Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Du holst mich schon um Mitternacht. Erbarme dich und laß mich leben! Ist's morgen früh nicht zeitig genung? sie steht auf. Bin ich doch noch so jung, so jung! Und soll schon sterben! Schön war ich auch, und das war mein Verderben. Nah war der Freund, nun ist er weit, Zerrissen liegt der Kranz, die Blumen zerstreut. Fasse mich nicht so gewaltsam an! Schone mich! Was hab' ich dir gethan? Laß mich nicht vergebens flehen, Hab' ich dich doch mein Tage nicht gesehen! Faust. Werd' ich den Jammer überstehen! Margarete. Ich bin nun ganz in deiner Macht. Laß mich nur erst das Kind noch tränken. Ich herzt' es diese ganze Nacht; Sie nahmen mir's um mich zu kränken Und sagen nun, ich hätt' es umgebracht. Und niemals werd' ich wieder froh.
Du holſt mich ſchon um Mitternacht. Erbarme dich und laß mich leben! Iſt’s morgen fruͤh nicht zeitig genung? ſie ſteht auf. Bin ich doch noch ſo jung, ſo jung! Und ſoll ſchon ſterben! Schoͤn war ich auch, und das war mein Verderben. Nah war der Freund, nun iſt er weit, Zerriſſen liegt der Kranz, die Blumen zerſtreut. Faſſe mich nicht ſo gewaltſam an! Schone mich! Was hab’ ich dir gethan? Laß mich nicht vergebens flehen, Hab’ ich dich doch mein Tage nicht geſehen! Fauſt. Werd’ ich den Jammer uͤberſtehen! Margarete. Ich bin nun ganz in deiner Macht. Laß mich nur erſt das Kind noch traͤnken. Ich herzt’ es dieſe ganze Nacht; Sie nahmen mir’s um mich zu kraͤnken Und ſagen nun, ich haͤtt’ es umgebracht. Und niemals werd’ ich wieder froh. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MARGA"> <p><pb facs="#f0304" n="298"/> Du holſt mich ſchon um Mitternacht.<lb/> Erbarme dich und laß mich leben!<lb/> Iſt’s morgen fruͤh nicht zeitig genung?</p><lb/> <stage>ſie ſteht auf.</stage><lb/> <p>Bin ich doch noch ſo jung, ſo jung!<lb/> Und ſoll ſchon ſterben!<lb/> Schoͤn war ich auch, und das war mein Verderben.<lb/> Nah war der Freund, nun iſt er weit,<lb/> Zerriſſen liegt der Kranz, die Blumen zerſtreut.<lb/> Faſſe mich nicht ſo gewaltſam an!<lb/> Schone mich! Was hab’ ich dir gethan?<lb/> Laß mich nicht vergebens flehen,<lb/> Hab’ ich dich doch mein Tage nicht geſehen!</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Werd’ ich den Jammer uͤberſtehen!</p> </sp><lb/> <sp who="#MARGA"> <speaker><hi rendition="#g">Margarete</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich bin nun ganz in deiner Macht.<lb/> Laß mich nur erſt das Kind noch traͤnken.<lb/> Ich herzt’ es dieſe ganze Nacht;<lb/> Sie nahmen mir’s um mich zu kraͤnken<lb/> Und ſagen nun, ich haͤtt’ es umgebracht.<lb/> Und niemals werd’ ich wieder froh.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0304]
Du holſt mich ſchon um Mitternacht.
Erbarme dich und laß mich leben!
Iſt’s morgen fruͤh nicht zeitig genung?
ſie ſteht auf.
Bin ich doch noch ſo jung, ſo jung!
Und ſoll ſchon ſterben!
Schoͤn war ich auch, und das war mein Verderben.
Nah war der Freund, nun iſt er weit,
Zerriſſen liegt der Kranz, die Blumen zerſtreut.
Faſſe mich nicht ſo gewaltſam an!
Schone mich! Was hab’ ich dir gethan?
Laß mich nicht vergebens flehen,
Hab’ ich dich doch mein Tage nicht geſehen!
Fauſt.
Werd’ ich den Jammer uͤberſtehen!
Margarete.
Ich bin nun ganz in deiner Macht.
Laß mich nur erſt das Kind noch traͤnken.
Ich herzt’ es dieſe ganze Nacht;
Sie nahmen mir’s um mich zu kraͤnken
Und ſagen nun, ich haͤtt’ es umgebracht.
Und niemals werd’ ich wieder froh.
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