nur ein buntes unbefriedigendes, öfter sogar geschmackloses Wesen hervortrat. Sehr glück¬ lich machte es uns daher, zu vernehmen, daß wegen der Herreise des Kaisers und des künftigen Königs große Anstalten gemacht wurden, daß die churfürstlichen Collegial- Handlungen, bey welchen die letzte Wahlcapi¬ tulation zum Grunde lag, eifrig vorwärts gingen, und daß der Wahltag auf den 27ten März festgesetzt sey. Nun ward an die Herbeyschaffung der Reichsinsignien von Nürn¬ berg und Aachen gedacht, und man erwartete zunächst den Einzug des Churfürsten von Mainz, während mit seiner Gesandtschaft die Irrungen wegen der Quartiere immer fort¬ dauerten.
Indessen betrieb ich meine Canzellisten- Arbeit zu Hause sehr lebhaft, und wurde da¬ bey freylich mancherley kleinliche Monita ge¬ wahr, die von vielen Seiten einliefen, und bey der neuen Capitulation berücksichtigt wer¬
nur ein buntes unbefriedigendes, oͤfter ſogar geſchmackloſes Weſen hervortrat. Sehr gluͤck¬ lich machte es uns daher, zu vernehmen, daß wegen der Herreiſe des Kaiſers und des kuͤnftigen Koͤnigs große Anſtalten gemacht wurden, daß die churfuͤrſtlichen Collegial- Handlungen, bey welchen die letzte Wahlcapi¬ tulation zum Grunde lag, eifrig vorwaͤrts gingen, und daß der Wahltag auf den 27ten Maͤrz feſtgeſetzt ſey. Nun ward an die Herbeyſchaffung der Reichsinſignien von Nuͤrn¬ berg und Aachen gedacht, und man erwartete zunaͤchſt den Einzug des Churfuͤrſten von Mainz, waͤhrend mit ſeiner Geſandtſchaft die Irrungen wegen der Quartiere immer fort¬ dauerten.
Indeſſen betrieb ich meine Canzelliſten- Arbeit zu Hauſe ſehr lebhaft, und wurde da¬ bey freylich mancherley kleinliche Monita ge¬ wahr, die von vielen Seiten einliefen, und bey der neuen Capitulation beruͤckſichtigt wer¬
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nur ein buntes unbefriedigendes, oͤfter ſogar
geſchmackloſes Weſen hervortrat. Sehr gluͤck¬
lich machte es uns daher, zu vernehmen,
daß wegen der Herreiſe des Kaiſers und des
kuͤnftigen Koͤnigs große Anſtalten gemacht
wurden, daß die churfuͤrſtlichen Collegial-
Handlungen, bey welchen die letzte Wahlcapi¬
tulation zum Grunde lag, eifrig vorwaͤrts
gingen, und daß der Wahltag auf den 27ten
Maͤrz feſtgeſetzt ſey. Nun ward an die
Herbeyſchaffung der Reichsinſignien von Nuͤrn¬
berg und Aachen gedacht, und man erwartete
zunaͤchſt den Einzug des Churfuͤrſten von
Mainz, waͤhrend mit ſeiner Geſandtſchaft die
Irrungen wegen der Quartiere immer fort¬
dauerten.
Indeſſen betrieb ich meine Canzelliſten-
Arbeit zu Hauſe ſehr lebhaft, und wurde da¬
bey freylich mancherley kleinliche Monita ge¬
wahr, die von vielen Seiten einliefen, und
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/453>, abgerufen am 24.11.2024.
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