Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.Faust Faust. Mißhör' mich nicht, du holdes Angesicht! Wer darf ihn nennen? Und wer bekennen, Ich glaub' ihn? Wer empfinden? Und sich unterwinden Zu sagen, ich glaub' ihn nicht? Der Allumfasser, Der Allerhalter, Faßt und erhält er nicht Dich, mich, sich selbst? Wölbt sich der Himmel nicht dadroben? Liegt die Erde nicht hierunten fest? Und steigen freundlich blickend Ewige Sterne nicht hierauf? Schau' ich nicht Aug' in Auge dir, Und drängt nicht alles Nach Haupt und Herzen dir, Und webt in ewigem Geheimniß Unsichtbar sichtbar neben dir? Erfüll' davon dein Herz, so groß es ist, Fauſt Fauſt. Mißhör’ mich nicht, du holdes Angeſicht! Wer darf ihn nennen? Und wer bekennen, Ich glaub’ ihn? Wer empfinden? Und ſich unterwinden Zu ſagen, ich glaub’ ihn nicht? Der Allumfaſſer, Der Allerhalter, Faßt und erhält er nicht Dich, mich, ſich ſelbſt? Wölbt ſich der Himmel nicht dadroben? Liegt die Erde nicht hierunten feſt? Und ſteigen freundlich blickend Ewige Sterne nicht hierauf? Schau’ ich nicht Aug’ in Auge dir, Und drängt nicht alles Nach Haupt und Herzen dir, Und webt in ewigem Geheimniß Unſichtbar ſichtbar neben dir? Erfüll’ davon dein Herz, ſo groß es iſt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0148" n="138"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Fauſt</hi> </fw><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Mißhör’ mich nicht, du holdes Angeſicht!<lb/> Wer darf ihn nennen?<lb/> Und wer bekennen,<lb/> Ich glaub’ ihn?<lb/> Wer empfinden?<lb/> Und ſich unterwinden<lb/> Zu ſagen, ich glaub’ ihn nicht?<lb/> Der Allumfaſſer,<lb/> Der Allerhalter,<lb/> Faßt und erhält er nicht<lb/> Dich, mich, ſich ſelbſt?<lb/> Wölbt ſich der Himmel nicht dadroben?<lb/> Liegt die Erde nicht hierunten feſt?<lb/> Und ſteigen freundlich blickend<lb/> Ewige Sterne nicht hierauf?<lb/> Schau’ ich nicht Aug’ in Auge dir,<lb/> Und drängt nicht alles<lb/> Nach Haupt und Herzen dir,<lb/> Und webt in ewigem Geheimniß<lb/> Unſichtbar ſichtbar neben dir?<lb/> Erfüll’ davon dein Herz, ſo groß es iſt,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0148]
Fauſt
Fauſt.
Mißhör’ mich nicht, du holdes Angeſicht!
Wer darf ihn nennen?
Und wer bekennen,
Ich glaub’ ihn?
Wer empfinden?
Und ſich unterwinden
Zu ſagen, ich glaub’ ihn nicht?
Der Allumfaſſer,
Der Allerhalter,
Faßt und erhält er nicht
Dich, mich, ſich ſelbſt?
Wölbt ſich der Himmel nicht dadroben?
Liegt die Erde nicht hierunten feſt?
Und ſteigen freundlich blickend
Ewige Sterne nicht hierauf?
Schau’ ich nicht Aug’ in Auge dir,
Und drängt nicht alles
Nach Haupt und Herzen dir,
Und webt in ewigem Geheimniß
Unſichtbar ſichtbar neben dir?
Erfüll’ davon dein Herz, ſo groß es iſt,
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/148>, abgerufen am 16.02.2025. |