er als Knabe eine solche Maschine zu besitzen gewünscht, wie er sich die Hauptbedingungen abgesehen, und mit Hülfe eines alten Spinn¬ rades und einiger Arzneygläser ziemliche Wir¬ kungen hervorgebracht. Da er dieses gern und oft wiederholte, und uns dabey von der Electricität überhaupt unterrichtete; so fanden wir Kinder die Sache sehr plausibel, und quälten uns mit einem alten Spinnrade und einigen Arzneygläsern lange Zeit herum, ohne auch nur die mindeste Wirkung hervorbringen zu können. Wir hielten demungeachtet am Glauben fest, und waren sehr vergnügt, als zur Meßzeit, unter andern Raritäten, Zau¬ ber- und Taschenspielerkünsten, auch eine Electrisirmaschine ihre Kunststücke machte, welche so wie die magnetischen, für jene Zeit schon sehr vervielfältigt waren.
Das Mistrauen gegen den öffentlichen Unterricht vermehrte sich von Tage zu Tage. Man sah sich nach Hauslehrern um, und
18 *
er als Knabe eine ſolche Maſchine zu beſitzen gewuͤnſcht, wie er ſich die Hauptbedingungen abgeſehen, und mit Huͤlfe eines alten Spinn¬ rades und einiger Arzneyglaͤſer ziemliche Wir¬ kungen hervorgebracht. Da er dieſes gern und oft wiederholte, und uns dabey von der Electricitaͤt uͤberhaupt unterrichtete; ſo fanden wir Kinder die Sache ſehr plauſibel, und quaͤlten uns mit einem alten Spinnrade und einigen Arzneyglaͤſern lange Zeit herum, ohne auch nur die mindeſte Wirkung hervorbringen zu koͤnnen. Wir hielten demungeachtet am Glauben feſt, und waren ſehr vergnuͤgt, als zur Meßzeit, unter andern Raritaͤten, Zau¬ ber- und Taſchenſpielerkuͤnſten, auch eine Electriſirmaſchine ihre Kunſtſtuͤcke machte, welche ſo wie die magnetiſchen, fuͤr jene Zeit ſchon ſehr vervielfaͤltigt waren.
Das Mistrauen gegen den oͤffentlichen Unterricht vermehrte ſich von Tage zu Tage. Man ſah ſich nach Hauslehrern um, und
18 *
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0291"n="275"/>
er als Knabe eine ſolche Maſchine zu beſitzen<lb/>
gewuͤnſcht, wie er ſich die Hauptbedingungen<lb/>
abgeſehen, und mit Huͤlfe eines alten Spinn¬<lb/>
rades und einiger Arzneyglaͤſer ziemliche Wir¬<lb/>
kungen hervorgebracht. Da er dieſes gern<lb/>
und oft wiederholte, und uns dabey von der<lb/>
Electricitaͤt uͤberhaupt unterrichtete; ſo fanden<lb/>
wir Kinder die Sache ſehr plauſibel, und<lb/>
quaͤlten uns mit einem alten Spinnrade und<lb/>
einigen Arzneyglaͤſern lange Zeit herum, ohne<lb/>
auch nur die mindeſte Wirkung hervorbringen<lb/>
zu koͤnnen. Wir hielten demungeachtet am<lb/>
Glauben feſt, und waren ſehr vergnuͤgt, als<lb/>
zur Meßzeit, unter andern Raritaͤten, Zau¬<lb/>
ber- und Taſchenſpielerkuͤnſten, auch eine<lb/>
Electriſirmaſchine ihre Kunſtſtuͤcke machte,<lb/>
welche ſo wie die magnetiſchen, fuͤr jene Zeit<lb/>ſchon ſehr vervielfaͤltigt waren.</p><lb/><p>Das Mistrauen gegen den oͤffentlichen<lb/>
Unterricht vermehrte ſich von Tage zu Tage.<lb/>
Man ſah ſich nach Hauslehrern um, und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">18 *<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[275/0291]
er als Knabe eine ſolche Maſchine zu beſitzen
gewuͤnſcht, wie er ſich die Hauptbedingungen
abgeſehen, und mit Huͤlfe eines alten Spinn¬
rades und einiger Arzneyglaͤſer ziemliche Wir¬
kungen hervorgebracht. Da er dieſes gern
und oft wiederholte, und uns dabey von der
Electricitaͤt uͤberhaupt unterrichtete; ſo fanden
wir Kinder die Sache ſehr plauſibel, und
quaͤlten uns mit einem alten Spinnrade und
einigen Arzneyglaͤſern lange Zeit herum, ohne
auch nur die mindeſte Wirkung hervorbringen
zu koͤnnen. Wir hielten demungeachtet am
Glauben feſt, und waren ſehr vergnuͤgt, als
zur Meßzeit, unter andern Raritaͤten, Zau¬
ber- und Taſchenſpielerkuͤnſten, auch eine
Electriſirmaſchine ihre Kunſtſtuͤcke machte,
welche ſo wie die magnetiſchen, fuͤr jene Zeit
ſchon ſehr vervielfaͤltigt waren.
Das Mistrauen gegen den oͤffentlichen
Unterricht vermehrte ſich von Tage zu Tage.
Man ſah ſich nach Hauslehrern um, und
18 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/291>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.