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Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.

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Ein Schauspiel.
Sie sahen deinen Bruder, und es regten
Sich alle jauchzend, und sie bathen dringend
Der Abfahrt Stunde zu beschleunigen.
Es sehnet jede Faust sich nach dem Ruder,
Und selbst ein Wind erhob vom Lande lispelnd,
Von allen gleich bemerkt, die holden Schwin-
gen.
Drum laß uns eilen, führe mich zum Tempel,
Laß mich das Heiligthum betreten, laß
Mich unsrer Wünsche Ziel verehrend fassen.
Ich bin allein genug der Göttinn Bild
Auf wohl geübten Schultern wegzutragen;
Wie sehn' ich mich nach der erwünschten Last!

Er geht gegen den Tempel unter den letzten Wor-
ten, ohne zu bemerken, daß Iphigenie nicht folgt; end-
lich kehrt er sich um.

Du stehst und zauderst -- sage mir -- du
schweigst!
Du scheinst verworren! Widersetzet sich
Ein neues Unheil unserm Glück? Sag' an!
Hast du dem Könige das kluge Wort
Vermelden lassen, das wir abgeredet?
Ein Schauſpiel.
Sie ſahen deinen Bruder, und es regten
Sich alle jauchzend, und ſie bathen dringend
Der Abfahrt Stunde zu beſchleunigen.
Es ſehnet jede Fauſt ſich nach dem Ruder,
Und ſelbſt ein Wind erhob vom Lande liſpelnd,
Von allen gleich bemerkt, die holden Schwin-
gen.
Drum laß uns eilen, führe mich zum Tempel,
Laß mich das Heiligthum betreten, laß
Mich unſrer Wünſche Ziel verehrend faſſen.
Ich bin allein genug der Göttinn Bild
Auf wohl geübten Schultern wegzutragen;
Wie ſehn’ ich mich nach der erwünſchten Laſt!

Er geht gegen den Tempel unter den letzten Wor-
ten, ohne zu bemerken, daß Iphigenie nicht folgt; end-
lich kehrt er ſich um.

Du ſtehſt und zauderſt — ſage mir — du
ſchweigſt!
Du ſcheinſt verworren! Widerſetzet ſich
Ein neues Unheil unſerm Glück? Sag’ an!
Haſt du dem Könige das kluge Wort
Vermelden laſſen, das wir abgeredet?
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[95/0104] Ein Schauſpiel. Sie ſahen deinen Bruder, und es regten Sich alle jauchzend, und ſie bathen dringend Der Abfahrt Stunde zu beſchleunigen. Es ſehnet jede Fauſt ſich nach dem Ruder, Und ſelbſt ein Wind erhob vom Lande liſpelnd, Von allen gleich bemerkt, die holden Schwin- gen. Drum laß uns eilen, führe mich zum Tempel, Laß mich das Heiligthum betreten, laß Mich unſrer Wünſche Ziel verehrend faſſen. Ich bin allein genug der Göttinn Bild Auf wohl geübten Schultern wegzutragen; Wie ſehn’ ich mich nach der erwünſchten Laſt! Er geht gegen den Tempel unter den letzten Wor- ten, ohne zu bemerken, daß Iphigenie nicht folgt; end- lich kehrt er ſich um. Du ſtehſt und zauderſt — ſage mir — du ſchweigſt! Du ſcheinſt verworren! Widerſetzet ſich Ein neues Unheil unſerm Glück? Sag’ an! Haſt du dem Könige das kluge Wort Vermelden laſſen, das wir abgeredet?

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/104>, abgerufen am 21.11.2024.