Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Er sprach: So ist man recht gesinnt!
Wer überwindet der gewinnt.
Die Kirche hat einen guten Magen,
Hat ganze Länder aufgefressen,
Und doch noch nie sich übergessen;
Die Kirch' allein, meine lieben Frauen,
Kann ungerechtes Gut verdauen.
Faust.
Das ist ein allgemeiner Brauch,
Ein Jud' und König kann es auch.
Mephistopheles.
Strich drauf ein Spange, Kett' und Ring',
Als wären's eben Pfifferling',
Dankt' nicht weniger und nicht mehr,
Als ob's ein Korb voll Nüsse wär',
Versprach ihnen allen himmlischen Lohn --
Und sie waren sehr erbaut davon.
Faust.
Und Gretchen?
Mephistopheles.
Sitzt nun unruhvoll,
Weiß weder was sie will noch soll,
Er ſprach: So iſt man recht geſinnt!
Wer uͤberwindet der gewinnt.
Die Kirche hat einen guten Magen,
Hat ganze Laͤnder aufgefreſſen,
Und doch noch nie ſich uͤbergeſſen;
Die Kirch’ allein, meine lieben Frauen,
Kann ungerechtes Gut verdauen.
Fauſt.
Das iſt ein allgemeiner Brauch,
Ein Jud’ und Koͤnig kann es auch.
Mephiſtopheles.
Strich drauf ein Spange, Kett’ und Ring’,
Als waͤren’s eben Pfifferling’,
Dankt’ nicht weniger und nicht mehr,
Als ob’s ein Korb voll Nuͤſſe waͤr’,
Verſprach ihnen allen himmliſchen Lohn —
Und ſie waren ſehr erbaut davon.
Fauſt.
Und Gretchen?
Mephiſtopheles.
Sitzt nun unruhvoll,
Weiß weder was ſie will noch ſoll,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MEP">
            <p><pb facs="#f0188" n="182"/>
Er &#x017F;prach: So i&#x017F;t man recht ge&#x017F;innt!<lb/>
Wer u&#x0364;berwindet der gewinnt.<lb/>
Die Kirche hat einen guten Magen,<lb/>
Hat ganze La&#x0364;nder aufgefre&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Und doch noch nie &#x017F;ich u&#x0364;berge&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
Die Kirch&#x2019; allein, meine lieben Frauen,<lb/>
Kann ungerechtes Gut verdauen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FAU">
            <speaker><hi rendition="#g">Fau&#x017F;t</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Das i&#x017F;t ein allgemeiner Brauch,<lb/>
Ein Jud&#x2019; und Ko&#x0364;nig kann es auch.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker><hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Strich drauf ein Spange, Kett&#x2019; und Ring&#x2019;,<lb/>
Als wa&#x0364;ren&#x2019;s eben Pfifferling&#x2019;,<lb/>
Dankt&#x2019; nicht weniger und nicht mehr,<lb/>
Als ob&#x2019;s ein Korb voll Nu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e wa&#x0364;r&#x2019;,<lb/>
Ver&#x017F;prach ihnen allen himmli&#x017F;chen Lohn &#x2014;<lb/>
Und &#x017F;ie waren &#x017F;ehr erbaut davon.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FAU">
            <speaker><hi rendition="#g">Fau&#x017F;t</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Und Gretchen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker><hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi>.</speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#c">Sitzt nun unruhvoll,</hi><lb/>
Weiß weder was &#x017F;ie will noch &#x017F;oll,<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0188] Er ſprach: So iſt man recht geſinnt! Wer uͤberwindet der gewinnt. Die Kirche hat einen guten Magen, Hat ganze Laͤnder aufgefreſſen, Und doch noch nie ſich uͤbergeſſen; Die Kirch’ allein, meine lieben Frauen, Kann ungerechtes Gut verdauen. Fauſt. Das iſt ein allgemeiner Brauch, Ein Jud’ und Koͤnig kann es auch. Mephiſtopheles. Strich drauf ein Spange, Kett’ und Ring’, Als waͤren’s eben Pfifferling’, Dankt’ nicht weniger und nicht mehr, Als ob’s ein Korb voll Nuͤſſe waͤr’, Verſprach ihnen allen himmliſchen Lohn — Und ſie waren ſehr erbaut davon. Fauſt. Und Gretchen? Mephiſtopheles. Sitzt nun unruhvoll, Weiß weder was ſie will noch ſoll,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/188
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/188>, abgerufen am 21.11.2024.