Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832. Nereus. Welch neues Geheimniß in Mitte der Schaaren Will unseren Augen sich offenbaren? Was flammt um die Muschel um Galate's Füße? Bald lodert es mächtig, bald lieblich, bald süße, Als wär' es von Pulsen der Liebe gerührt? Thales. Homunculus ist es, von Proteus verführt... Es sind die Symptome des herrischen Sehnens, Mir ahnet das Aechzen beängsteten Dröhnens; Er wird sich zerschellen am glänzenden Thron; Jetzt flammt es, nun blitzt es, ergießet sich schon. Sirenen. Welch feuriges Wunder verklärt uns die Wellen, Die gegeneinander sich funkelnd zerschellen? So leuchtet's und schwanket und hellet hinan: Die Körper sie glühen auf nächtlicher Bahn, Und rings ist alles vom Feuer umronnen; So herrsche denn Eros der alles begonnen! Heil dem Meere! Heil den Wogen! Von dem heiligen Feuer umzogen; Heil dem Wasser! Heil dem Feuer! Heil dem seltnen Abenteuer! All Alle! Heil den mildgewognen Lüften! Heil geheimnißreichen Grüften! Hochgefeiert seyd allhier Element' ihr alle vier! Nereus. Welch neues Geheimniß in Mitte der Schaaren Will unseren Augen sich offenbaren? Was flammt um die Muschel um Galate’s Füße? Bald lodert es mächtig, bald lieblich, bald süße, Als wär’ es von Pulsen der Liebe gerührt? Thales. Homunculus ist es, von Proteus verführt… Es sind die Symptome des herrischen Sehnens, Mir ahnet das Aechzen beängsteten Dröhnens; Er wird sich zerschellen am glänzenden Thron; Jetzt flammt es, nun blitzt es, ergießet sich schon. Sirenen. Welch feuriges Wunder verklärt uns die Wellen, Die gegeneinander sich funkelnd zerschellen? So leuchtet’s und schwanket und hellet hinan: Die Körper sie glühen auf nächtlicher Bahn, Und rings ist alles vom Feuer umronnen; So herrsche denn Eros der alles begonnen! Heil dem Meere! Heil den Wogen! Von dem heiligen Feuer umzogen; Heil dem Wasser! Heil dem Feuer! Heil dem seltnen Abenteuer! All Alle! Heil den mildgewognen Lüften! Heil geheimnißreichen Grüften! Hochgefeiert seyd allhier Element’ ihr alle vier! <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <pb facs="#f0190" n="178"/> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Nereus.</hi> </speaker><lb/> <p>Welch neues Geheimniß in Mitte der Schaaren<lb/> Will unseren Augen sich offenbaren?<lb/> Was flammt um die Muschel um Galate’s Füße?<lb/> Bald lodert es mächtig, bald lieblich, bald süße,<lb/> Als wär’ es von Pulsen der Liebe gerührt?<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Thales.</hi> </speaker><lb/> <p>Homunculus ist es, von Proteus verführt…<lb/> Es sind die Symptome des herrischen Sehnens,<lb/> Mir ahnet das Aechzen beängsteten Dröhnens;<lb/> Er wird sich zerschellen am glänzenden Thron;<lb/> Jetzt flammt es, nun blitzt es, ergießet sich schon.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Sirenen.</hi> </speaker><lb/> <p>Welch feuriges Wunder verklärt uns die Wellen,<lb/> Die gegeneinander sich funkelnd zerschellen?<lb/> So leuchtet’s und schwanket und hellet hinan:<lb/> Die Körper sie glühen auf nächtlicher Bahn,<lb/> Und rings ist alles vom Feuer umronnen;<lb/> So herrsche denn Eros der alles begonnen!<lb/></p> <lg type="poem"> <lg> <l rendition="#et">Heil dem Meere! Heil den Wogen!</l><lb/> <l rendition="#et">Von dem heiligen Feuer umzogen;</l><lb/> <l rendition="#et">Heil dem Wasser! Heil dem Feuer!</l><lb/> <l rendition="#et">Heil dem seltnen Abenteuer!</l><lb/> </lg> <lg> <l> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">All Alle!</hi> </hi> </l><lb/> <l rendition="#et">Heil den mildgewognen Lüften!</l><lb/> <l rendition="#et">Heil geheimnißreichen Grüften!</l><lb/> <l rendition="#et">Hochgefeiert seyd allhier</l><lb/> <l rendition="#et">Element’ ihr alle vier!</l><lb/> </lg> </lg> </sp> </div> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [178/0190]
Nereus.
Welch neues Geheimniß in Mitte der Schaaren
Will unseren Augen sich offenbaren?
Was flammt um die Muschel um Galate’s Füße?
Bald lodert es mächtig, bald lieblich, bald süße,
Als wär’ es von Pulsen der Liebe gerührt?
Thales.
Homunculus ist es, von Proteus verführt…
Es sind die Symptome des herrischen Sehnens,
Mir ahnet das Aechzen beängsteten Dröhnens;
Er wird sich zerschellen am glänzenden Thron;
Jetzt flammt es, nun blitzt es, ergießet sich schon.
Sirenen.
Welch feuriges Wunder verklärt uns die Wellen,
Die gegeneinander sich funkelnd zerschellen?
So leuchtet’s und schwanket und hellet hinan:
Die Körper sie glühen auf nächtlicher Bahn,
Und rings ist alles vom Feuer umronnen;
So herrsche denn Eros der alles begonnen!
Heil dem Meere! Heil den Wogen!
Von dem heiligen Feuer umzogen;
Heil dem Wasser! Heil dem Feuer!
Heil dem seltnen Abenteuer!
All Alle!
Heil den mildgewognen Lüften!
Heil geheimnißreichen Grüften!
Hochgefeiert seyd allhier
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/190>, abgerufen am 16.02.2025. |