Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Und, weil mein Fäßchen trübe läuft; So ist die Welt auch auf der Neige. Trödelhexe. Ihr Herren geht nicht so vorbey! Laßt die Gelegenheit nicht fahren! Aufmerksam blickt nach meinen Waaren, Es steht dahier gar mancherley. Und doch ist nichts in meinem Laden, Dem keiner auf der Erde gleicht, Das nicht einmal zum tücht'gen Schaden Der Menschen und der Welt gereicht. Kein Dolch ist hier, von dem nicht Blut geflossen, Kein Kelch, aus dem sich nicht, in ganz gesunden Leib, Verzehrend heißes Gift ergossen. Kein Schmuck, der nicht ein liebenswürdig Weib Verführt, kein Schwerdt das nicht den Bund gebrochen, Nicht etwa hinterrücks den Gegenmann durchstochen. Mephistopheles. Frau Muhme! Sie versteht mir schlecht die Zeiten. Gethan geschehn! Geschehn gethan! Verleg' sie sich auf Neuigkeiten, Nur Neuigkeiten ziehn uns an.
Und, weil mein Faͤßchen truͤbe laͤuft; So iſt die Welt auch auf der Neige. Troͤdelhexe. Ihr Herren geht nicht ſo vorbey! Laßt die Gelegenheit nicht fahren! Aufmerkſam blickt nach meinen Waaren, Es ſteht dahier gar mancherley. Und doch iſt nichts in meinem Laden, Dem keiner auf der Erde gleicht, Das nicht einmal zum tuͤcht’gen Schaden Der Menſchen und der Welt gereicht. Kein Dolch iſt hier, von dem nicht Blut gefloſſen, Kein Kelch, aus dem ſich nicht, in ganz geſunden Leib, Verzehrend heißes Gift ergoſſen. Kein Schmuck, der nicht ein liebenswuͤrdig Weib Verfuͤhrt, kein Schwerdt das nicht den Bund gebrochen, Nicht etwa hinterruͤcks den Gegenmann durchſtochen. Mephiſtopheles. Frau Muhme! Sie verſteht mir ſchlecht die Zeiten. Gethan geſchehn! Geſchehn gethan! Verleg’ ſie ſich auf Neuigkeiten, Nur Neuigkeiten ziehn uns an. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MEP"> <p><pb facs="#f0277" n="271"/> Und, weil mein Faͤßchen truͤbe laͤuft;<lb/> So iſt die Welt auch auf der Neige.</p> </sp><lb/> <sp who="#TROHEX"> <speaker><hi rendition="#g">Troͤdelhexe</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr Herren geht nicht ſo vorbey!<lb/> Laßt die Gelegenheit nicht fahren!<lb/> Aufmerkſam blickt nach meinen Waaren,<lb/> Es ſteht dahier gar mancherley.<lb/> Und doch iſt nichts in meinem Laden,<lb/> Dem keiner auf der Erde gleicht,<lb/> Das nicht einmal zum tuͤcht’gen Schaden<lb/> Der Menſchen und der Welt gereicht.<lb/> Kein Dolch iſt hier, von dem nicht Blut gefloſſen,<lb/> Kein Kelch, aus dem ſich nicht, in ganz geſunden Leib,<lb/> Verzehrend heißes Gift ergoſſen.<lb/> Kein Schmuck, der nicht ein liebenswuͤrdig Weib<lb/> Verfuͤhrt, kein Schwerdt das nicht den Bund gebrochen,<lb/> Nicht etwa hinterruͤcks den Gegenmann durchſtochen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Frau Muhme! Sie verſteht mir ſchlecht die Zeiten.<lb/> Gethan geſchehn! Geſchehn gethan!<lb/> Verleg’ ſie ſich auf Neuigkeiten,<lb/> Nur Neuigkeiten ziehn uns an.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0277]
Und, weil mein Faͤßchen truͤbe laͤuft;
So iſt die Welt auch auf der Neige.
Troͤdelhexe.
Ihr Herren geht nicht ſo vorbey!
Laßt die Gelegenheit nicht fahren!
Aufmerkſam blickt nach meinen Waaren,
Es ſteht dahier gar mancherley.
Und doch iſt nichts in meinem Laden,
Dem keiner auf der Erde gleicht,
Das nicht einmal zum tuͤcht’gen Schaden
Der Menſchen und der Welt gereicht.
Kein Dolch iſt hier, von dem nicht Blut gefloſſen,
Kein Kelch, aus dem ſich nicht, in ganz geſunden Leib,
Verzehrend heißes Gift ergoſſen.
Kein Schmuck, der nicht ein liebenswuͤrdig Weib
Verfuͤhrt, kein Schwerdt das nicht den Bund gebrochen,
Nicht etwa hinterruͤcks den Gegenmann durchſtochen.
Mephiſtopheles.
Frau Muhme! Sie verſteht mir ſchlecht die Zeiten.
Gethan geſchehn! Geſchehn gethan!
Verleg’ ſie ſich auf Neuigkeiten,
Nur Neuigkeiten ziehn uns an.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |