Was nützt nun Schild und Helm und Speer? Was hilft der Reiherstrahl den Zwergen? Wie sich Daktyl und Imse bergen! Schon wankt, es flieht, es stürzt das Heer.
Anaxagoras (nach einer Pause feierlich). Konnt' ich bisher die Unterirdischen loben, So wend' ich mich in diesem Fall nach oben... Du! droben ewig unveraltete, Dreynamig-Dreygestaltete, Dich ruf' ich an bei meines Volkes Weh, Diana, Luna, Hekate! Du Brust-erweiternde, im Tiefsten-sinnige, Du ruhig-scheinende, gewaltsam-innige, Eröffne deiner Schatten grausen Schlund, Die alte Macht sey ohne Zauber kund! (Pause.)
Bin ich zu schnell erhört!
Hat mein Flehn
Nach jenen Höhn
Die Ordnung der Natur gestört?
Und größer, immer größer nahet schon Der Göttin rundumschriebner Thron, Dem Auge furchtbar, ungeheuer! In's Düstre röthet sich sein Feuer... Nicht näher! drohend-mächtige Runde, Du richtest uns und Land und Meer zu Grunde!
Was nützt nun Schild und Helm und Speer? Was hilft der Reiherstrahl den Zwergen? Wie sich Daktyl und Imse bergen! Schon wankt, es flieht, es stürzt das Heer.
Anaxagoras (nach einer Pause feierlich). Konnt’ ich bisher die Unterirdischen loben, So wend’ ich mich in diesem Fall nach oben… Du! droben ewig unveraltete, Dreynamig-Dreygestaltete, Dich ruf’ ich an bei meines Volkes Weh, Diana, Luna, Hekate! Du Brust-erweiternde, im Tiefsten-sinnige, Du ruhig-scheinende, gewaltsam-innige, Eröffne deiner Schatten grausen Schlund, Die alte Macht sey ohne Zauber kund! (Pause.)
Bin ich zu schnell erhört!
Hat mein Flehn
Nach jenen Höhn
Die Ordnung der Natur gestört?
Und größer, immer größer nahet schon Der Göttin rundumschriebner Thron, Dem Auge furchtbar, ungeheuer! In’s Düstre röthet sich sein Feuer… Nicht näher! drohend-mächtige Runde, Du richtest uns und Land und Meer zu Grunde!
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Was nützt nun Schild und Helm und Speer?
Was hilft der Reiherstrahl den Zwergen?
Wie sich Daktyl und Imse bergen!
Schon wankt, es flieht, es stürzt das Heer.
Anaxagoras
(nach einer Pause feierlich).
Konnt’ ich bisher die Unterirdischen loben,
So wend’ ich mich in diesem Fall nach oben…
Du! droben ewig unveraltete,
Dreynamig-Dreygestaltete,
Dich ruf’ ich an bei meines Volkes Weh,
Diana, Luna, Hekate!
Du Brust-erweiternde, im Tiefsten-sinnige,
Du ruhig-scheinende, gewaltsam-innige,
Eröffne deiner Schatten grausen Schlund,
Die alte Macht sey ohne Zauber kund!
(Pause.)
Bin ich zu schnell erhört!
Hat mein Flehn
Nach jenen Höhn
Die Ordnung der Natur gestört?
Und größer, immer größer nahet schon
Der Göttin rundumschriebner Thron,
Dem Auge furchtbar, ungeheuer!
In’s Düstre röthet sich sein Feuer…
Nicht näher! drohend-mächtige Runde,
Du richtest uns und Land und Meer zu Grunde!
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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/164>, abgerufen am 17.07.2024.
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