den; da denn das rothe Bild, oder vielmehr das Bild der schwarzen Fäden auf rothem Grunde, sich ferner von der Linse, und das blaue Bild, oder viel- mehr das Bild der schwarzen Fäden auf blauem Grunde, sich näher an der Linse deutlich zeigen soll. Wie es damit stehe, haben wir im polemischen Theil umständlich genug auseinandergesetzt und hinlänglich gezeigt, daß hier nicht die Farbe, sondern das mehr oder weniger Abstechende des Hellen und Dunkeln Ur- sache ist, daß zu dem einen Bilde der Abbildungs- punct schärfer genommen werden muß, da bey dem andern ein laxerer schon hinreichend ist.
Desaguliers, ob er gleich behauptet sein Experi- ment sey vortrefflich gelungen, muß doch zuletzt auf dasjenige worauf wir festhalten, in einem Notabene hindeuten; wie er denn, nach Newtonischer Art, die Hauptsachen in Noten und Notabene nachbringt, und so sagt er: Man muß Sorge tragen, daß die Farben ja recht tief sind; denn indem ich zufälliger Weise von dem Blauen abgestreift hatte, so war das Weiße der Charte unter dem Blauen Schuld, daß auch dieses Bild weiter reichte, fast so weit als das Rothe.
Ganz natürlich! Denn nun ward das Blaue hel- ler und die schwarzen Fäden stachen besser darauf ab, und wer sieht nun nicht, warum Newton, bey Berei- tung einer gleichen Pappe zu seinen zwey ersten Experi- menten, einen schwarzen Grund unter die aufzustrei- chenden Farben verlangt?
den; da denn das rothe Bild, oder vielmehr das Bild der ſchwarzen Faͤden auf rothem Grunde, ſich ferner von der Linſe, und das blaue Bild, oder viel- mehr das Bild der ſchwarzen Faͤden auf blauem Grunde, ſich naͤher an der Linſe deutlich zeigen ſoll. Wie es damit ſtehe, haben wir im polemiſchen Theil umſtaͤndlich genug auseinandergeſetzt und hinlaͤnglich gezeigt, daß hier nicht die Farbe, ſondern das mehr oder weniger Abſtechende des Hellen und Dunkeln Ur- ſache iſt, daß zu dem einen Bilde der Abbildungs- punct ſchaͤrfer genommen werden muß, da bey dem andern ein laxerer ſchon hinreichend iſt.
Desaguliers, ob er gleich behauptet ſein Experi- ment ſey vortrefflich gelungen, muß doch zuletzt auf dasjenige worauf wir feſthalten, in einem Notabene hindeuten; wie er denn, nach Newtoniſcher Art, die Hauptſachen in Noten und Notabene nachbringt, und ſo ſagt er: Man muß Sorge tragen, daß die Farben ja recht tief ſind; denn indem ich zufaͤlliger Weiſe von dem Blauen abgeſtreift hatte, ſo war das Weiße der Charte unter dem Blauen Schuld, daß auch dieſes Bild weiter reichte, faſt ſo weit als das Rothe.
Ganz natuͤrlich! Denn nun ward das Blaue hel- ler und die ſchwarzen Faͤden ſtachen beſſer darauf ab, und wer ſieht nun nicht, warum Newton, bey Berei- tung einer gleichen Pappe zu ſeinen zwey erſten Experi- menten, einen ſchwarzen Grund unter die aufzuſtrei- chenden Farben verlangt?
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den; da denn das rothe Bild, oder vielmehr das
Bild der ſchwarzen Faͤden auf rothem Grunde, ſich
ferner von der Linſe, und das blaue Bild, oder viel-
mehr das Bild der ſchwarzen Faͤden auf blauem
Grunde, ſich naͤher an der Linſe deutlich zeigen ſoll.
Wie es damit ſtehe, haben wir im polemiſchen Theil
umſtaͤndlich genug auseinandergeſetzt und hinlaͤnglich
gezeigt, daß hier nicht die Farbe, ſondern das mehr
oder weniger Abſtechende des Hellen und Dunkeln Ur-
ſache iſt, daß zu dem einen Bilde der Abbildungs-
punct ſchaͤrfer genommen werden muß, da bey dem
andern ein laxerer ſchon hinreichend iſt.
Desaguliers, ob er gleich behauptet ſein Experi-
ment ſey vortrefflich gelungen, muß doch zuletzt auf
dasjenige worauf wir feſthalten, in einem Notabene
hindeuten; wie er denn, nach Newtoniſcher Art, die
Hauptſachen in Noten und Notabene nachbringt, und
ſo ſagt er: Man muß Sorge tragen, daß die Farben
ja recht tief ſind; denn indem ich zufaͤlliger Weiſe von
dem Blauen abgeſtreift hatte, ſo war das Weiße der
Charte unter dem Blauen Schuld, daß auch dieſes
Bild weiter reichte, faſt ſo weit als das Rothe.
Ganz natuͤrlich! Denn nun ward das Blaue hel-
ler und die ſchwarzen Faͤden ſtachen beſſer darauf ab,
und wer ſieht nun nicht, warum Newton, bey Berei-
tung einer gleichen Pappe zu ſeinen zwey erſten Experi-
menten, einen ſchwarzen Grund unter die aufzuſtrei-
chenden Farben verlangt?
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/503>, abgerufen am 22.11.2024.
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