Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Das ist das beste Mittel, glaub', Auf achtzig Jahr dich zu verjüngen! Faust. Das bin ich nicht gewöhnt, ich kann mich nicht bequemen, Den Spaten in die Hand zu nehmen, Das enge Leben steht mir gar nicht an. Mephistopheles. So muß denn doch die Hexe dran. Faust. Warum denn just das alte Weib? Kannst du den Trank nicht selber brauen? Mephistopheles. Das wär' ein schöner Zeitvertreib! Ich wollt' indeß wohl tausend Brücken bauen. Nicht Kunst und Wissenschaft allein, Geduld will bey dem Werke seyn. Ein stiller Geist ist Jahre lang geschäftig, Die Zeit nur macht die feine Gährung kräftig. Und alles was dazu gehört Es sind gar wunderbare Sachen! Der Teufel hat sie's zwar gelehrt; Allein der Teufel kann's nicht machen.
Das iſt das beſte Mittel, glaub’, Auf achtzig Jahr dich zu verjuͤngen! Fauſt. Das bin ich nicht gewoͤhnt, ich kann mich nicht bequemen, Den Spaten in die Hand zu nehmen, Das enge Leben ſteht mir gar nicht an. Mephiſtopheles. So muß denn doch die Hexe dran. Fauſt. Warum denn juſt das alte Weib? Kannſt du den Trank nicht ſelber brauen? Mephiſtopheles. Das waͤr’ ein ſchoͤner Zeitvertreib! Ich wollt’ indeß wohl tauſend Bruͤcken bauen. Nicht Kunſt und Wiſſenſchaft allein, Geduld will bey dem Werke ſeyn. Ein ſtiller Geiſt iſt Jahre lang geſchaͤftig, Die Zeit nur macht die feine Gaͤhrung kraͤftig. Und alles was dazu gehoͤrt Es ſind gar wunderbare Sachen! Der Teufel hat ſie’s zwar gelehrt; Allein der Teufel kann’s nicht machen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MEP"> <p><pb facs="#f0156" n="150"/> Das iſt das beſte Mittel, glaub’,<lb/> Auf achtzig Jahr dich zu verjuͤngen!</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Das bin ich nicht gewoͤhnt, ich kann mich nicht bequemen,<lb/> Den Spaten in die Hand zu nehmen,<lb/> Das enge Leben ſteht mir gar nicht an.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>So muß denn doch die Hexe dran.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Warum denn juſt das alte Weib?<lb/> Kannſt du den Trank nicht ſelber brauen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Das waͤr’ ein ſchoͤner Zeitvertreib!<lb/> Ich wollt’ indeß wohl tauſend Bruͤcken bauen.<lb/> Nicht Kunſt und Wiſſenſchaft allein,<lb/> Geduld will bey dem Werke ſeyn.<lb/> Ein ſtiller Geiſt iſt Jahre lang geſchaͤftig,<lb/> Die Zeit nur macht die feine Gaͤhrung kraͤftig.<lb/> Und alles was dazu gehoͤrt<lb/> Es ſind gar wunderbare Sachen!<lb/> Der Teufel hat ſie’s zwar gelehrt;<lb/> Allein der Teufel kann’s nicht machen.</p><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0156]
Das iſt das beſte Mittel, glaub’,
Auf achtzig Jahr dich zu verjuͤngen!
Fauſt.
Das bin ich nicht gewoͤhnt, ich kann mich nicht bequemen,
Den Spaten in die Hand zu nehmen,
Das enge Leben ſteht mir gar nicht an.
Mephiſtopheles.
So muß denn doch die Hexe dran.
Fauſt.
Warum denn juſt das alte Weib?
Kannſt du den Trank nicht ſelber brauen?
Mephiſtopheles.
Das waͤr’ ein ſchoͤner Zeitvertreib!
Ich wollt’ indeß wohl tauſend Bruͤcken bauen.
Nicht Kunſt und Wiſſenſchaft allein,
Geduld will bey dem Werke ſeyn.
Ein ſtiller Geiſt iſt Jahre lang geſchaͤftig,
Die Zeit nur macht die feine Gaͤhrung kraͤftig.
Und alles was dazu gehoͤrt
Es ſind gar wunderbare Sachen!
Der Teufel hat ſie’s zwar gelehrt;
Allein der Teufel kann’s nicht machen.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/156>, abgerufen am 16.02.2025. |