koͤrper oder Flaͤchen Wie nun aber dieß zugehe, daß
die den Koͤrpern angehoͤrigen Lichter durch das radicale
Licht aufgeweckt werden, daruͤber verſpricht uns der
Verfaſſer in ſeinem Capitel von der Wirkung des Lich-
tes zu belehren, wohin wir ihm jedoch zu folgen nicht
rathſam finden. Wir bemerken nur noch, daß er in
ſeinem

Elften Artikel nun die vier verſchiedenen Lich-
ter fertig hat, naͤmlich das Licht, das den leuchtenden
Koͤrpern angehoͤrt, dasjenige was ſie von ſich abſchi-
cken, das Licht das in den fixen Farben ſich befindet,
und das was von dieſen als Wirkung, Gleichniß,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0328" n="294"/>
          <p><hi rendition="#g">Neunter Artikel</hi>. Daß die Farben keine<lb/>
Flammen &#x017F;eyen. Die&#x017F;es i&#x017F;t gegen den Plato gerichtet,<lb/>
der inde&#x017F;&#x017F;en, wenn man &#x017F;eine Rede gleichnißwei&#x017F;e neh-<lb/>
men will, der Sache nahe genug kommt: denn der<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;er muß ja im</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Zehnten Artikel</hi> behaupten: daß die fixen<lb/>
Farben innerliche Lichter der Ko&#x0364;rper &#x017F;eyen. Was hier<lb/>
zur Sprache kommt, dru&#x0364;ckt &#x017F;ich viel be&#x017F;&#x017F;er aus durch<lb/>
die &#x017F;pa&#x0364;ter von De la Val haupt&#x017F;a&#x0364;chlich urgirte nothwen-<lb/>
dige Bedingung zum Er&#x017F;cheinen der fixen Farben, daß<lb/>
&#x017F;ie na&#x0364;mlich einen hellen Grund hinter &#x017F;ich haben mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, bis zu dem das auffallende Licht hindurchdringt,<lb/>
durch die Farbe zum Auge zuru&#x0364;ckkehrt, &#x017F;ich mit ihr<lb/>
gleich&#x017F;am tingirt und auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e &#x017F;pecifi&#x017F;ch fort-<lb/>
wirkt. Das Gleiche ge&#x017F;chieht beym Durch&#x017F;cheinen eines<lb/>
ur&#x017F;pru&#x0364;nglich farblo&#x017F;en Lichtes durch transparente farbige<lb/>
Ko&#x0364;rper oder Fla&#x0364;chen Wie nun aber dieß zugehe, daß<lb/>
die den Ko&#x0364;rpern angeho&#x0364;rigen Lichter durch das radicale<lb/>
Licht aufgeweckt werden, daru&#x0364;ber ver&#x017F;pricht uns der<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;er in &#x017F;einem Capitel von der Wirkung des Lich-<lb/>
tes zu belehren, wohin wir ihm jedoch zu folgen nicht<lb/>
rath&#x017F;am finden. Wir bemerken nur noch, daß er in<lb/>
&#x017F;einem</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Elften Artikel</hi> nun die vier ver&#x017F;chiedenen Lich-<lb/>
ter fertig hat, na&#x0364;mlich das Licht, das den leuchtenden<lb/>
Ko&#x0364;rpern angeho&#x0364;rt, dasjenige was &#x017F;ie von &#x017F;ich ab&#x017F;chi-<lb/>
cken, das Licht das in den fixen Farben &#x017F;ich befindet,<lb/>
und das was von die&#x017F;en als Wirkung, Gleichniß,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0328] Neunter Artikel. Daß die Farben keine Flammen ſeyen. Dieſes iſt gegen den Plato gerichtet, der indeſſen, wenn man ſeine Rede gleichnißweiſe neh- men will, der Sache nahe genug kommt: denn der Verfaſſer muß ja im Zehnten Artikel behaupten: daß die fixen Farben innerliche Lichter der Koͤrper ſeyen. Was hier zur Sprache kommt, druͤckt ſich viel beſſer aus durch die ſpaͤter von De la Val hauptſaͤchlich urgirte nothwen- dige Bedingung zum Erſcheinen der fixen Farben, daß ſie naͤmlich einen hellen Grund hinter ſich haben muͤſ- ſen, bis zu dem das auffallende Licht hindurchdringt, durch die Farbe zum Auge zuruͤckkehrt, ſich mit ihr gleichſam tingirt und auf ſolche Weiſe ſpecifiſch fort- wirkt. Das Gleiche geſchieht beym Durchſcheinen eines urſpruͤnglich farbloſen Lichtes durch transparente farbige Koͤrper oder Flaͤchen Wie nun aber dieß zugehe, daß die den Koͤrpern angehoͤrigen Lichter durch das radicale Licht aufgeweckt werden, daruͤber verſpricht uns der Verfaſſer in ſeinem Capitel von der Wirkung des Lich- tes zu belehren, wohin wir ihm jedoch zu folgen nicht rathſam finden. Wir bemerken nur noch, daß er in ſeinem Elften Artikel nun die vier verſchiedenen Lich- ter fertig hat, naͤmlich das Licht, das den leuchtenden Koͤrpern angehoͤrt, dasjenige was ſie von ſich abſchi- cken, das Licht das in den fixen Farben ſich befindet, und das was von dieſen als Wirkung, Gleichniß,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/328
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/328>, abgerufen am 22.11.2024.