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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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uns; allein es war merklich, und der Gevat¬
ter Dolmetsch wußte es uns noch deutlicher
zu machen, daß er sein Amt nicht mehr mit
der Heiterkeit, nicht mehr mit dem Eifer
verwaltete wie Anfangs, obgleich immer mit
derselben Rechtschaffenheit und Treue. Sein
Wesen und Betragen, das eher einen Spa¬
nier als einen Franzosen ankündigte, seine
Launen, die doch mitunter Einfluß auf ein
Geschäft hatten, seine Unbiegsamkeit gegen
die Umstände, seine Reizbarkeit gegen alles
was seine Person oder Character berührte,
dieses zusammen mochte ihn doch zuweilen
mit seinen Vorgesetzten in Conflict bringen.
Hiezu kam noch, daß er in einem Duell,
welches sich im Schauspiel entsponnen hatte,
verwundet wurde, und man dem Königs-
Lieutenant übel nahm, daß er selbst eine ver¬
pönte Handlung als oberster Polizeymeister
begangen. Alles dieses mochte, wie gesagt,
dazu beytragen, daß er in sich gezogner

uns; allein es war merklich, und der Gevat¬
ter Dolmetſch wußte es uns noch deutlicher
zu machen, daß er ſein Amt nicht mehr mit
der Heiterkeit, nicht mehr mit dem Eifer
verwaltete wie Anfangs, obgleich immer mit
derſelben Rechtſchaffenheit und Treue. Sein
Weſen und Betragen, das eher einen Spa¬
nier als einen Franzoſen ankuͤndigte, ſeine
Launen, die doch mitunter Einfluß auf ein
Geſchaͤft hatten, ſeine Unbiegſamkeit gegen
die Umſtaͤnde, ſeine Reizbarkeit gegen alles
was ſeine Perſon oder Character beruͤhrte,
dieſes zuſammen mochte ihn doch zuweilen
mit ſeinen Vorgeſetzten in Conflict bringen.
Hiezu kam noch, daß er in einem Duell,
welches ſich im Schauſpiel entſponnen hatte,
verwundet wurde, und man dem Koͤnigs-
Lieutenant uͤbel nahm, daß er ſelbſt eine ver¬
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[251/0267] uns; allein es war merklich, und der Gevat¬ ter Dolmetſch wußte es uns noch deutlicher zu machen, daß er ſein Amt nicht mehr mit der Heiterkeit, nicht mehr mit dem Eifer verwaltete wie Anfangs, obgleich immer mit derſelben Rechtſchaffenheit und Treue. Sein Weſen und Betragen, das eher einen Spa¬ nier als einen Franzoſen ankuͤndigte, ſeine Launen, die doch mitunter Einfluß auf ein Geſchaͤft hatten, ſeine Unbiegſamkeit gegen die Umſtaͤnde, ſeine Reizbarkeit gegen alles was ſeine Perſon oder Character beruͤhrte, dieſes zuſammen mochte ihn doch zuweilen mit ſeinen Vorgeſetzten in Conflict bringen. Hiezu kam noch, daß er in einem Duell, welches ſich im Schauſpiel entſponnen hatte, verwundet wurde, und man dem Koͤnigs- Lieutenant uͤbel nahm, daß er ſelbſt eine ver¬ poͤnte Handlung als oberſter Polizeymeiſter begangen. Alles dieſes mochte, wie geſagt, dazu beytragen, daß er in ſich gezogner

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/267>, abgerufen am 24.11.2024.