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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.

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Und wo ihr's packt, da ist's interessant.
In bunten Bildern wenig Klarheit,
Viel Irrthum und ein Fünkchen Wahrheit,
So wird der beste Trank gebraut,
Der alle Welt erquickt und auferbaut.
Dann sammelt sich der Jugend schönste Blüte
Vor eurem Spiel und lauscht der Offenbarung,
Dann sauget jedes zärtliche Gemüthe
Aus eurem Werk sich melanchol'sche Nahrung;
Dann wird bald dies bald jenes aufgeregt,
Ein jeder sieht was er im Herzen trägt.
Noch sind sie gleich bereit zu weinen und zu lachen,
Sie ehren noch den Schwung, erfreuen sich am Schein;
Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen,
Ein Werdender wird immer dankbar seyn.
Dichter.
So gieb mir auch die Zeiten wieder,
Da ich noch selbst im Werden war,
Da sich ein Quell gedrängter Lieder
Ununterbrochen neu gebar,
Da Nebel mir die Welt verhüllten,
Die Knospe Wunder noch versprach,
Und wo ihr’s packt, da iſt’s intereſſant.
In bunten Bildern wenig Klarheit,
Viel Irrthum und ein Fuͤnkchen Wahrheit,
So wird der beſte Trank gebraut,
Der alle Welt erquickt und auferbaut.
Dann ſammelt ſich der Jugend ſchoͤnſte Bluͤte
Vor eurem Spiel und lauſcht der Offenbarung,
Dann ſauget jedes zaͤrtliche Gemuͤthe
Aus eurem Werk ſich melanchol’ſche Nahrung;
Dann wird bald dies bald jenes aufgeregt,
Ein jeder ſieht was er im Herzen traͤgt.
Noch ſind ſie gleich bereit zu weinen und zu lachen,
Sie ehren noch den Schwung, erfreuen ſich am Schein;
Wer fertig iſt, dem iſt nichts recht zu machen,
Ein Werdender wird immer dankbar ſeyn.
Dichter.
So gieb mir auch die Zeiten wieder,
Da ich noch ſelbſt im Werden war,
Da ſich ein Quell gedraͤngter Lieder
Ununterbrochen neu gebar,
Da Nebel mir die Welt verhuͤllten,
Die Knospe Wunder noch verſprach,
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[16/0022] Und wo ihr’s packt, da iſt’s intereſſant. In bunten Bildern wenig Klarheit, Viel Irrthum und ein Fuͤnkchen Wahrheit, So wird der beſte Trank gebraut, Der alle Welt erquickt und auferbaut. Dann ſammelt ſich der Jugend ſchoͤnſte Bluͤte Vor eurem Spiel und lauſcht der Offenbarung, Dann ſauget jedes zaͤrtliche Gemuͤthe Aus eurem Werk ſich melanchol’ſche Nahrung; Dann wird bald dies bald jenes aufgeregt, Ein jeder ſieht was er im Herzen traͤgt. Noch ſind ſie gleich bereit zu weinen und zu lachen, Sie ehren noch den Schwung, erfreuen ſich am Schein; Wer fertig iſt, dem iſt nichts recht zu machen, Ein Werdender wird immer dankbar ſeyn. Dichter. So gieb mir auch die Zeiten wieder, Da ich noch ſelbſt im Werden war, Da ſich ein Quell gedraͤngter Lieder Ununterbrochen neu gebar, Da Nebel mir die Welt verhuͤllten, Die Knospe Wunder noch verſprach,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/22>, abgerufen am 21.11.2024.