Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Wir tollten fort in jugendlicher Hitze,
Bis überdrüssig, noch zuletzt
Wir dem Parnaß, als eine Doppelmütze,
Die beiden Berge frevelnd aufgesetzt...
Apollen hält ein froh Verweilen
Dort nun mit seliger Musen Chor.
Selbst Jupitern und seinen Donnerkeilen
Hob ich den Sessel hoch empor.
Jetzt so, mit ungeheurem Streben,
Drang aus dem Abgrund ich herauf,
Und fordre laut, zu neuem Leben,
Mir fröhliche Bewohner auf.
Sphinxe.
Uralt müßte man gestehen
Sey das hier Emporgebürgte,
Hätten wir nicht selbst gesehen
Wie sich's aus dem Boden würgte.
Bebuschter Wald verbreitet sich hinan,
Noch drängt sich Fels auf Fels bewegt heran;
Ein Sphinx wird sich daran nicht kehren:
Wir lassen uns im heiligen Sitz nicht stören.
Greife.
Gold in Blättchen, Gold in Flittern
Durch die Ritzen seh' ich zittern.
Laßt euch solchen Schatz nicht rauben;
Imsen auf! es auszuklauben.
Wir tollten fort in jugendlicher Hitze,
Bis überdrüssig, noch zuletzt
Wir dem Parnaß, als eine Doppelmütze,
Die beiden Berge frevelnd aufgesetzt...
Apollen hält ein froh Verweilen
Dort nun mit seliger Musen Chor.
Selbst Jupitern und seinen Donnerkeilen
Hob ich den Sessel hoch empor.
Jetzt so, mit ungeheurem Streben,
Drang aus dem Abgrund ich herauf,
Und fordre laut, zu neuem Leben,
Mir fröhliche Bewohner auf.
Sphinxe.
Uralt müßte man gestehen
Sey das hier Emporgebürgte,
Hätten wir nicht selbst gesehen
Wie sich’s aus dem Boden würgte.
Bebuschter Wald verbreitet sich hinan,
Noch drängt sich Fels auf Fels bewegt heran;
Ein Sphinx wird sich daran nicht kehren:
Wir lassen uns im heiligen Sitz nicht stören.
Greife.
Gold in Blättchen, Gold in Flittern
Durch die Ritzen seh’ ich zittern.
Laßt euch solchen Schatz nicht rauben;
Imsen auf! es auszuklauben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <div type="scene" n="2">
          <sp>
            <p><pb facs="#f0150" n="138"/>
Wir tollten fort in jugendlicher Hitze,<lb/>
Bis überdrüssig, noch zuletzt<lb/>
Wir dem Parnaß, als eine Doppelmütze,<lb/>
Die beiden Berge frevelnd aufgesetzt...<lb/><choice><sic>Appollen</sic><corr>Apollen</corr></choice> hält ein froh Verweilen<lb/>
Dort nun mit seliger Musen Chor.<lb/>
Selbst Jupitern und seinen Donnerkeilen<lb/>
Hob ich den Sessel hoch empor.<lb/>
Jetzt so, mit ungeheurem Streben,<lb/>
Drang aus dem Abgrund ich herauf,<lb/>
Und fordre laut, zu neuem Leben,<lb/>
Mir fröhliche Bewohner auf.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Sphinxe.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Uralt müßte man gestehen<lb/>
Sey das hier Emporgebürgte,<lb/>
Hätten wir nicht selbst gesehen<lb/>
Wie sich&#x2019;s aus dem Boden würgte.<lb/>
Bebuschter Wald verbreitet sich hinan,<lb/>
Noch drängt sich Fels auf Fels bewegt heran;<lb/>
Ein Sphinx wird sich daran nicht kehren:<lb/>
Wir lassen uns im heiligen Sitz nicht stören.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Greife.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Gold in Blättchen, Gold in Flittern<lb/>
Durch die Ritzen seh&#x2019; ich zittern.<lb/>
Laßt euch solchen Schatz nicht rauben;<lb/>
Imsen auf! es auszuklauben.<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0150] Wir tollten fort in jugendlicher Hitze, Bis überdrüssig, noch zuletzt Wir dem Parnaß, als eine Doppelmütze, Die beiden Berge frevelnd aufgesetzt... Apollen hält ein froh Verweilen Dort nun mit seliger Musen Chor. Selbst Jupitern und seinen Donnerkeilen Hob ich den Sessel hoch empor. Jetzt so, mit ungeheurem Streben, Drang aus dem Abgrund ich herauf, Und fordre laut, zu neuem Leben, Mir fröhliche Bewohner auf. Sphinxe. Uralt müßte man gestehen Sey das hier Emporgebürgte, Hätten wir nicht selbst gesehen Wie sich’s aus dem Boden würgte. Bebuschter Wald verbreitet sich hinan, Noch drängt sich Fels auf Fels bewegt heran; Ein Sphinx wird sich daran nicht kehren: Wir lassen uns im heiligen Sitz nicht stören. Greife. Gold in Blättchen, Gold in Flittern Durch die Ritzen seh’ ich zittern. Laßt euch solchen Schatz nicht rauben; Imsen auf! es auszuklauben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/150
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/150>, abgerufen am 21.11.2024.