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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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fahrt den 6ten Februar statt gefunden; so be¬
wunderten wir nachher die Ankunft der kai¬
serlichen Commissarien und deren Auffahrt,
ebenfalls auf den Römer, welche mit großem
Pomp geschah. Die würdige Persönlichkeit
des Fürsten von Lichtenstein machte einen
guten Eindruck; doch wollten Kenner behaup¬
ten, die prächtigen Livreen seyen schon einmal
bey einer andern Gelegenheit gebraucht wor¬
den, und auch diese Wahl und Krönung
werde schwerlich an Glanz jener von Carl
dem siebenten gleich kommen. Wir jüngern
ließen uns das gefallen was wir vor Augen
hatten, uns däuchte alles sehr gut und man¬
ches setzte uns in Erstaunen.

Der Wahl-Convent war endlich auf den
3ten März anberaumt. Nun kam die Stadt
durch neue Förmlichkeiten in Bewegung, und
die wechselseitigen Ceremonielbesuche der Ge¬
sandten hielten uns immer auf den Beinen.
Auch mußten wir genau aufpassen, weil wir

fahrt den 6ten Februar ſtatt gefunden; ſo be¬
wunderten wir nachher die Ankunft der kai¬
ſerlichen Commiſſarien und deren Auffahrt,
ebenfalls auf den Roͤmer, welche mit großem
Pomp geſchah. Die wuͤrdige Perſoͤnlichkeit
des Fuͤrſten von Lichtenſtein machte einen
guten Eindruck; doch wollten Kenner behaup¬
ten, die praͤchtigen Livreen ſeyen ſchon einmal
bey einer andern Gelegenheit gebraucht wor¬
den, und auch dieſe Wahl und Kroͤnung
werde ſchwerlich an Glanz jener von Carl
dem ſiebenten gleich kommen. Wir juͤngern
ließen uns das gefallen was wir vor Augen
hatten, uns daͤuchte alles ſehr gut und man¬
ches ſetzte uns in Erſtaunen.

Der Wahl-Convent war endlich auf den
3ten Maͤrz anberaumt. Nun kam die Stadt
durch neue Foͤrmlichkeiten in Bewegung, und
die wechſelſeitigen Ceremonielbeſuche der Ge¬
ſandten hielten uns immer auf den Beinen.
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[430/0446] fahrt den 6ten Februar ſtatt gefunden; ſo be¬ wunderten wir nachher die Ankunft der kai¬ ſerlichen Commiſſarien und deren Auffahrt, ebenfalls auf den Roͤmer, welche mit großem Pomp geſchah. Die wuͤrdige Perſoͤnlichkeit des Fuͤrſten von Lichtenſtein machte einen guten Eindruck; doch wollten Kenner behaup¬ ten, die praͤchtigen Livreen ſeyen ſchon einmal bey einer andern Gelegenheit gebraucht wor¬ den, und auch dieſe Wahl und Kroͤnung werde ſchwerlich an Glanz jener von Carl dem ſiebenten gleich kommen. Wir juͤngern ließen uns das gefallen was wir vor Augen hatten, uns daͤuchte alles ſehr gut und man¬ ches ſetzte uns in Erſtaunen. Der Wahl-Convent war endlich auf den 3ten Maͤrz anberaumt. Nun kam die Stadt durch neue Foͤrmlichkeiten in Bewegung, und die wechſelſeitigen Ceremonielbeſuche der Ge¬ ſandten hielten uns immer auf den Beinen. Auch mußten wir genau aufpaſſen, weil wir

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/446>, abgerufen am 24.11.2024.