Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.
Da seht ihr Löwen, Adler, Klau' und Schnabel auch, Dann Büffelhörner, Flügel, Rosen, Pfauenschweif, Auch Streifen, gold und schwarz und silbern, blau und roth. Dergleichen hängt in Sälen Reih' an Reihe fort, In Sälen, gränzenlosen, wie die Welt so weit; Da könnt ihr tanzen! Chor. Sage, gibt's auch Tänzer da? Phorkyas. Die besten! goldgelockte, frische Bubenschaar; Die duften Jugend! Paris duftete einzig so, Als er der Königin zu nahe kam. Helena. Du fällst Ganz aus der Rolle, sage mir das letzte Wort! Phorkyas. Du sprichst das letzte, sagst mit Ernst vernehmlich Ja! Sogleich umgeb' ich dich mit jener Burg. Chor. O sprich Das kurze Wort! und rette dich und uns zugleich. Helena. Wie? sollt' ich fürchten, daß der König Menelas So grausam sich verginge mich zu schädigen? Phorkyas. Hast du vergessen, wie er deinen Deiphobus, Des todtgekämpften Paris Bruder, unerhört Verstümmelte, der starrsinnig Witwe dich erstritt
Da seht ihr Löwen, Adler, Klau’ und Schnabel auch, Dann Büffelhörner, Flügel, Rosen, Pfauenschweif, Auch Streifen, gold und schwarz und silbern, blau und roth. Dergleichen hängt in Sälen Reih’ an Reihe fort, In Sälen, gränzenlosen, wie die Welt so weit; Da könnt ihr tanzen! Chor. Sage, gibt’s auch Tänzer da? Phorkyas. Die besten! goldgelockte, frische Bubenschaar; Die duften Jugend! Paris duftete einzig so, Als er der Königin zu nahe kam. Helena. Du fällst Ganz aus der Rolle, sage mir das letzte Wort! Phorkyas. Du sprichst das letzte, sagst mit Ernst vernehmlich Ja! Sogleich umgeb’ ich dich mit jener Burg. Chor. O sprich Das kurze Wort! und rette dich und uns zugleich. Helena. Wie? sollt’ ich fürchten, daß der König Menelas So grausam sich verginge mich zu schädigen? Phorkyas. Hast du vergessen, wie er deinen Deiphobus, Des todtgekämpften Paris Bruder, unerhört Verstümmelte, der starrsinnig Witwe dich erstritt <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <sp> <p><pb facs="#f0216" n="204"/> Da seht ihr Löwen, Adler, Klau’ und Schnabel auch,<lb/> Dann Büffelhörner, Flügel, Rosen, Pfauenschweif,<lb/> Auch Streifen, gold und schwarz und silbern, blau und<lb/><hi rendition="#et">roth.</hi><lb/> Dergleichen hängt in Sälen Reih’ an Reihe fort,<lb/> In Sälen, gränzenlosen, wie die Welt so weit;<lb/> Da könnt ihr tanzen!<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Chor.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Sage, gibt’s auch Tänzer da?</hi><lb/> </p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Phorkyas.</hi> </speaker><lb/> <p>Die besten! goldgelockte, frische Bubenschaar;<lb/> Die duften Jugend! Paris duftete einzig so,<lb/> Als er der Königin zu nahe kam.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Helena.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Du fällst</hi><lb/> Ganz aus der Rolle, sage mir das letzte Wort!<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Phorkyas.</hi> </speaker><lb/> <p>Du sprichst das letzte, sagst mit Ernst vernehmlich Ja!<lb/> Sogleich umgeb’ ich dich mit jener Burg.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Chor.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">O sprich</hi><lb/> Das kurze Wort! und rette dich und uns zugleich.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Helena.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie? sollt’ ich fürchten, daß der König Menelas<lb/> So grausam sich verginge mich zu schädigen?<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Phorkyas.</hi> </speaker><lb/> <p>Hast du vergessen, wie er deinen Deiphobus,<lb/> Des todtgekämpften Paris Bruder, unerhört<lb/> Verstümmelte, der starrsinnig Witwe dich erstritt<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [204/0216]
Da seht ihr Löwen, Adler, Klau’ und Schnabel auch,
Dann Büffelhörner, Flügel, Rosen, Pfauenschweif,
Auch Streifen, gold und schwarz und silbern, blau und
roth.
Dergleichen hängt in Sälen Reih’ an Reihe fort,
In Sälen, gränzenlosen, wie die Welt so weit;
Da könnt ihr tanzen!
Chor.
Sage, gibt’s auch Tänzer da?
Phorkyas.
Die besten! goldgelockte, frische Bubenschaar;
Die duften Jugend! Paris duftete einzig so,
Als er der Königin zu nahe kam.
Helena.
Du fällst
Ganz aus der Rolle, sage mir das letzte Wort!
Phorkyas.
Du sprichst das letzte, sagst mit Ernst vernehmlich Ja!
Sogleich umgeb’ ich dich mit jener Burg.
Chor.
O sprich
Das kurze Wort! und rette dich und uns zugleich.
Helena.
Wie? sollt’ ich fürchten, daß der König Menelas
So grausam sich verginge mich zu schädigen?
Phorkyas.
Hast du vergessen, wie er deinen Deiphobus,
Des todtgekämpften Paris Bruder, unerhört
Verstümmelte, der starrsinnig Witwe dich erstritt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |