Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

der Zimmer bemerken konnte, ein eigenes Ca¬
binett zugetheilt worden. Hirt malte eini¬
ge gute Eichen- und Buchenwälder. Seine
Heerden waren lobenswert. Junker, an
die Nachahmung der ausführlichsten Nieder¬
länder gewöhnt, konnte sich am wenigsten in
diesen Tapetenstyl finden; jedoch bequemte er
sich, für gute Zahlung, mit Blumen und
Früchten manche Abtheilung zu verzieren.

Da ich alle diese Männer von meiner
frühsten Jugend an gekannt, und sie oft in
ihren Werkstätten besucht hatte, auch der
Graf mich gern um sich leiden mochte; so
war ich bey den Aufgaben, Berathschlagun¬
gen und Bestellungen, wie auch bey den Ab¬
lieferungen gegenwärtig, und nahm mir, zu¬
mal wenn Skizzen und Entwürfe eingereicht
wurden, meine Meynung zu eröffnen gar
wohl heraus. Ich hatte mir schon früher
bey Gemälde-Liebhabern, besonders aber auf
Auctionen, denen ich fleißig beywohnte, den

der Zimmer bemerken konnte, ein eigenes Ca¬
binett zugetheilt worden. Hirt malte eini¬
ge gute Eichen- und Buchenwaͤlder. Seine
Heerden waren lobenswert. Junker, an
die Nachahmung der ausfuͤhrlichſten Nieder¬
laͤnder gewoͤhnt, konnte ſich am wenigſten in
dieſen Tapetenſtyl finden; jedoch bequemte er
ſich, fuͤr gute Zahlung, mit Blumen und
Fruͤchten manche Abtheilung zu verzieren.

Da ich alle dieſe Maͤnner von meiner
fruͤhſten Jugend an gekannt, und ſie oft in
ihren Werkſtaͤtten beſucht hatte, auch der
Graf mich gern um ſich leiden mochte; ſo
war ich bey den Aufgaben, Berathſchlagun¬
gen und Beſtellungen, wie auch bey den Ab¬
lieferungen gegenwaͤrtig, und nahm mir, zu¬
mal wenn Skizzen und Entwuͤrfe eingereicht
wurden, meine Meynung zu eroͤffnen gar
wohl heraus. Ich hatte mir ſchon fruͤher
bey Gemaͤlde-Liebhabern, beſonders aber auf
Auctionen, denen ich fleißig beywohnte, den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0215" n="199"/>
der Zimmer bemerken konnte, ein eigenes Ca¬<lb/>
binett zugetheilt worden. <hi rendition="#g">Hirt</hi> malte eini¬<lb/>
ge gute Eichen- und Buchenwa&#x0364;lder. Seine<lb/>
Heerden waren lobenswert. <hi rendition="#g">Junker</hi>, an<lb/>
die Nachahmung der ausfu&#x0364;hrlich&#x017F;ten Nieder¬<lb/>
la&#x0364;nder gewo&#x0364;hnt, konnte &#x017F;ich am wenig&#x017F;ten in<lb/>
die&#x017F;en Tapeten&#x017F;tyl finden; jedoch bequemte er<lb/>
&#x017F;ich, fu&#x0364;r gute Zahlung, mit Blumen und<lb/>
Fru&#x0364;chten manche Abtheilung zu verzieren.</p><lb/>
        <p>Da ich alle die&#x017F;e Ma&#x0364;nner von meiner<lb/>
fru&#x0364;h&#x017F;ten Jugend an gekannt, und &#x017F;ie oft in<lb/>
ihren Werk&#x017F;ta&#x0364;tten be&#x017F;ucht hatte, auch der<lb/>
Graf mich gern um &#x017F;ich leiden mochte; &#x017F;o<lb/>
war ich bey den Aufgaben, Berath&#x017F;chlagun¬<lb/>
gen und Be&#x017F;tellungen, wie auch bey den Ab¬<lb/>
lieferungen gegenwa&#x0364;rtig, und nahm mir, zu¬<lb/>
mal wenn Skizzen und Entwu&#x0364;rfe eingereicht<lb/>
wurden, meine Meynung zu ero&#x0364;ffnen gar<lb/>
wohl heraus. Ich hatte mir &#x017F;chon fru&#x0364;her<lb/>
bey Gema&#x0364;lde-Liebhabern, be&#x017F;onders aber auf<lb/>
Auctionen, denen ich fleißig beywohnte, den<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0215] der Zimmer bemerken konnte, ein eigenes Ca¬ binett zugetheilt worden. Hirt malte eini¬ ge gute Eichen- und Buchenwaͤlder. Seine Heerden waren lobenswert. Junker, an die Nachahmung der ausfuͤhrlichſten Nieder¬ laͤnder gewoͤhnt, konnte ſich am wenigſten in dieſen Tapetenſtyl finden; jedoch bequemte er ſich, fuͤr gute Zahlung, mit Blumen und Fruͤchten manche Abtheilung zu verzieren. Da ich alle dieſe Maͤnner von meiner fruͤhſten Jugend an gekannt, und ſie oft in ihren Werkſtaͤtten beſucht hatte, auch der Graf mich gern um ſich leiden mochte; ſo war ich bey den Aufgaben, Berathſchlagun¬ gen und Beſtellungen, wie auch bey den Ab¬ lieferungen gegenwaͤrtig, und nahm mir, zu¬ mal wenn Skizzen und Entwuͤrfe eingereicht wurden, meine Meynung zu eroͤffnen gar wohl heraus. Ich hatte mir ſchon fruͤher bey Gemaͤlde-Liebhabern, beſonders aber auf Auctionen, denen ich fleißig beywohnte, den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/215
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/215>, abgerufen am 21.05.2024.