Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Und ich empfing denn auch, wie sich's gebührte, Mein wohlgemess'nes Theil davon. Marthe. Ey wie? Ey wo? Hat er's vielleicht vergraben? Mephistopheles. Wer weiß, wo nun es die vier Winde haben. Ein schönes Fräulein nahm sich seiner an, Als er in Napel fremd umher spazirte; Sie hat an ihm viel Lieb's und Treu's gethan, Daß er's bis an sein selig Ende spürte. Marthe. Der Schelm! der Dieb an seinen Kindern! Auch alles Elend, alle Noth Konnt' nicht sein schändlich Leben hindern! Mephistopheles. Ja seht! dafür ist er nun todt. Wär' ich nun jetzt an eurem Platze; Betraurt' ich ihn ein züchtig Jahr, Visirte dann unterweil' nach einem neuen Schatze. Marthe. Ach Gott! wie doch mein erster war, Find' ich nicht leicht auf dieser Welt den andern!
Und ich empfing denn auch, wie ſich’s gebuͤhrte, Mein wohlgemeſſ’nes Theil davon. Marthe. Ey wie? Ey wo? Hat er’s vielleicht vergraben? Mephiſtopheles. Wer weiß, wo nun es die vier Winde haben. Ein ſchoͤnes Fraͤulein nahm ſich ſeiner an, Als er in Napel fremd umher ſpazirte; Sie hat an ihm viel Lieb’s und Treu’s gethan, Daß er’s bis an ſein ſelig Ende ſpuͤrte. Marthe. Der Schelm! der Dieb an ſeinen Kindern! Auch alles Elend, alle Noth Konnt’ nicht ſein ſchaͤndlich Leben hindern! Mephiſtopheles. Ja ſeht! dafuͤr iſt er nun todt. Waͤr’ ich nun jetzt an eurem Platze; Betraurt’ ich ihn ein zuͤchtig Jahr, Viſirte dann unterweil’ nach einem neuen Schatze. Marthe. Ach Gott! wie doch mein erſter war, Find’ ich nicht leicht auf dieſer Welt den andern! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MEP"> <p><pb facs="#f0198" n="192"/> Und ich empfing denn auch, wie ſich’s gebuͤhrte,<lb/> Mein wohlgemeſſ’nes Theil davon.</p> </sp><lb/> <sp who="#MARTHE"> <speaker><hi rendition="#g">Marthe</hi>.</speaker><lb/> <p>Ey wie? Ey wo? Hat er’s vielleicht vergraben?</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Wer weiß, wo nun es die vier Winde haben.<lb/> Ein ſchoͤnes Fraͤulein nahm ſich ſeiner an,<lb/> Als er in Napel fremd umher ſpazirte;<lb/> Sie hat an ihm viel Lieb’s und Treu’s gethan,<lb/> Daß er’s bis an ſein ſelig Ende ſpuͤrte.</p> </sp><lb/> <sp who="#MARTHE"> <speaker><hi rendition="#g">Marthe</hi>.</speaker><lb/> <p>Der Schelm! der Dieb an ſeinen Kindern!<lb/> Auch alles Elend, alle Noth<lb/> Konnt’ nicht ſein ſchaͤndlich Leben hindern!</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja ſeht! dafuͤr iſt er nun todt.<lb/> Waͤr’ ich nun jetzt an eurem Platze;<lb/> Betraurt’ ich ihn ein zuͤchtig Jahr,<lb/> Viſirte dann unterweil’ nach einem neuen Schatze.</p> </sp><lb/> <sp who="#MARTHE"> <speaker><hi rendition="#g">Marthe</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach Gott! wie doch mein erſter war,<lb/> Find’ ich nicht leicht auf dieſer Welt den andern!<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0198]
Und ich empfing denn auch, wie ſich’s gebuͤhrte,
Mein wohlgemeſſ’nes Theil davon.
Marthe.
Ey wie? Ey wo? Hat er’s vielleicht vergraben?
Mephiſtopheles.
Wer weiß, wo nun es die vier Winde haben.
Ein ſchoͤnes Fraͤulein nahm ſich ſeiner an,
Als er in Napel fremd umher ſpazirte;
Sie hat an ihm viel Lieb’s und Treu’s gethan,
Daß er’s bis an ſein ſelig Ende ſpuͤrte.
Marthe.
Der Schelm! der Dieb an ſeinen Kindern!
Auch alles Elend, alle Noth
Konnt’ nicht ſein ſchaͤndlich Leben hindern!
Mephiſtopheles.
Ja ſeht! dafuͤr iſt er nun todt.
Waͤr’ ich nun jetzt an eurem Platze;
Betraurt’ ich ihn ein zuͤchtig Jahr,
Viſirte dann unterweil’ nach einem neuen Schatze.
Marthe.
Ach Gott! wie doch mein erſter war,
Find’ ich nicht leicht auf dieſer Welt den andern!
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/198>, abgerufen am 16.02.2025. |