Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.
Wir tollten fort in jugendlicher Hitze, Bis überdrüssig, noch zuletzt Wir dem Parnaß, als eine Doppelmütze, Die beiden Berge frevelnd aufgesetzt... Apollen hält ein froh Verweilen Dort nun mit seliger Musen Chor. Selbst Jupitern und seinen Donnerkeilen Hob ich den Sessel hoch empor. Jetzt so, mit ungeheurem Streben, Drang aus dem Abgrund ich herauf, Und fordre laut, zu neuem Leben, Mir fröhliche Bewohner auf. Sphinxe. Uralt müßte man gestehen Sey das hier Emporgebürgte, Hätten wir nicht selbst gesehen Wie sich's aus dem Boden würgte. Bebuschter Wald verbreitet sich hinan, Noch drängt sich Fels auf Fels bewegt heran; Ein Sphinx wird sich daran nicht kehren: Wir lassen uns im heiligen Sitz nicht stören. Greife.
Gold in Blättchen, Gold in Flittern Durch die Ritzen seh' ich zittern. Laßt euch solchen Schatz nicht rauben; Imsen auf! es auszuklauben.
Wir tollten fort in jugendlicher Hitze, Bis überdrüssig, noch zuletzt Wir dem Parnaß, als eine Doppelmütze, Die beiden Berge frevelnd aufgesetzt... Apollen hält ein froh Verweilen Dort nun mit seliger Musen Chor. Selbst Jupitern und seinen Donnerkeilen Hob ich den Sessel hoch empor. Jetzt so, mit ungeheurem Streben, Drang aus dem Abgrund ich herauf, Und fordre laut, zu neuem Leben, Mir fröhliche Bewohner auf. Sphinxe. Uralt müßte man gestehen Sey das hier Emporgebürgte, Hätten wir nicht selbst gesehen Wie sich’s aus dem Boden würgte. Bebuschter Wald verbreitet sich hinan, Noch drängt sich Fels auf Fels bewegt heran; Ein Sphinx wird sich daran nicht kehren: Wir lassen uns im heiligen Sitz nicht stören. Greife.
Gold in Blättchen, Gold in Flittern Durch die Ritzen seh’ ich zittern. Laßt euch solchen Schatz nicht rauben; Imsen auf! es auszuklauben. <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <sp> <p><pb facs="#f0150" n="138"/> Wir tollten fort in jugendlicher Hitze,<lb/> Bis überdrüssig, noch zuletzt<lb/> Wir dem Parnaß, als eine Doppelmütze,<lb/> Die beiden Berge frevelnd aufgesetzt...<lb/><choice><sic>Appollen</sic><corr>Apollen</corr></choice> hält ein froh Verweilen<lb/> Dort nun mit seliger Musen Chor.<lb/> Selbst Jupitern und seinen Donnerkeilen<lb/> Hob ich den Sessel hoch empor.<lb/> Jetzt so, mit ungeheurem Streben,<lb/> Drang aus dem Abgrund ich herauf,<lb/> Und fordre laut, zu neuem Leben,<lb/> Mir fröhliche Bewohner auf.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Sphinxe.</hi> </speaker><lb/> <p>Uralt müßte man gestehen<lb/> Sey das hier Emporgebürgte,<lb/> Hätten wir nicht selbst gesehen<lb/> Wie sich’s aus dem Boden würgte.<lb/> Bebuschter Wald verbreitet sich hinan,<lb/> Noch drängt sich Fels auf Fels bewegt heran;<lb/> Ein Sphinx wird sich daran nicht kehren:<lb/> Wir lassen uns im heiligen Sitz nicht stören.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Greife.</hi> </speaker><lb/> <p>Gold in Blättchen, Gold in Flittern<lb/> Durch die Ritzen seh’ ich zittern.<lb/> Laßt euch solchen Schatz nicht rauben;<lb/> Imsen auf! es auszuklauben.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0150]
Wir tollten fort in jugendlicher Hitze,
Bis überdrüssig, noch zuletzt
Wir dem Parnaß, als eine Doppelmütze,
Die beiden Berge frevelnd aufgesetzt...
Apollen hält ein froh Verweilen
Dort nun mit seliger Musen Chor.
Selbst Jupitern und seinen Donnerkeilen
Hob ich den Sessel hoch empor.
Jetzt so, mit ungeheurem Streben,
Drang aus dem Abgrund ich herauf,
Und fordre laut, zu neuem Leben,
Mir fröhliche Bewohner auf.
Sphinxe.
Uralt müßte man gestehen
Sey das hier Emporgebürgte,
Hätten wir nicht selbst gesehen
Wie sich’s aus dem Boden würgte.
Bebuschter Wald verbreitet sich hinan,
Noch drängt sich Fels auf Fels bewegt heran;
Ein Sphinx wird sich daran nicht kehren:
Wir lassen uns im heiligen Sitz nicht stören.
Greife.
Gold in Blättchen, Gold in Flittern
Durch die Ritzen seh’ ich zittern.
Laßt euch solchen Schatz nicht rauben;
Imsen auf! es auszuklauben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |