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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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maßen. Deshalb überwand ich, meinen Freun¬
den zu lieb, welche sich auf alle Weise für
eine solche Gefälligkeit verbunden erklärten,
die Schüchternheit eines Enkels, und über¬
nahm es, ein Bittschreiben das mir einge¬
händigt wurde, zu überreichen.

Eines Sonntags nach Tische, als der
Großvater in seinem Garten beschäftigt war,
um so mehr als der Herbst herannahte, und
ich ihm allenthalben behülflich zu seyn suchte,
rückte ich nach einigem Zögern mit meinem
Anliegen und dem Bittschreiben hervor. Er
sah es an und fragte mich, ob ich den jungen
Menschen kenne. Ich erzählte ihm im Allge¬
meinen was zu sagen war, und er ließ es
dabey bewenden. "Wenn er Verdienst und
sonst ein gutes Zeugniß hat, so will ich ihm
um seinet- und deinetwillen günstig seyn."
Mehr sagte er nicht, und ich erfuhr lange
nichts von der Sache.

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maßen. Deshalb uͤberwand ich, meinen Freun¬
den zu lieb, welche ſich auf alle Weiſe fuͤr
eine ſolche Gefaͤlligkeit verbunden erklaͤrten,
die Schuͤchternheit eines Enkels, und uͤber¬
nahm es, ein Bittſchreiben das mir einge¬
haͤndigt wurde, zu uͤberreichen.

Eines Sonntags nach Tiſche, als der
Großvater in ſeinem Garten beſchaͤftigt war,
um ſo mehr als der Herbſt herannahte, und
ich ihm allenthalben behuͤlflich zu ſeyn ſuchte,
ruͤckte ich nach einigem Zoͤgern mit meinem
Anliegen und dem Bittſchreiben hervor. Er
ſah es an und fragte mich, ob ich den jungen
Menſchen kenne. Ich erzaͤhlte ihm im Allge¬
meinen was zu ſagen war, und er ließ es
dabey bewenden. „Wenn er Verdienſt und
ſonſt ein gutes Zeugniß hat, ſo will ich ihm
um ſeinet- und deinetwillen guͤnstig ſeyn.“
Mehr ſagte er nicht, und ich erfuhr lange
nichts von der Sache.

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[419/0435] maßen. Deshalb uͤberwand ich, meinen Freun¬ den zu lieb, welche ſich auf alle Weiſe fuͤr eine ſolche Gefaͤlligkeit verbunden erklaͤrten, die Schuͤchternheit eines Enkels, und uͤber¬ nahm es, ein Bittſchreiben das mir einge¬ haͤndigt wurde, zu uͤberreichen. Eines Sonntags nach Tiſche, als der Großvater in ſeinem Garten beſchaͤftigt war, um ſo mehr als der Herbſt herannahte, und ich ihm allenthalben behuͤlflich zu ſeyn ſuchte, ruͤckte ich nach einigem Zoͤgern mit meinem Anliegen und dem Bittſchreiben hervor. Er ſah es an und fragte mich, ob ich den jungen Menſchen kenne. Ich erzaͤhlte ihm im Allge¬ meinen was zu ſagen war, und er ließ es dabey bewenden. „Wenn er Verdienſt und ſonſt ein gutes Zeugniß hat, ſo will ich ihm um ſeinet- und deinetwillen guͤnstig ſeyn.“ Mehr ſagte er nicht, und ich erfuhr lange nichts von der Sache. 27 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/435>, abgerufen am 24.11.2024.