Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

und geringst brechbaren Strahlen immer in einem ge-
gebenen Verhältnisse zu der Refraction der mittelst re-
frangiblen stehe. Man zweifelt nicht, daß dieser Satz
wahr sey, bezüglich auf die Mittel, an welchen diese
Erfahrungen gemacht sind; aber es finden sich man-
che Ausnahmen desselben."

III. "Denn die Erfahrungen des Herrn Dollond
beweisen, daß der Unterschied der Brechung zwischen
den rothen und violetten Strahlen, im Verhältniß
zu der Refraction des ganzen Strahlenpinsels, größer
ist in gewissen Glasarten als im Wasser, und größer
im Flintglas als im Crownglas."

IV. "Die erste Reihe der obenerwähnten Versuche
zeigt, daß die Eigenschaft, die farbigen Strahlen
in einem höheren Grade als Crownglas zu zerstreuen,
nicht auf wenige Mittel begränzt ist, sondern einer
großen Mannigfaltigkeit von Flüssigkeiten angehört, und
einigen derselben in ganz außerordentlichem Grade.
Metallauflösungen, wesentliche Oele, mineralische
Säuren, mit Ausnahme der vitriolischen, sind in
diesem Betracht höchst merkwürdig."

V. "Einige Folgerungen, die sich aus Verbin-
dung solcher Mittel, welche eine verschiedene zerstreuen-
de Kraft haben, ergeben und bisher noch nicht genug
beachtet worden, lassen sich auf diese Weise erklären.
Obgleich die größere Refrangibilität der violetten vor
den rothen Strahlen, wenn das Licht aus irgend ei-

und geringſt brechbaren Strahlen immer in einem ge-
gebenen Verhaͤltniſſe zu der Refraction der mittelſt re-
frangiblen ſtehe. Man zweifelt nicht, daß dieſer Satz
wahr ſey, bezuͤglich auf die Mittel, an welchen dieſe
Erfahrungen gemacht ſind; aber es finden ſich man-
che Ausnahmen deſſelben.“

III. „Denn die Erfahrungen des Herrn Dollond
beweiſen, daß der Unterſchied der Brechung zwiſchen
den rothen und violetten Strahlen, im Verhaͤltniß
zu der Refraction des ganzen Strahlenpinſels, groͤßer
iſt in gewiſſen Glasarten als im Waſſer, und groͤßer
im Flintglas als im Crownglas.“

IV. „Die erſte Reihe der obenerwaͤhnten Verſuche
zeigt, daß die Eigenſchaft, die farbigen Strahlen
in einem hoͤheren Grade als Crownglas zu zerſtreuen,
nicht auf wenige Mittel begraͤnzt iſt, ſondern einer
großen Mannigfaltigkeit von Fluͤſſigkeiten angehoͤrt, und
einigen derſelben in ganz außerordentlichem Grade.
Metallaufloͤſungen, weſentliche Oele, mineraliſche
Saͤuren, mit Ausnahme der vitrioliſchen, ſind in
dieſem Betracht hoͤchſt merkwuͤrdig.“

V. „Einige Folgerungen, die ſich aus Verbin-
dung ſolcher Mittel, welche eine verſchiedene zerſtreuen-
de Kraft haben, ergeben und bisher noch nicht genug
beachtet worden, laſſen ſich auf dieſe Weiſe erklaͤren.
Obgleich die groͤßere Refrangibilitaͤt der violetten vor
den rothen Strahlen, wenn das Licht aus irgend ei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0683" n="649"/>
und gering&#x017F;t brechbaren Strahlen immer in einem ge-<lb/>
gebenen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e zu der Refraction der mittel&#x017F;t re-<lb/>
frangiblen &#x017F;tehe. Man zweifelt nicht, daß die&#x017F;er Satz<lb/>
wahr &#x017F;ey, bezu&#x0364;glich auf die Mittel, an welchen die&#x017F;e<lb/>
Erfahrungen gemacht &#x017F;ind; aber es finden &#x017F;ich man-<lb/>
che Ausnahmen de&#x017F;&#x017F;elben.&#x201C;</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">III.</hi> &#x201E;Denn die Erfahrungen des Herrn Dollond<lb/>
bewei&#x017F;en, daß der Unter&#x017F;chied der Brechung zwi&#x017F;chen<lb/>
den rothen und violetten Strahlen, im Verha&#x0364;ltniß<lb/>
zu der Refraction des ganzen Strahlenpin&#x017F;els, gro&#x0364;ßer<lb/>
i&#x017F;t in gewi&#x017F;&#x017F;en Glasarten als im Wa&#x017F;&#x017F;er, und gro&#x0364;ßer<lb/>
im Flintglas als im Crownglas.&#x201C;</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">IV.</hi> &#x201E;Die er&#x017F;te Reihe der obenerwa&#x0364;hnten Ver&#x017F;uche<lb/>
zeigt, daß die Eigen&#x017F;chaft, die farbigen Strahlen<lb/>
in einem ho&#x0364;heren Grade als Crownglas zu zer&#x017F;treuen,<lb/>
nicht auf wenige Mittel begra&#x0364;nzt i&#x017F;t, &#x017F;ondern einer<lb/>
großen Mannigfaltigkeit von Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeiten angeho&#x0364;rt, und<lb/>
einigen der&#x017F;elben in ganz außerordentlichem Grade.<lb/>
Metallauflo&#x0364;&#x017F;ungen, we&#x017F;entliche Oele, minerali&#x017F;che<lb/>
Sa&#x0364;uren, mit Ausnahme der vitrioli&#x017F;chen, &#x017F;ind in<lb/>
die&#x017F;em Betracht ho&#x0364;ch&#x017F;t merkwu&#x0364;rdig.&#x201C;</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">V.</hi> &#x201E;Einige Folgerungen, die &#x017F;ich aus Verbin-<lb/>
dung &#x017F;olcher Mittel, welche eine ver&#x017F;chiedene zer&#x017F;treuen-<lb/>
de Kraft haben, ergeben und bisher noch nicht genug<lb/>
beachtet worden, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e erkla&#x0364;ren.<lb/>
Obgleich die gro&#x0364;ßere Refrangibilita&#x0364;t der violetten vor<lb/>
den rothen Strahlen, wenn das Licht aus irgend ei-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[649/0683] und geringſt brechbaren Strahlen immer in einem ge- gebenen Verhaͤltniſſe zu der Refraction der mittelſt re- frangiblen ſtehe. Man zweifelt nicht, daß dieſer Satz wahr ſey, bezuͤglich auf die Mittel, an welchen dieſe Erfahrungen gemacht ſind; aber es finden ſich man- che Ausnahmen deſſelben.“ III. „Denn die Erfahrungen des Herrn Dollond beweiſen, daß der Unterſchied der Brechung zwiſchen den rothen und violetten Strahlen, im Verhaͤltniß zu der Refraction des ganzen Strahlenpinſels, groͤßer iſt in gewiſſen Glasarten als im Waſſer, und groͤßer im Flintglas als im Crownglas.“ IV. „Die erſte Reihe der obenerwaͤhnten Verſuche zeigt, daß die Eigenſchaft, die farbigen Strahlen in einem hoͤheren Grade als Crownglas zu zerſtreuen, nicht auf wenige Mittel begraͤnzt iſt, ſondern einer großen Mannigfaltigkeit von Fluͤſſigkeiten angehoͤrt, und einigen derſelben in ganz außerordentlichem Grade. Metallaufloͤſungen, weſentliche Oele, mineraliſche Saͤuren, mit Ausnahme der vitrioliſchen, ſind in dieſem Betracht hoͤchſt merkwuͤrdig.“ V. „Einige Folgerungen, die ſich aus Verbin- dung ſolcher Mittel, welche eine verſchiedene zerſtreuen- de Kraft haben, ergeben und bisher noch nicht genug beachtet worden, laſſen ſich auf dieſe Weiſe erklaͤren. Obgleich die groͤßere Refrangibilitaͤt der violetten vor den rothen Strahlen, wenn das Licht aus irgend ei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/683
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/683>, abgerufen am 22.11.2024.