Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Der mir so kräftig widerstand,
Die Zeit wird Herr, der Greis hier liegt im Sand.
Die Uhr steht still -
Chor.
Steht still! Sie schweigt wie Mitternacht.
Der Zeiger fällt.
Mephistopheles.
Er fällt, es ist vollbracht.
Chor.
Es ist vorbei.
Mephistopheles.
Vorbei! ein dummes Wort.
Warum vorbei?
Vorbei und reines Nichts, vollkommnes Einerlei!
Was soll uns denn das ew'ge Schaffen!
Geschaffenes zu nichts hinwegzuraffen!
"Da ist's vorbei!" Was ist daran zu lesen?
Es ist so gut als wär' es nicht gewesen,
Und treibt sich doch im Kreis als wenn es wäre.
Ich liebte mir dafür das Ewig-Leere.
Grablegung.
Lemur. Solo.
Wer hat das Haus so schlecht gebaut,
Mit Schaufeln und mit Spaten?
Lemuren. Chor.
Dir dumpfer Gast im hänfnen Gewand
Ist's viel zu gut gerathen.
Der mir so kräftig widerstand,
Die Zeit wird Herr, der Greis hier liegt im Sand.
Die Uhr steht still –
Chor.
Steht still! Sie schweigt wie Mitternacht.
Der Zeiger fällt.
Mephistopheles.
Er fällt, es ist vollbracht.
Chor.
Es ist vorbei.
Mephistopheles.
Vorbei! ein dummes Wort.
Warum vorbei?
Vorbei und reines Nichts, vollkommnes Einerlei!
Was soll uns denn das ew’ge Schaffen!
Geschaffenes zu nichts hinwegzuraffen!
„Da ist’s vorbei!“ Was ist daran zu lesen?
Es ist so gut als wär’ es nicht gewesen,
Und treibt sich doch im Kreis als wenn es wäre.
Ich liebte mir dafür das Ewig-Leere.
Grablegung.
Lemur. Solo.
Wer hat das Haus so schlecht gebaut,
Mit Schaufeln und mit Spaten?
Lemuren. Chor.
Dir dumpfer Gast im hänfnen Gewand
Ist’s viel zu gut gerathen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <div type="scene" n="2">
          <sp>
            <p><pb facs="#f0334" n="322"/>
Der mir so kräftig widerstand,<lb/>
Die Zeit wird Herr, der Greis hier liegt im Sand.<lb/>
Die Uhr steht still &#x2013;<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Chor.</hi> </speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Steht still! Sie schweigt wie Mitternacht.</hi><lb/>
Der Zeiger fällt.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Mephistopheles.</hi> </speaker><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">Er fällt, es ist vollbracht.</hi><lb/>
            </p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Chor.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Es ist vorbei.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Mephistopheles.</hi> </speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Vorbei! ein dummes Wort.</hi><lb/>
Warum vorbei?<lb/>
Vorbei und reines Nichts, vollkommnes Einerlei!<lb/>
Was soll uns denn das ew&#x2019;ge Schaffen!<lb/>
Geschaffenes zu nichts hinwegzuraffen!<lb/>
&#x201E;Da ist&#x2019;s vorbei!&#x201C; Was ist daran zu lesen?<lb/>
Es ist so gut als wär&#x2019; es nicht gewesen,<lb/>
Und treibt sich doch im Kreis als wenn es wäre.<lb/>
Ich liebte mir dafür das Ewig-Leere.<lb/></p>
          </sp>
        </div>
        <div type="scene" n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Grablegung.</hi> </head><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Lemur.</hi> </speaker>
            <stage>Solo.</stage><lb/>
            <lg type="poem">
              <l rendition="#et">Wer hat das Haus so schlecht gebaut,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Mit Schaufeln und mit Spaten?</l><lb/>
            </lg>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Lemuren.</hi> </speaker>
            <stage>Chor.</stage><lb/>
            <lg type="poem">
              <l rendition="#et">Dir dumpfer Gast im hänfnen Gewand</l><lb/>
              <l rendition="#et">Ist&#x2019;s viel zu gut gerathen.</l><lb/>
            </lg>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0334] Der mir so kräftig widerstand, Die Zeit wird Herr, der Greis hier liegt im Sand. Die Uhr steht still – Chor. Steht still! Sie schweigt wie Mitternacht. Der Zeiger fällt. Mephistopheles. Er fällt, es ist vollbracht. Chor. Es ist vorbei. Mephistopheles. Vorbei! ein dummes Wort. Warum vorbei? Vorbei und reines Nichts, vollkommnes Einerlei! Was soll uns denn das ew’ge Schaffen! Geschaffenes zu nichts hinwegzuraffen! „Da ist’s vorbei!“ Was ist daran zu lesen? Es ist so gut als wär’ es nicht gewesen, Und treibt sich doch im Kreis als wenn es wäre. Ich liebte mir dafür das Ewig-Leere. Grablegung. Lemur. Solo. Wer hat das Haus so schlecht gebaut, Mit Schaufeln und mit Spaten? Lemuren. Chor. Dir dumpfer Gast im hänfnen Gewand Ist’s viel zu gut gerathen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/334
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/334>, abgerufen am 22.11.2024.