Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

Wald und Höhle.


Faust allein.
Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles,
Warum ich bath. Du hast mir nicht umsonst
Dein Angesicht im Feuer zugewendet.
Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich,
Kraft sie zu fühlen, zu genießen. Nicht
Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur,
Vergönnest mir in ihre tiefe Brust,
Wie in den Busen eines Freund's, zu schauen.
Du führst die Reihe der Lebendigen
Vor mir vorbey, und lehrst mich meine Brüder
Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen.
Und wenn der Sturm im Walde braus't und
knarrt,

Wald und Höhle.


Fauſt allein.
Erhabner Geiſt, du gabſt mir, gabſt mir alles,
Warum ich bath. Du haſt mir nicht umſonſt
Dein Angeſicht im Feuer zugewendet.
Gabſt mir die herrliche Natur zum Königreich,
Kraft ſie zu fühlen, zu genießen. Nicht
Kalt ſtaunenden Beſuch erlaubſt du nur,
Vergönneſt mir in ihre tiefe Bruſt,
Wie in den Buſen eines Freund’s, zu ſchauen.
Du führſt die Reihe der Lebendigen
Vor mir vorbey, und lehrſt mich meine Brüder
Im ſtillen Buſch, in Luft und Waſſer kennen.
Und wenn der Sturm im Walde brauſ’t und
knarrt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0161" n="[151]"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Wald und Höhle</hi>.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <sp who="#FAU">
            <speaker> <hi rendition="#g">Fau&#x017F;t</hi> </speaker>
            <stage>allein.</stage><lb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>rhabner Gei&#x017F;t, du gab&#x017F;t mir, gab&#x017F;t mir alles,<lb/>
Warum ich bath. Du ha&#x017F;t mir nicht um&#x017F;on&#x017F;t<lb/>
Dein Ange&#x017F;icht im Feuer zugewendet.<lb/>
Gab&#x017F;t mir die herrliche Natur zum Königreich,<lb/>
Kraft &#x017F;ie zu fühlen, zu genießen. Nicht<lb/>
Kalt &#x017F;taunenden Be&#x017F;uch erlaub&#x017F;t du nur,<lb/>
Vergönne&#x017F;t mir in ihre tiefe Bru&#x017F;t,<lb/>
Wie in den Bu&#x017F;en eines Freund&#x2019;s, zu &#x017F;chauen.<lb/>
Du führ&#x017F;t die Reihe der Lebendigen<lb/>
Vor mir vorbey, und lehr&#x017F;t mich meine Brüder<lb/>
Im &#x017F;tillen Bu&#x017F;ch, in Luft und Wa&#x017F;&#x017F;er kennen.<lb/>
Und wenn der Sturm im Walde brau&#x017F;&#x2019;t und<lb/>
knarrt,<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[151]/0161] Wald und Höhle. Fauſt allein. Erhabner Geiſt, du gabſt mir, gabſt mir alles, Warum ich bath. Du haſt mir nicht umſonſt Dein Angeſicht im Feuer zugewendet. Gabſt mir die herrliche Natur zum Königreich, Kraft ſie zu fühlen, zu genießen. Nicht Kalt ſtaunenden Beſuch erlaubſt du nur, Vergönneſt mir in ihre tiefe Bruſt, Wie in den Buſen eines Freund’s, zu ſchauen. Du führſt die Reihe der Lebendigen Vor mir vorbey, und lehrſt mich meine Brüder Im ſtillen Buſch, in Luft und Waſſer kennen. Und wenn der Sturm im Walde brauſ’t und knarrt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/161
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790, S. [151]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/161>, abgerufen am 24.11.2024.