Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.Wählenden hatten sich ins Allerheiligste zu¬ Der Zudrang der Fremden in die Stadt Waͤhlenden hatten ſich ins Allerheiligſte zu¬ Der Zudrang der Fremden in die Stadt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0466" n="450"/> Waͤhlenden hatten ſich ins Allerheiligſte zu¬<lb/> ruͤckgezogen, in welchem weitlaͤuftige Ceremo¬<lb/> nien die Stelle einer bedaͤchtigen Wahluͤberle¬<lb/> gung vertraten. Nach langem Harren, Draͤn¬<lb/> gen und Wogen vernahm denn zuletzt das<lb/> Volk den Namen Joſephs des zweyten, der<lb/> zum roͤmiſchen Koͤnig ausgerufen wurde.</p><lb/> <p>Der Zudrang der Fremden in die Stadt<lb/> ward nun immer ſtaͤrker. Alles fuhr und<lb/> ging in Galakleidern, ſo daß man zuletzt nur<lb/> die ganz goldenen Anzuͤge bemerkenswerth fand.<lb/> Kaiſer und Koͤnig waren ſchon in Heuſen¬<lb/> ſtamm, einem graͤflich Schoͤnborniſchen Schloſ¬<lb/> ſe, angelangt und wurden dort herkoͤmmlich<lb/> begruͤßt und willkommen geheißen; die Stadt<lb/> aber feyerte dieſe wichtige Epoche durch geiſt¬<lb/> liche Feſte ſaͤmtlicher Religionen, durch Hoch¬<lb/> aͤmter und Predigten, und von weltlicher Sei¬<lb/> te, zu Begleitung des Te-Deum, durch un¬<lb/> ablaͤſſiges Canoniren.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [450/0466]
Waͤhlenden hatten ſich ins Allerheiligſte zu¬
ruͤckgezogen, in welchem weitlaͤuftige Ceremo¬
nien die Stelle einer bedaͤchtigen Wahluͤberle¬
gung vertraten. Nach langem Harren, Draͤn¬
gen und Wogen vernahm denn zuletzt das
Volk den Namen Joſephs des zweyten, der
zum roͤmiſchen Koͤnig ausgerufen wurde.
Der Zudrang der Fremden in die Stadt
ward nun immer ſtaͤrker. Alles fuhr und
ging in Galakleidern, ſo daß man zuletzt nur
die ganz goldenen Anzuͤge bemerkenswerth fand.
Kaiſer und Koͤnig waren ſchon in Heuſen¬
ſtamm, einem graͤflich Schoͤnborniſchen Schloſ¬
ſe, angelangt und wurden dort herkoͤmmlich
begruͤßt und willkommen geheißen; die Stadt
aber feyerte dieſe wichtige Epoche durch geiſt¬
liche Feſte ſaͤmtlicher Religionen, durch Hoch¬
aͤmter und Predigten, und von weltlicher Sei¬
te, zu Begleitung des Te-Deum, durch un¬
ablaͤſſiges Canoniren.
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