Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Sterblichen nicht gegeben ward! Den unschuldig entgegnen- den zu zerschmettern, das ist so Tyrannen-Art sich in Verle- genheiten Luft zu machen. Faust. Bringe mich hin! Sie soll frey seyn! Mephistopheles. Und die Gefahr der du dich aussetzest? Wisse, noch liegt auf der Stadt Blutschuld von deiner Hand. Ueber des Er- schlagenen Stätte schweben rächende Geister und lauern auf den wiederkehrenden Mörder. Faust. Noch das von dir? Mord und Tod einer Welt über dich Ungeheuer! Führe mich hin, sag' ich, und befrey sie! Mephistopheles. Ich führe dich und was ich thun kann, höre! Habe ich alle Macht im Himmel und auf Erden? Des Thürners Sinne will ich umnebeln, bemächtige dich der Schlüssel und führe sie heraus mit Menschenhand. Ich wache! die Zauberpferde sind bereit, ich entführe euch. Das vermag ich! Faust. Auf und davon!
Sterblichen nicht gegeben ward! Den unſchuldig entgegnen- den zu zerſchmettern, das iſt ſo Tyrannen-Art ſich in Verle- genheiten Luft zu machen. Fauſt. Bringe mich hin! Sie ſoll frey ſeyn! Mephiſtopheles. Und die Gefahr der du dich ausſetzeſt? Wiſſe, noch liegt auf der Stadt Blutſchuld von deiner Hand. Ueber des Er- ſchlagenen Staͤtte ſchweben raͤchende Geiſter und lauern auf den wiederkehrenden Moͤrder. Fauſt. Noch das von dir? Mord und Tod einer Welt uͤber dich Ungeheuer! Fuͤhre mich hin, ſag’ ich, und befrey ſie! Mephiſtopheles. Ich fuͤhre dich und was ich thun kann, hoͤre! Habe ich alle Macht im Himmel und auf Erden? Des Thuͤrners Sinne will ich umnebeln, bemaͤchtige dich der Schluͤſſel und fuͤhre ſie heraus mit Menſchenhand. Ich wache! die Zauberpferde ſind bereit, ich entfuͤhre euch. Das vermag ich! Fauſt. Auf und davon! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MEP"> <p><pb facs="#f0300" n="294"/> Sterblichen nicht gegeben ward! Den unſchuldig entgegnen-<lb/> den zu zerſchmettern, das iſt ſo Tyrannen-Art ſich in Verle-<lb/> genheiten Luft zu machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Bringe mich hin! Sie ſoll frey ſeyn!</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Und die Gefahr der du dich ausſetzeſt? Wiſſe, noch liegt<lb/> auf der Stadt Blutſchuld von deiner Hand. Ueber des Er-<lb/> ſchlagenen Staͤtte ſchweben raͤchende Geiſter und lauern auf<lb/> den wiederkehrenden Moͤrder.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Noch das von dir? Mord und Tod einer Welt uͤber dich<lb/> Ungeheuer! Fuͤhre mich hin, ſag’ ich, und befrey ſie!</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich fuͤhre dich und was ich thun kann, hoͤre! Habe ich alle<lb/> Macht im Himmel und auf Erden? Des Thuͤrners Sinne<lb/> will ich umnebeln, bemaͤchtige dich der Schluͤſſel und fuͤhre<lb/> ſie heraus mit Menſchenhand. Ich wache! die Zauberpferde<lb/> ſind bereit, ich entfuͤhre euch. Das vermag ich!</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Auf und davon!</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [294/0300]
Sterblichen nicht gegeben ward! Den unſchuldig entgegnen-
den zu zerſchmettern, das iſt ſo Tyrannen-Art ſich in Verle-
genheiten Luft zu machen.
Fauſt.
Bringe mich hin! Sie ſoll frey ſeyn!
Mephiſtopheles.
Und die Gefahr der du dich ausſetzeſt? Wiſſe, noch liegt
auf der Stadt Blutſchuld von deiner Hand. Ueber des Er-
ſchlagenen Staͤtte ſchweben raͤchende Geiſter und lauern auf
den wiederkehrenden Moͤrder.
Fauſt.
Noch das von dir? Mord und Tod einer Welt uͤber dich
Ungeheuer! Fuͤhre mich hin, ſag’ ich, und befrey ſie!
Mephiſtopheles.
Ich fuͤhre dich und was ich thun kann, hoͤre! Habe ich alle
Macht im Himmel und auf Erden? Des Thuͤrners Sinne
will ich umnebeln, bemaͤchtige dich der Schluͤſſel und fuͤhre
ſie heraus mit Menſchenhand. Ich wache! die Zauberpferde
ſind bereit, ich entfuͤhre euch. Das vermag ich!
Fauſt.
Auf und davon!
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/300>, abgerufen am 16.07.2024. |