trieb. Mein Vater blieb mit ihm, bis auf die strittigen Punkte, in einem dauernden guten Verhältnisse. Auch für uns ward ein großer Fridericischer Flügel angeschafft, den ich, bey meinem Clavier verweilend, wenig berührte, der aber meiner Schwester zu desto größerer Qual gedieh, weil sie, um das neue Instrument gehörig zu ehren, täglich noch einige Zeit mehr auf ihre Uebungen zu wen¬ den hatte; wobey mein Vater als Aufseher, Pfeil aber als Musterbild und antreibender Hausfreund, abwechselnd zur Seite standen.
Eine besondere Liebhaberey meines Va¬ ters machte uns Kindern viel Unbequemlich¬ keit. Es war nämlich die Seidenzucht, von deren Vortheil, wenn sie allgemeiner verbrei¬ tet würde, er einen großen Begriff hatte. Einige Bekanntschaften in Hanau, wo man die Zucht der Würmer sehr sorgfältig betrieb, gaben ihm die nächste Veranlassung. Von dorther wurden ihm zu rechter Zeit die Eyer
trieb. Mein Vater blieb mit ihm, bis auf die ſtrittigen Punkte, in einem dauernden guten Verhaͤltniſſe. Auch fuͤr uns ward ein großer Fridericiſcher Fluͤgel angeſchafft, den ich, bey meinem Clavier verweilend, wenig beruͤhrte, der aber meiner Schweſter zu deſto groͤßerer Qual gedieh, weil ſie, um das neue Inſtrument gehoͤrig zu ehren, taͤglich noch einige Zeit mehr auf ihre Uebungen zu wen¬ den hatte; wobey mein Vater als Aufſeher, Pfeil aber als Muſterbild und antreibender Hausfreund, abwechſelnd zur Seite ſtanden.
Eine beſondere Liebhaberey meines Va¬ ters machte uns Kindern viel Unbequemlich¬ keit. Es war naͤmlich die Seidenzucht, von deren Vortheil, wenn ſie allgemeiner verbrei¬ tet wuͤrde, er einen großen Begriff hatte. Einige Bekanntſchaften in Hanau, wo man die Zucht der Wuͤrmer ſehr ſorgfaͤltig betrieb, gaben ihm die naͤchſte Veranlaſſung. Von dorther wurden ihm zu rechter Zeit die Eyer
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trieb. Mein Vater blieb mit ihm, bis auf
die ſtrittigen Punkte, in einem dauernden
guten Verhaͤltniſſe. Auch fuͤr uns ward ein
großer Fridericiſcher Fluͤgel angeſchafft, den
ich, bey meinem Clavier verweilend, wenig
beruͤhrte, der aber meiner Schweſter zu deſto
groͤßerer Qual gedieh, weil ſie, um das neue
Inſtrument gehoͤrig zu ehren, taͤglich noch
einige Zeit mehr auf ihre Uebungen zu wen¬
den hatte; wobey mein Vater als Aufſeher,
Pfeil aber als Muſterbild und antreibender
Hausfreund, abwechſelnd zur Seite ſtanden.
Eine beſondere Liebhaberey meines Va¬
ters machte uns Kindern viel Unbequemlich¬
keit. Es war naͤmlich die Seidenzucht, von
deren Vortheil, wenn ſie allgemeiner verbrei¬
tet wuͤrde, er einen großen Begriff hatte.
Einige Bekanntſchaften in Hanau, wo man
die Zucht der Wuͤrmer ſehr ſorgfaͤltig betrieb,
gaben ihm die naͤchſte Veranlaſſung. Von
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/295>, abgerufen am 24.11.2024.
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