Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808. Mephistopheles. Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos; Doch bitt' ich, laßt's euch nicht verdrießen: Was hilft's nur g'rade zu genießen? Die Freud' ist lange nicht so groß, Als wenn ihr erst herauf, herum, Durch allerley Brimborium, Das Püppchen geknetet und zugericht't, Wie's lehret manche welsche Geschicht'. Faust. Hab' Appetit auch ohne das. Mephistopheles. Jetzt ohne Schimpf und ohne Spaß. Ich sag' euch, mit dem schönen Kind Geht's ein-für allemal nicht geschwind. Mit Sturm ist da nichts einzunehmen; Wir müssen uns zur List bequemen. Faust. Schaff' mir etwas vom Engelsschatz! Führ' mich an ihren Ruheplatz! Schaff' mir ein Halstuch von ihrer Brust, Ein Strumpfband meiner Liebeslust! Mephiſtopheles. Ihr ſprecht ſchon faſt wie ein Franzos; Doch bitt’ ich, laßt’s euch nicht verdrießen: Was hilft’s nur g’rade zu genießen? Die Freud’ iſt lange nicht ſo groß, Als wenn ihr erſt herauf, herum, Durch allerley Brimborium, Das Puͤppchen geknetet und zugericht’t, Wie’s lehret manche welſche Geſchicht’. Fauſt. Hab’ Appetit auch ohne das. Mephiſtopheles. Jetzt ohne Schimpf und ohne Spaß. Ich ſag’ euch, mit dem ſchoͤnen Kind Geht’s ein-fuͤr allemal nicht geſchwind. Mit Sturm iſt da nichts einzunehmen; Wir muͤſſen uns zur Liſt bequemen. Fauſt. Schaff’ mir etwas vom Engelsſchatz! Fuͤhr’ mich an ihren Ruheplatz! Schaff’ mir ein Halstuch von ihrer Bruſt, Ein Strumpfband meiner Liebesluſt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0175" n="169"/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr ſprecht ſchon faſt wie ein Franzos;<lb/> Doch bitt’ ich, laßt’s euch nicht verdrießen:<lb/> Was hilft’s nur g’rade zu genießen?<lb/> Die Freud’ iſt lange nicht ſo groß,<lb/> Als wenn ihr erſt herauf, herum,<lb/> Durch allerley Brimborium,<lb/> Das Puͤppchen geknetet und zugericht’t,<lb/> Wie’s lehret manche welſche Geſchicht’.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Hab’ Appetit auch ohne das.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Jetzt ohne Schimpf und ohne Spaß.<lb/> Ich ſag’ euch, mit dem ſchoͤnen Kind<lb/> Geht’s ein-fuͤr allemal nicht geſchwind.<lb/> Mit Sturm iſt da nichts einzunehmen;<lb/> Wir muͤſſen uns zur Liſt bequemen.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Schaff’ mir etwas vom Engelsſchatz!<lb/> Fuͤhr’ mich an ihren Ruheplatz!<lb/> Schaff’ mir ein Halstuch von ihrer Bruſt,<lb/> Ein Strumpfband meiner Liebesluſt!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0175]
Mephiſtopheles.
Ihr ſprecht ſchon faſt wie ein Franzos;
Doch bitt’ ich, laßt’s euch nicht verdrießen:
Was hilft’s nur g’rade zu genießen?
Die Freud’ iſt lange nicht ſo groß,
Als wenn ihr erſt herauf, herum,
Durch allerley Brimborium,
Das Puͤppchen geknetet und zugericht’t,
Wie’s lehret manche welſche Geſchicht’.
Fauſt.
Hab’ Appetit auch ohne das.
Mephiſtopheles.
Jetzt ohne Schimpf und ohne Spaß.
Ich ſag’ euch, mit dem ſchoͤnen Kind
Geht’s ein-fuͤr allemal nicht geſchwind.
Mit Sturm iſt da nichts einzunehmen;
Wir muͤſſen uns zur Liſt bequemen.
Fauſt.
Schaff’ mir etwas vom Engelsſchatz!
Fuͤhr’ mich an ihren Ruheplatz!
Schaff’ mir ein Halstuch von ihrer Bruſt,
Ein Strumpfband meiner Liebesluſt!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/175 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/175>, abgerufen am 16.02.2025. |