Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832. Baucis. Tags umsonst die Knechte lärmten, Hack' und Schaufel, Schlag um Schlag, Wo die Flämmchen nächtig schwärmten Stand ein Damm den andern Tag. Menschenopfer mußten bluten, Nachts erscholl des Jammers Qual, Meerab flossen Feuergluthen, Morgens war es ein Canal. Gottlos ist er, ihn gelüstet Unsre Hütte, unser Hain; Wie er sich als Nachbar brüstet Soll man unterthänig seyn. Philemon. Hat er uns doch angeboten Schönes Gut im neuen Land! Baucis. Traue nicht dem Wasserboden, Halt auf deiner Höhe Stand. Philemon. Laßt uns zur Capelle treten! Letzten Sonnenblick zu schaun. Laßt uns läuten, knieen, beten! Und dem alten Gott vertraun. Baucis. Tags umsonst die Knechte lärmten, Hack’ und Schaufel, Schlag um Schlag, Wo die Flämmchen nächtig schwärmten Stand ein Damm den andern Tag. Menschenopfer mußten bluten, Nachts erscholl des Jammers Qual, Meerab flossen Feuergluthen, Morgens war es ein Canal. Gottlos ist er, ihn gelüstet Unsre Hütte, unser Hain; Wie er sich als Nachbar brüstet Soll man unterthänig seyn. Philemon. Hat er uns doch angeboten Schönes Gut im neuen Land! Baucis. Traue nicht dem Wasserboden, Halt auf deiner Höhe Stand. Philemon. Laßt uns zur Capelle treten! Letzten Sonnenblick zu schaun. Laßt uns läuten, knieen, beten! Und dem alten Gott vertraun. <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <pb facs="#f0313" n="301"/> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Baucis.</hi> </speaker><lb/> <p>Tags umsonst die Knechte lärmten,<lb/> Hack’ und Schaufel, Schlag um Schlag,<lb/> Wo die Flämmchen nächtig schwärmten<lb/> Stand ein Damm den andern Tag.<lb/> Menschenopfer mußten bluten,<lb/> Nachts erscholl des Jammers Qual,<lb/> Meerab flossen Feuergluthen,<lb/> Morgens war es ein Canal.<lb/> Gottlos ist er, ihn gelüstet<lb/> Unsre Hütte, unser Hain;<lb/> Wie er sich als Nachbar brüstet<lb/> Soll man unterthänig seyn.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Philemon.</hi> </speaker><lb/> <p>Hat er uns doch angeboten<lb/> Schönes Gut im neuen Land!<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Baucis.</hi> </speaker><lb/> <p>Traue nicht dem Wasserboden,<lb/> Halt auf deiner Höhe Stand.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Philemon.</hi> </speaker><lb/> <p>Laßt uns zur Capelle treten!<lb/> Letzten Sonnenblick zu schaun.<lb/> Laßt uns läuten, knieen, beten!<lb/> Und dem alten Gott vertraun.<lb/></p> </sp> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [301/0313]
Baucis.
Tags umsonst die Knechte lärmten,
Hack’ und Schaufel, Schlag um Schlag,
Wo die Flämmchen nächtig schwärmten
Stand ein Damm den andern Tag.
Menschenopfer mußten bluten,
Nachts erscholl des Jammers Qual,
Meerab flossen Feuergluthen,
Morgens war es ein Canal.
Gottlos ist er, ihn gelüstet
Unsre Hütte, unser Hain;
Wie er sich als Nachbar brüstet
Soll man unterthänig seyn.
Philemon.
Hat er uns doch angeboten
Schönes Gut im neuen Land!
Baucis.
Traue nicht dem Wasserboden,
Halt auf deiner Höhe Stand.
Philemon.
Laßt uns zur Capelle treten!
Letzten Sonnenblick zu schaun.
Laßt uns läuten, knieen, beten!
Und dem alten Gott vertraun.
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