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Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.

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Ein Schauspiel.
Mit seiner Asche. Wohl empfänget sie
Die Königinn, sie treten in das Haus.
Elektren gibt Orest sich zu erkennen;
Sie bläs't der Rache Feuer in ihm auf,
Das vor der Mutter heil'ger Gegenwart
In sich zurückgebrannt war. Stille führt
Sie ihn zum Orte, wo sein Vater fiel,
Wo eine alte leichte Spur des frech-
Vergoßnen Blutes oftgewaschnen Boden
Mit blassen ahndungsvollen Streifen färbte.
Mit ihrer Feuerzunge schilderte
Sie jeden Umstand der verruchten That,
Ihr knechtisch elend durchgebrachtes Leben,
Den Übermuth der glücklichen Verräther,
Und die Gefahren, die nun der Geschwister
Von einer stiefgeword'nen Mutter warteten;
Hier drang sie jenen alten Dolch ihm auf,
Der schon in Tantals Hause grimmig wüthete,
Und Klytemnestra fiel durch Sohnes- Hand.
Iphigenie.
Unsterbliche, die ihr den reinen Tag
Auf immer neuen Wolken selig leber,
Ein Schauſpiel.
Mit ſeiner Aſche. Wohl empfänget ſie
Die Königinn, ſie treten in das Haus.
Elektren gibt Oreſt ſich zu erkennen;
Sie bläſ’t der Rache Feuer in ihm auf,
Das vor der Mutter heil’ger Gegenwart
In ſich zurückgebrannt war. Stille führt
Sie ihn zum Orte, wo ſein Vater fiel,
Wo eine alte leichte Spur des frech-
Vergoßnen Blutes oftgewaſchnen Boden
Mit blaſſen ahndungsvollen Streifen färbte.
Mit ihrer Feuerzunge ſchilderte
Sie jeden Umſtand der verruchten That,
Ihr knechtiſch elend durchgebrachtes Leben,
Den Übermuth der glücklichen Verräther,
Und die Gefahren, die nun der Geſchwiſter
Von einer ſtiefgeword’nen Mutter warteten;
Hier drang ſie jenen alten Dolch ihm auf,
Der ſchon in Tantals Hauſe grimmig wüthete,
Und Klytemneſtra fiel durch Sohnes- Hand.
Iphigenie.
Unſterbliche, die ihr den reinen Tag
Auf immer neuen Wolken ſelig leber,
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[63/0072] Ein Schauſpiel. Mit ſeiner Aſche. Wohl empfänget ſie Die Königinn, ſie treten in das Haus. Elektren gibt Oreſt ſich zu erkennen; Sie bläſ’t der Rache Feuer in ihm auf, Das vor der Mutter heil’ger Gegenwart In ſich zurückgebrannt war. Stille führt Sie ihn zum Orte, wo ſein Vater fiel, Wo eine alte leichte Spur des frech- Vergoßnen Blutes oftgewaſchnen Boden Mit blaſſen ahndungsvollen Streifen färbte. Mit ihrer Feuerzunge ſchilderte Sie jeden Umſtand der verruchten That, Ihr knechtiſch elend durchgebrachtes Leben, Den Übermuth der glücklichen Verräther, Und die Gefahren, die nun der Geſchwiſter Von einer ſtiefgeword’nen Mutter warteten; Hier drang ſie jenen alten Dolch ihm auf, Der ſchon in Tantals Hauſe grimmig wüthete, Und Klytemneſtra fiel durch Sohnes- Hand. Iphigenie. Unſterbliche, die ihr den reinen Tag Auf immer neuen Wolken ſelig leber,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/72>, abgerufen am 24.11.2024.