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Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.

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Iphigenie auf Tauris
Pylades.
Thu' was sie dir gebiethen und erwarte.
Bringst du die Schwester zu Apollen hin,
Und wohnen beyde dann vereint zu Delphis,
Verehrt von einem Volk das edel denkt;
So wird für diese That das hohe Paar
Dir gnädig seyn, sie werden aus der Hand
Der Unterird'schen dich erretten. Schon
In diesen heil'gen Hain wagt keine sich.
Orest.
So hab' ich wenigstens geruh'gen Tod.
Pylades.
Ganz anders denk' ich, und nicht ungeschickt
Hab' ich das schon Gescheh'ne mit dem Künft'gen
Verbunden und im stillen ausgelegt.
Vielleicht reift in der Götter Rath schon lange
Das große Werk. Diane sehnet sich
Von diesem rauhen Ufer der Barbaren
Und ihren blut'gen Menschenopfern weg.
Wir waren zu der schönen That bestimmt,
Uns wird sie auferlegt, und seltsam sind
Wir an der Pforte schon gezwungen hier.
Iphigenie auf Tauris
Pylades.
Thu’ was ſie dir gebiethen und erwarte.
Bringſt du die Schweſter zu Apollen hin,
Und wohnen beyde dann vereint zu Delphis,
Verehrt von einem Volk das edel denkt;
So wird für dieſe That das hohe Paar
Dir gnädig ſeyn, ſie werden aus der Hand
Der Unterird’ſchen dich erretten. Schon
In dieſen heil’gen Hain wagt keine ſich.
Oreſt.
So hab’ ich wenigſtens geruh’gen Tod.
Pylades.
Ganz anders denk’ ich, und nicht ungeſchickt
Hab’ ich das ſchon Geſcheh’ne mit dem Künft’gen
Verbunden und im ſtillen ausgelegt.
Vielleicht reift in der Götter Rath ſchon lange
Das große Werk. Diane ſehnet ſich
Von dieſem rauhen Ufer der Barbaren
Und ihren blut’gen Menſchenopfern weg.
Wir waren zu der ſchönen That beſtimmt,
Uns wird ſie auferlegt, und ſeltſam ſind
Wir an der Pforte ſchon gezwungen hier.
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[44/0053] Iphigenie auf Tauris Pylades. Thu’ was ſie dir gebiethen und erwarte. Bringſt du die Schweſter zu Apollen hin, Und wohnen beyde dann vereint zu Delphis, Verehrt von einem Volk das edel denkt; So wird für dieſe That das hohe Paar Dir gnädig ſeyn, ſie werden aus der Hand Der Unterird’ſchen dich erretten. Schon In dieſen heil’gen Hain wagt keine ſich. Oreſt. So hab’ ich wenigſtens geruh’gen Tod. Pylades. Ganz anders denk’ ich, und nicht ungeſchickt Hab’ ich das ſchon Geſcheh’ne mit dem Künft’gen Verbunden und im ſtillen ausgelegt. Vielleicht reift in der Götter Rath ſchon lange Das große Werk. Diane ſehnet ſich Von dieſem rauhen Ufer der Barbaren Und ihren blut’gen Menſchenopfern weg. Wir waren zu der ſchönen That beſtimmt, Uns wird ſie auferlegt, und ſeltſam ſind Wir an der Pforte ſchon gezwungen hier.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/53>, abgerufen am 24.11.2024.