Wir stammen unser sechs Geschwister Von einem wundersamen Paar, Die Mutter ewig ernst und düster, Der Vater fröhlich immerdar; Von beyden erbten wir die Tugend, Von ihr die Milde, von ihm den Glanz: So drehn wir uns in ewiger Jugend Um Dich herum im Zirkeltanz. Gern meiden wir die schwarzen Höhlen Und lieben uns den heitern Tag, Wir sind es, die die Welt beseelen Mit unsers Lebens Zauberschlag. Wir sind des Frühlings lust'ge Boten Und führen seinen muntern Reihn; Drum fliehen wir das Haus der Todten, Denn um uns her muß Leben seyn. Uns mag kein Glücklicher entbehren, Wir sind dabey, wo man sich freut, Und läßt der Kaiser sich verehren, Wir leihen ihm die Herrlichkeit. Schiller.
Wir ſtammen unſer ſechs Geſchwiſter Von einem wunderſamen Paar, Die Mutter ewig ernſt und duͤſter, Der Vater froͤhlich immerdar; Von beyden erbten wir die Tugend, Von ihr die Milde, von ihm den Glanz: So drehn wir uns in ewiger Jugend Um Dich herum im Zirkeltanz. Gern meiden wir die ſchwarzen Hoͤhlen Und lieben uns den heitern Tag, Wir ſind es, die die Welt beſeelen Mit unſers Lebens Zauberſchlag. Wir ſind des Fruͤhlings luſt’ge Boten Und fuͤhren ſeinen muntern Reihn; Drum fliehen wir das Haus der Todten, Denn um uns her muß Leben ſeyn. Uns mag kein Gluͤcklicher entbehren, Wir ſind dabey, wo man ſich freut, Und laͤßt der Kaiſer ſich verehren, Wir leihen ihm die Herrlichkeit. Schiller.
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[[694]/0728]
Wir ſtammen unſer ſechs Geſchwiſter
Von einem wunderſamen Paar,
Die Mutter ewig ernſt und duͤſter,
Der Vater froͤhlich immerdar;
Von beyden erbten wir die Tugend,
Von ihr die Milde, von ihm den Glanz:
So drehn wir uns in ewiger Jugend
Um Dich herum im Zirkeltanz.
Gern meiden wir die ſchwarzen Hoͤhlen
Und lieben uns den heitern Tag,
Wir ſind es, die die Welt beſeelen
Mit unſers Lebens Zauberſchlag.
Wir ſind des Fruͤhlings luſt’ge Boten
Und fuͤhren ſeinen muntern Reihn;
Drum fliehen wir das Haus der Todten,
Denn um uns her muß Leben ſeyn.
Uns mag kein Gluͤcklicher entbehren,
Wir ſind dabey, wo man ſich freut,
Und laͤßt der Kaiſer ſich verehren,
Wir leihen ihm die Herrlichkeit.
Schiller.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. [694]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/728>, abgerufen am 22.11.2024.
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