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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

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Faust.
So wirst du mir denn doch gestehn:
Du hast die Größten deiner Zeit gesehn,
Dem Edelsten in Thaten nachgestrebt,
Halbgöttlich-ernst die Tage durchgelebt.
Doch unter den heroischen Gestalten
Wen hast du für den Tüchtigsten gehalten?
Chiron.
Im hehren Argonautenkreise
War jeder brav nach seiner eignen Weise,
Und, nach der Kraft die ihn beseelte,
Konnt' er genügen wo's den andern fehlte.
Die Dioskuren haben stets gesiegt
Wo Jugendfüll' und Schönheit überwiegt.
Entschluß und schnelle That zu andrer Heil,
Den Boreaden ward's zum schönen Theil.
Nachsinnend, kräftig, klug, im Rath bequem,
So herrschte Jason, Frauen angenehm.
Dann Orpheus, zart und immer still bedächtig
Schlug er die Leyer Allen übermächtig.
Scharfsichtig Lynceus, der, bei Tag und Nacht,
Das heilige Schiff durch Klipp' und Strand gebracht.
Gesellig nur läßt sich Gefahr erproben:
Wenn einer wirkt, die andern alle loben.
Faust.
Von Hercules willst nichts erwähnen?
Chiron.
O weh! errege nicht mein Sehnen...
Faust.
So wirst du mir denn doch gestehn:
Du hast die Größten deiner Zeit gesehn,
Dem Edelsten in Thaten nachgestrebt,
Halbgöttlich-ernst die Tage durchgelebt.
Doch unter den heroischen Gestalten
Wen hast du für den Tüchtigsten gehalten?
Chiron.
Im hehren Argonautenkreise
War jeder brav nach seiner eignen Weise,
Und, nach der Kraft die ihn beseelte,
Konnt’ er genügen wo’s den andern fehlte.
Die Dioskuren haben stets gesiegt
Wo Jugendfüll’ und Schönheit überwiegt.
Entschluß und schnelle That zu andrer Heil,
Den Boreaden ward’s zum schönen Theil.
Nachsinnend, kräftig, klug, im Rath bequem,
So herrschte Jason, Frauen angenehm.
Dann Orpheus, zart und immer still bedächtig
Schlug er die Leyer Allen übermächtig.
Scharfsichtig Lynceus, der, bei Tag und Nacht,
Das heilige Schiff durch Klipp’ und Strand gebracht.
Gesellig nur läßt sich Gefahr erproben:
Wenn einer wirkt, die andern alle loben.
Faust.
Von Hercules willst nichts erwähnen?
Chiron.
O weh! errege nicht mein Sehnen…
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[129/0141] Faust. So wirst du mir denn doch gestehn: Du hast die Größten deiner Zeit gesehn, Dem Edelsten in Thaten nachgestrebt, Halbgöttlich-ernst die Tage durchgelebt. Doch unter den heroischen Gestalten Wen hast du für den Tüchtigsten gehalten? Chiron. Im hehren Argonautenkreise War jeder brav nach seiner eignen Weise, Und, nach der Kraft die ihn beseelte, Konnt’ er genügen wo’s den andern fehlte. Die Dioskuren haben stets gesiegt Wo Jugendfüll’ und Schönheit überwiegt. Entschluß und schnelle That zu andrer Heil, Den Boreaden ward’s zum schönen Theil. Nachsinnend, kräftig, klug, im Rath bequem, So herrschte Jason, Frauen angenehm. Dann Orpheus, zart und immer still bedächtig Schlug er die Leyer Allen übermächtig. Scharfsichtig Lynceus, der, bei Tag und Nacht, Das heilige Schiff durch Klipp’ und Strand gebracht. Gesellig nur läßt sich Gefahr erproben: Wenn einer wirkt, die andern alle loben. Faust. Von Hercules willst nichts erwähnen? Chiron. O weh! errege nicht mein Sehnen…

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/141>, abgerufen am 21.11.2024.