Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.Knaben sind's die wir gerettet, Aus der Brandung grimmem Zahn, Sie, auf Schilf und Moos gebettet, Aufgewärmt zum Licht heran; Die es nun mit heißen Küssen Traulich uns verdanken müssen; Schau' die Holden günstig an! Nereus. Hoch ist der Doppelgewinn zu schätzen: Barmherzig seyn, und sich zugleich ergötzen. Doriden. Lobst du Vater unser Walten, Gönnst uns wohl erworbne Lust; Lass' uns fest, unsterblich halten Sie an ewiger Jugendbrust. Nereus. Mög't euch des schönen Fanges freuen, Den Jüngling bildet euch als Mann; Allein ich könnte nicht verleihen Was Zeus allein gewähren kann. Die Welle, die euch wogt und schaukelt, Läßt auch der Liebe nicht Bestand, Und hat die Neigung ausgegaukelt, So setzt gemächlich sie an's Land. Doriden.
Ihr holde Knaben seyd uns werth; Doch müssen wir traurig scheiden. Wir haben ewige Treue begehrt, Die Götter wollen's nicht leiden. Knaben sind’s die wir gerettet, Aus der Brandung grimmem Zahn, Sie, auf Schilf und Moos gebettet, Aufgewärmt zum Licht heran; Die es nun mit heißen Küssen Traulich uns verdanken müssen; Schau’ die Holden günstig an! Nereus. Hoch ist der Doppelgewinn zu schätzen: Barmherzig seyn, und sich zugleich ergötzen. Doriden. Lobst du Vater unser Walten, Gönnst uns wohl erworbne Lust; Lass’ uns fest, unsterblich halten Sie an ewiger Jugendbrust. Nereus. Mög’t euch des schönen Fanges freuen, Den Jüngling bildet euch als Mann; Allein ich könnte nicht verleihen Was Zeus allein gewähren kann. Die Welle, die euch wogt und schaukelt, Läßt auch der Liebe nicht Bestand, Und hat die Neigung ausgegaukelt, So setzt gemächlich sie an’s Land. Doriden.
Ihr holde Knaben seyd uns werth; Doch müssen wir traurig scheiden. Wir haben ewige Treue begehrt, Die Götter wollen’s nicht leiden. <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <sp> <lg type="poem"> <pb facs="#f0187" n="175"/> <l rendition="#et">Knaben sind’s die wir gerettet,</l><lb/> <l rendition="#et">Aus der Brandung grimmem Zahn,</l><lb/> <l rendition="#et">Sie, auf Schilf und Moos gebettet,</l><lb/> <l rendition="#et">Aufgewärmt zum Licht heran;</l><lb/> <l rendition="#et">Die es nun mit heißen Küssen</l><lb/> <l rendition="#et">Traulich uns verdanken müssen;</l><lb/> <l rendition="#et">Schau’ die Holden günstig an!</l><lb/> </lg> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Nereus.</hi> </speaker><lb/> <p>Hoch ist der Doppelgewinn zu schätzen:<lb/> Barmherzig seyn, und sich zugleich ergötzen.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Doriden.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Lobst du Vater unser Walten,</l><lb/> <l rendition="#et">Gönnst uns wohl erworbne Lust;</l><lb/> <l rendition="#et">Lass’ uns fest, unsterblich halten</l><lb/> <l rendition="#et">Sie an ewiger Jugendbrust.</l><lb/> </lg> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Nereus.</hi> </speaker><lb/> <p>Mög’t euch des schönen Fanges freuen,<lb/> Den Jüngling bildet euch als Mann;<lb/> Allein ich könnte nicht verleihen<lb/> Was Zeus allein gewähren kann.<lb/> Die Welle, die euch wogt und schaukelt,<lb/> Läßt auch der Liebe nicht Bestand,<lb/> Und hat die Neigung ausgegaukelt,<lb/> So setzt gemächlich sie an’s Land.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Doriden.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Ihr holde Knaben seyd uns werth;</l><lb/> <l rendition="#et">Doch müssen wir traurig scheiden.</l><lb/> <l rendition="#et">Wir haben ewige Treue begehrt,</l><lb/> <l rendition="#et">Die Götter wollen’s nicht leiden.</l><lb/> </lg> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0187]
Knaben sind’s die wir gerettet,
Aus der Brandung grimmem Zahn,
Sie, auf Schilf und Moos gebettet,
Aufgewärmt zum Licht heran;
Die es nun mit heißen Küssen
Traulich uns verdanken müssen;
Schau’ die Holden günstig an!
Nereus.
Hoch ist der Doppelgewinn zu schätzen:
Barmherzig seyn, und sich zugleich ergötzen.
Doriden.
Lobst du Vater unser Walten,
Gönnst uns wohl erworbne Lust;
Lass’ uns fest, unsterblich halten
Sie an ewiger Jugendbrust.
Nereus.
Mög’t euch des schönen Fanges freuen,
Den Jüngling bildet euch als Mann;
Allein ich könnte nicht verleihen
Was Zeus allein gewähren kann.
Die Welle, die euch wogt und schaukelt,
Läßt auch der Liebe nicht Bestand,
Und hat die Neigung ausgegaukelt,
So setzt gemächlich sie an’s Land.
Doriden.
Ihr holde Knaben seyd uns werth;
Doch müssen wir traurig scheiden.
Wir haben ewige Treue begehrt,
Die Götter wollen’s nicht leiden.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/187>, abgerufen am 16.02.2025. |