steht, schwarz werden, als um welche Zeit auch seine Wärme den höchsten Punkt erreicht hat. Denn zu An- fang der Organisation ist die Wärme viel schwächer, als um die Zeit, wo (sonst) das Haar (wieder) weiß zu werden anfängt.
79.
Die Unrichtigkeit jener Meynung ergibt sich auch an den weißen Thieren. Einige sind nämlich gleich anfänglich von der weißesten Farbe, denen gleich An- fangs die meiste Nahrung zufließt, und in denen die Feuchtigkeit nicht vor der Zeit vertrocknet; hingegen bey fortschreitendem Alter, wenn ihnen mindere Nah- rung zufließt, werden sie gelb. Andere sind von An- fang gelb und auf dem Gipfel ihres Wachsthums sehr weiß. Wie denn auch die Farbe der Vögel sich wie- der verändert; wenn die Nahrung abnimmt, werden sie alle gelb, besonders um den Hals, und überhaupt an allen den Stellen, welche bey abnehmender Feuchtigkeit Mangel an Nahrung haben. Denn so wie das Röth- liche ins Weiße sich verwandelt, und das Schwarze ins Röthliche; so geht auch das Weiße ins Gelbe über.
80.
Etwas Aehnliches begegnet auch mit den Pflanzen. Denn einige, wenn sie schon durch Kochung in eine andere Farbe übergegangen, kehren doch wieder zur er- sten zurück. Dieses ist am deutlichsten am Granat- apfel zu sehen; denn im Anfange sind die Kerne der
4 *
ſteht, ſchwarz werden, als um welche Zeit auch ſeine Waͤrme den hoͤchſten Punkt erreicht hat. Denn zu An- fang der Organiſation iſt die Waͤrme viel ſchwaͤcher, als um die Zeit, wo (ſonſt) das Haar (wieder) weiß zu werden anfaͤngt.
79.
Die Unrichtigkeit jener Meynung ergibt ſich auch an den weißen Thieren. Einige ſind naͤmlich gleich anfaͤnglich von der weißeſten Farbe, denen gleich An- fangs die meiſte Nahrung zufließt, und in denen die Feuchtigkeit nicht vor der Zeit vertrocknet; hingegen bey fortſchreitendem Alter, wenn ihnen mindere Nah- rung zufließt, werden ſie gelb. Andere ſind von An- fang gelb und auf dem Gipfel ihres Wachsthums ſehr weiß. Wie denn auch die Farbe der Voͤgel ſich wie- der veraͤndert; wenn die Nahrung abnimmt, werden ſie alle gelb, beſonders um den Hals, und uͤberhaupt an allen den Stellen, welche bey abnehmender Feuchtigkeit Mangel an Nahrung haben. Denn ſo wie das Roͤth- liche ins Weiße ſich verwandelt, und das Schwarze ins Roͤthliche; ſo geht auch das Weiße ins Gelbe uͤber.
80.
Etwas Aehnliches begegnet auch mit den Pflanzen. Denn einige, wenn ſie ſchon durch Kochung in eine andere Farbe uͤbergegangen, kehren doch wieder zur er- ſten zuruͤck. Dieſes iſt am deutlichſten am Granat- apfel zu ſehen; denn im Anfange ſind die Kerne der
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ſteht, ſchwarz werden, als um welche Zeit auch ſeine
Waͤrme den hoͤchſten Punkt erreicht hat. Denn zu An-
fang der Organiſation iſt die Waͤrme viel ſchwaͤcher,
als um die Zeit, wo (ſonſt) das Haar (wieder) weiß
zu werden anfaͤngt.
79.
Die Unrichtigkeit jener Meynung ergibt ſich auch
an den weißen Thieren. Einige ſind naͤmlich gleich
anfaͤnglich von der weißeſten Farbe, denen gleich An-
fangs die meiſte Nahrung zufließt, und in denen die
Feuchtigkeit nicht vor der Zeit vertrocknet; hingegen
bey fortſchreitendem Alter, wenn ihnen mindere Nah-
rung zufließt, werden ſie gelb. Andere ſind von An-
fang gelb und auf dem Gipfel ihres Wachsthums ſehr
weiß. Wie denn auch die Farbe der Voͤgel ſich wie-
der veraͤndert; wenn die Nahrung abnimmt, werden ſie
alle gelb, beſonders um den Hals, und uͤberhaupt an
allen den Stellen, welche bey abnehmender Feuchtigkeit
Mangel an Nahrung haben. Denn ſo wie das Roͤth-
liche ins Weiße ſich verwandelt, und das Schwarze
ins Roͤthliche; ſo geht auch das Weiße ins Gelbe
uͤber.
80.
Etwas Aehnliches begegnet auch mit den Pflanzen.
Denn einige, wenn ſie ſchon durch Kochung in eine
andere Farbe uͤbergegangen, kehren doch wieder zur er-
ſten zuruͤck. Dieſes iſt am deutlichſten am Granat-
apfel zu ſehen; denn im Anfange ſind die Kerne der
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/85>, abgerufen am 27.11.2024.
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