gen sich ein wenig ins Rothe und werden dann feuer- farb, aber bald verändern sie auch diese Farbe wieder, weil ein reines Schwarz sich ursprünglich in ihnen befindet.
53.
Es ist offenbar, daß auch die Reiser, die Här- chen und die Blätter dieser Pflanzen einige Schwärze zeigen, weil sich eine solche Farbe häufig in ihnen befindet; daß aber die schwarzen Früchte beyde Farben in sich haben, zeigt der Saft, welcher weinhaft aussieht.
54.
Bey der Entstehung aber ist die rothe Farbe später als die schwarze, wie man an dem Pflaster unter den Dachtraufen sieht und überall, wo an schattigen Orten mäßiges Wasser fließt; alles verwandelt sich da aus der grünen in die rothe Farbe und das Pflaster wird, als wenn beym Schlachten frisches Blut ausgegossen worden wäre. Denn die grüne Farbe ist hier weiter durchgekocht worden, zuletzt aber wirds auch hier sehr schwarz und blau, wie es an den Früchten geschieht.
55.
Davon aber, daß die Farbe der Früchte sich ver- wandelt, wenn die ersten Farben durch die folgenden überwältigt werden, lassen sich Beyspiele an der Frucht des Granatbaums und an den Rosenblättern zeigen; denn beyde sind anfänglich weiß, zuletzt aber, wenn die Säfte älter und durch Kochung gefärbt werden, so verwandeln sie sich in Purpur und hochrothe Farbe.
gen ſich ein wenig ins Rothe und werden dann feuer- farb, aber bald veraͤndern ſie auch dieſe Farbe wieder, weil ein reines Schwarz ſich urſpruͤnglich in ihnen befindet.
53.
Es iſt offenbar, daß auch die Reiſer, die Haͤr- chen und die Blaͤtter dieſer Pflanzen einige Schwaͤrze zeigen, weil ſich eine ſolche Farbe haͤufig in ihnen befindet; daß aber die ſchwarzen Fruͤchte beyde Farben in ſich haben, zeigt der Saft, welcher weinhaft ausſieht.
54.
Bey der Entſtehung aber iſt die rothe Farbe ſpaͤter als die ſchwarze, wie man an dem Pflaſter unter den Dachtraufen ſieht und uͤberall, wo an ſchattigen Orten maͤßiges Waſſer fließt; alles verwandelt ſich da aus der gruͤnen in die rothe Farbe und das Pflaſter wird, als wenn beym Schlachten friſches Blut ausgegoſſen worden waͤre. Denn die gruͤne Farbe iſt hier weiter durchgekocht worden, zuletzt aber wirds auch hier ſehr ſchwarz und blau, wie es an den Fruͤchten geſchieht.
55.
Davon aber, daß die Farbe der Fruͤchte ſich ver- wandelt, wenn die erſten Farben durch die folgenden uͤberwaͤltigt werden, laſſen ſich Beyſpiele an der Frucht des Granatbaums und an den Roſenblaͤttern zeigen; denn beyde ſind anfaͤnglich weiß, zuletzt aber, wenn die Saͤfte aͤlter und durch Kochung gefaͤrbt werden, ſo verwandeln ſie ſich in Purpur und hochrothe Farbe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0076"n="42"/>
gen ſich ein wenig ins Rothe und werden dann feuer-<lb/>
farb, aber bald veraͤndern ſie auch dieſe Farbe wieder,<lb/>
weil ein reines Schwarz ſich urſpruͤnglich in ihnen befindet.</p></div><lb/><divn="4"><head>53.</head><lb/><p>Es iſt offenbar, daß auch die Reiſer, die Haͤr-<lb/>
chen und die Blaͤtter dieſer Pflanzen einige Schwaͤrze<lb/>
zeigen, weil ſich eine ſolche Farbe haͤufig in ihnen<lb/>
befindet; daß aber die ſchwarzen Fruͤchte beyde Farben<lb/>
in ſich haben, zeigt der Saft, welcher weinhaft ausſieht.</p></div><lb/><divn="4"><head>54.</head><lb/><p>Bey der Entſtehung aber iſt die rothe Farbe ſpaͤter<lb/>
als die ſchwarze, wie man an dem Pflaſter unter den<lb/>
Dachtraufen ſieht und uͤberall, wo an ſchattigen Orten<lb/>
maͤßiges Waſſer fließt; alles verwandelt ſich da aus<lb/>
der gruͤnen in die rothe Farbe und das Pflaſter wird,<lb/>
als wenn beym Schlachten friſches Blut ausgegoſſen<lb/>
worden waͤre. Denn die gruͤne Farbe iſt hier weiter<lb/>
durchgekocht worden, zuletzt aber wirds auch hier ſehr<lb/>ſchwarz und blau, wie es an den Fruͤchten geſchieht.</p></div><lb/><divn="4"><head>55.</head><lb/><p>Davon aber, daß die Farbe der Fruͤchte ſich ver-<lb/>
wandelt, wenn die erſten Farben durch die folgenden<lb/>
uͤberwaͤltigt werden, laſſen ſich Beyſpiele an der Frucht<lb/>
des Granatbaums und an den Roſenblaͤttern zeigen;<lb/>
denn beyde ſind anfaͤnglich weiß, zuletzt aber, wenn<lb/>
die Saͤfte aͤlter und durch Kochung gefaͤrbt werden, ſo<lb/>
verwandeln ſie ſich in Purpur und hochrothe Farbe.</p></div><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[42/0076]
gen ſich ein wenig ins Rothe und werden dann feuer-
farb, aber bald veraͤndern ſie auch dieſe Farbe wieder,
weil ein reines Schwarz ſich urſpruͤnglich in ihnen befindet.
53.
Es iſt offenbar, daß auch die Reiſer, die Haͤr-
chen und die Blaͤtter dieſer Pflanzen einige Schwaͤrze
zeigen, weil ſich eine ſolche Farbe haͤufig in ihnen
befindet; daß aber die ſchwarzen Fruͤchte beyde Farben
in ſich haben, zeigt der Saft, welcher weinhaft ausſieht.
54.
Bey der Entſtehung aber iſt die rothe Farbe ſpaͤter
als die ſchwarze, wie man an dem Pflaſter unter den
Dachtraufen ſieht und uͤberall, wo an ſchattigen Orten
maͤßiges Waſſer fließt; alles verwandelt ſich da aus
der gruͤnen in die rothe Farbe und das Pflaſter wird,
als wenn beym Schlachten friſches Blut ausgegoſſen
worden waͤre. Denn die gruͤne Farbe iſt hier weiter
durchgekocht worden, zuletzt aber wirds auch hier ſehr
ſchwarz und blau, wie es an den Fruͤchten geſchieht.
55.
Davon aber, daß die Farbe der Fruͤchte ſich ver-
wandelt, wenn die erſten Farben durch die folgenden
uͤberwaͤltigt werden, laſſen ſich Beyſpiele an der Frucht
des Granatbaums und an den Roſenblaͤttern zeigen;
denn beyde ſind anfaͤnglich weiß, zuletzt aber, wenn
die Saͤfte aͤlter und durch Kochung gefaͤrbt werden, ſo
verwandeln ſie ſich in Purpur und hochrothe Farbe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/76>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.