Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.Faust Wenn man einen Fingerzeig nur hat,Läßt sich's schon eher weiter fühlen. Mephistopheles für sich. Ich bin des trocknen Tons nun satt, Muß wieder recht den Teufel spielen. Laut. Der Geist der Medicin ist leicht zu fassen; Ihr durchstudirt die groß' und kleine Welt, Um es am Ende gehn zu lassen, Wie's Gott gefällt. Vergebens daß ihr ringsum wissenschaftlich schweift, Ein jeder lernt nur was er lernen kann. Doch der den Augenblick ergreift, Das ist der rechte Mann. Ihr seyd noch ziemlich wohl gebaut, An Kühnheit wird's euch auch nicht fehlen, Und wenn ihr euch nur selbst vertraut, Vertrauen euch die andern Seelen. Besonders lernt die Weiber führen; Es ist ihr ewig Weh und Ach Fauſt Wenn man einen Fingerzeig nur hat,Läßt ſich’s ſchon eher weiter fühlen. Mephiſtopheles für ſich. Ich bin des trocknen Tons nun ſatt, Muß wieder recht den Teufel ſpielen. Laut. Der Geiſt der Medicin iſt leicht zu faſſen; Ihr durchſtudirt die groß’ und kleine Welt, Um es am Ende gehn zu laſſen, Wie’s Gott gefällt. Vergebens daß ihr ringsum wiſſenſchaftlich ſchweift, Ein jeder lernt nur was er lernen kann. Doch der den Augenblick ergreift, Das iſt der rechte Mann. Ihr ſeyd noch ziemlich wohl gebaut, An Kühnheit wird’s euch auch nicht fehlen, Und wenn ihr euch nur ſelbſt vertraut, Vertrauen euch die andern Seelen. Beſonders lernt die Weiber führen; Es iſt ihr ewig Weh und Ach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SCHUE"> <p><pb facs="#f0044" n="34"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fauſt</hi></fw><lb/> Wenn man einen Fingerzeig nur hat,<lb/> Läßt ſich’s ſchon eher weiter fühlen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker> <hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi> </speaker> <stage>für ſich.</stage><lb/> <p>Ich bin des trocknen Tons nun ſatt,<lb/> Muß wieder recht den Teufel ſpielen.</p><lb/> <stage>Laut.</stage><lb/> <p>Der Geiſt der Medicin iſt leicht zu faſſen;<lb/> Ihr durchſtudirt die groß’ und kleine Welt,<lb/> Um es am Ende gehn zu laſſen,<lb/> Wie’s Gott gefällt.<lb/> Vergebens daß ihr ringsum wiſſenſchaftlich<lb/> ſchweift,<lb/> Ein jeder lernt nur was er lernen kann.<lb/> Doch der den Augenblick ergreift,<lb/> Das iſt der rechte Mann.<lb/> Ihr ſeyd noch ziemlich wohl gebaut,<lb/> An Kühnheit wird’s euch auch nicht fehlen,<lb/> Und wenn ihr euch nur ſelbſt vertraut,<lb/> Vertrauen euch die andern Seelen.<lb/> Beſonders lernt die Weiber führen;<lb/> Es iſt ihr ewig Weh und Ach<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0044]
Fauſt
Wenn man einen Fingerzeig nur hat,
Läßt ſich’s ſchon eher weiter fühlen.
Mephiſtopheles für ſich.
Ich bin des trocknen Tons nun ſatt,
Muß wieder recht den Teufel ſpielen.
Laut.
Der Geiſt der Medicin iſt leicht zu faſſen;
Ihr durchſtudirt die groß’ und kleine Welt,
Um es am Ende gehn zu laſſen,
Wie’s Gott gefällt.
Vergebens daß ihr ringsum wiſſenſchaftlich
ſchweift,
Ein jeder lernt nur was er lernen kann.
Doch der den Augenblick ergreift,
Das iſt der rechte Mann.
Ihr ſeyd noch ziemlich wohl gebaut,
An Kühnheit wird’s euch auch nicht fehlen,
Und wenn ihr euch nur ſelbſt vertraut,
Vertrauen euch die andern Seelen.
Beſonders lernt die Weiber führen;
Es iſt ihr ewig Weh und Ach
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