O. Art. XXII. Schreiben desselben an Oldenburg. Er behauptet, das farbige Bild sey nicht länger als breit, wenn man das Experiment bey hellem Sonnen- schein anstelle und das Prisma nahe an der Oeffnung stehe; hingegen könne es wohl länger als breit werden, wenn eine glänzende Wolke sich vor der Sonne befinde und das Prisma so weit von der Oeffnung abstehe, daß das von der Wolke sich herschreibende Licht, in der Oeffnung sich kreuzend, das ganze Prisma erleuchten könne.
Diese salbaderische Einwendung kann man anfangs gar nicht begreifen, bis man endlich einsieht, daß er die Länge des Bildes nicht vertikal auf dem Prisma stehend, sondern parallel mit dem Prisma angenommen habe, da doch jenes und nicht dieses Newtons Vor- richtung und Behauptung ist.
P. Art. XXIII. Der Herausgeber verweist ihn auf die zweyte Antwort Newtons an Pardies.
Q. Art. XXIV. Linus beharrt auf seinen Einwen- dungen und kommt von seinem Irrthum nicht zurück.
R. Art. XXV. Newton an Oldenburg. Die bey- den Schreiben des Linus sind so stumpf und confus gefaßt, daß man Newtonen nicht verargen kann, wenn ihm das Misverständniß nicht klar wird. Er begreift deswegen gar nicht, wie sich Linus müsse an- gestellt haben, daß er bey hellem Sonnenscheine das
O. Art. XXII. Schreiben deſſelben an Oldenburg. Er behauptet, das farbige Bild ſey nicht laͤnger als breit, wenn man das Experiment bey hellem Sonnen- ſchein anſtelle und das Prisma nahe an der Oeffnung ſtehe; hingegen koͤnne es wohl laͤnger als breit werden, wenn eine glaͤnzende Wolke ſich vor der Sonne befinde und das Prisma ſo weit von der Oeffnung abſtehe, daß das von der Wolke ſich herſchreibende Licht, in der Oeffnung ſich kreuzend, das ganze Prisma erleuchten koͤnne.
Dieſe ſalbaderiſche Einwendung kann man anfangs gar nicht begreifen, bis man endlich einſieht, daß er die Laͤnge des Bildes nicht vertikal auf dem Prisma ſtehend, ſondern parallel mit dem Prisma angenommen habe, da doch jenes und nicht dieſes Newtons Vor- richtung und Behauptung iſt.
P. Art. XXIII. Der Herausgeber verweiſt ihn auf die zweyte Antwort Newtons an Pardies.
Q. Art. XXIV. Linus beharrt auf ſeinen Einwen- dungen und kommt von ſeinem Irrthum nicht zuruͤck.
R. Art. XXV. Newton an Oldenburg. Die bey- den Schreiben des Linus ſind ſo ſtumpf und confus gefaßt, daß man Newtonen nicht verargen kann, wenn ihm das Misverſtaͤndniß nicht klar wird. Er begreift deswegen gar nicht, wie ſich Linus muͤſſe an- geſtellt haben, daß er bey hellem Sonnenſcheine das
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O. Art. XXII. Schreiben deſſelben an Oldenburg.
Er behauptet, das farbige Bild ſey nicht laͤnger als
breit, wenn man das Experiment bey hellem Sonnen-
ſchein anſtelle und das Prisma nahe an der Oeffnung
ſtehe; hingegen koͤnne es wohl laͤnger als breit werden,
wenn eine glaͤnzende Wolke ſich vor der Sonne befinde
und das Prisma ſo weit von der Oeffnung abſtehe,
daß das von der Wolke ſich herſchreibende Licht, in der
Oeffnung ſich kreuzend, das ganze Prisma erleuchten
koͤnne.
Dieſe ſalbaderiſche Einwendung kann man anfangs
gar nicht begreifen, bis man endlich einſieht, daß er
die Laͤnge des Bildes nicht vertikal auf dem Prisma
ſtehend, ſondern parallel mit dem Prisma angenommen
habe, da doch jenes und nicht dieſes Newtons Vor-
richtung und Behauptung iſt.
P. Art. XXIII. Der Herausgeber verweiſt ihn auf
die zweyte Antwort Newtons an Pardies.
Q. Art. XXIV. Linus beharrt auf ſeinen Einwen-
dungen und kommt von ſeinem Irrthum nicht zuruͤck.
R. Art. XXV. Newton an Oldenburg. Die bey-
den Schreiben des Linus ſind ſo ſtumpf und confus
gefaßt, daß man Newtonen nicht verargen kann,
wenn ihm das Misverſtaͤndniß nicht klar wird. Er
begreift deswegen gar nicht, wie ſich Linus muͤſſe an-
geſtellt haben, daß er bey hellem Sonnenſcheine das
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/466>, abgerufen am 22.11.2024.
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