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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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schen, daß diese gefährliche Sache so glücklich
abgelaufen ist." -- Keinesweges! versetzte
mein Vater, mit Ingrimm; ich wollte sie
hätten Euch zum Teufel gejagt, und wenn
ich hätte mitfahren sollen. -- Der Graf
hielt einen Augenblick inne, dann aber fuhr
er mit Wuth auf: "Dieses sollt Ihr büßen!
rief er: Ihr sollt nicht umsonst der gerechten
Sache und mir eine solche Beleidigung zuge¬
fügt haben!"

Der Vater war indeß gelassen herunter¬
gestiegen, setzte sich zu uns, schien heitrer als
bisher, und fing an zu essen. Wir freuten
uns darüber, und wußten nicht, auf welche
bedenkliche Weise er sich den Stein vom Her¬
zen gewälzt hatte. Kurz darauf wurde die
Mutter herausgerufen, und wir hatten große
Lust, dem Vater auszuplaudern, was uns
der Graf für Süßigkeiten verehrt habe. Die
Mutter kam nicht zurück. Endlich trat der
Dolmetscher herein. Auf seinen Wink schickte

ſchen, daß dieſe gefaͤhrliche Sache ſo gluͤcklich
abgelaufen iſt.“ — Keinesweges! verſetzte
mein Vater, mit Ingrimm; ich wollte ſie
haͤtten Euch zum Teufel gejagt, und wenn
ich haͤtte mitfahren ſollen. — Der Graf
hielt einen Augenblick inne, dann aber fuhr
er mit Wuth auf: „Dieſes ſollt Ihr buͤßen!
rief er: Ihr ſollt nicht umſonſt der gerechten
Sache und mir eine ſolche Beleidigung zuge¬
fuͤgt haben!“

Der Vater war indeß gelaſſen herunter¬
geſtiegen, ſetzte ſich zu uns, ſchien heitrer als
bisher, und fing an zu eſſen. Wir freuten
uns daruͤber, und wußten nicht, auf welche
bedenkliche Weiſe er ſich den Stein vom Her¬
zen gewaͤlzt hatte. Kurz darauf wurde die
Mutter herausgerufen, und wir hatten große
Luſt, dem Vater auszuplaudern, was uns
der Graf fuͤr Suͤßigkeiten verehrt habe. Die
Mutter kam nicht zuruͤck. Endlich trat der
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[228/0244] ſchen, daß dieſe gefaͤhrliche Sache ſo gluͤcklich abgelaufen iſt.“ — Keinesweges! verſetzte mein Vater, mit Ingrimm; ich wollte ſie haͤtten Euch zum Teufel gejagt, und wenn ich haͤtte mitfahren ſollen. — Der Graf hielt einen Augenblick inne, dann aber fuhr er mit Wuth auf: „Dieſes ſollt Ihr buͤßen! rief er: Ihr ſollt nicht umſonſt der gerechten Sache und mir eine ſolche Beleidigung zuge¬ fuͤgt haben!“ Der Vater war indeß gelaſſen herunter¬ geſtiegen, ſetzte ſich zu uns, ſchien heitrer als bisher, und fing an zu eſſen. Wir freuten uns daruͤber, und wußten nicht, auf welche bedenkliche Weiſe er ſich den Stein vom Her¬ zen gewaͤlzt hatte. Kurz darauf wurde die Mutter herausgerufen, und wir hatten große Luſt, dem Vater auszuplaudern, was uns der Graf fuͤr Suͤßigkeiten verehrt habe. Die Mutter kam nicht zuruͤck. Endlich trat der Dolmetſcher herein. Auf ſeinen Wink ſchickte

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/244>, abgerufen am 24.11.2024.