und heruntergestürzt, so daß man, besonders in der Ferne, denken mußte, ein jedes werde ein paar der Zudringenden todtschlagen. In einem Nu war die Hütte abgedeckt, und einzelne Menschen hingen an Sparren und Balken, um auch diese aus den Fugen zu reißen; ja manche schwebten noch oben herum, als schon unten die Pfosten abgesägt waren, das Gerippe hin- und wiederschwankte und jähen Einsturz drohte. Zarte Personen wand¬ ten die Augen hinweg, und Jedermann er¬ wartete sich ein großes Unglück; allein man hörte nicht einmal von irgend einer Beschä¬ digung, und alles war, obgleich heftig und gewaltsam, doch glücklich vorübergegangen.
Jedermann wußte nun, daß Kaiser und König aus dem Cabinett, wohin sie vom Balcon abgetreten, sich wieder hervorbegeben und in dem großen Römersaale speisen wür¬ den. Man hatte die Anstalten dazu Tages vorher bewundern können, und mein sehnlich¬
und heruntergeſtuͤrzt, ſo daß man, beſonders in der Ferne, denken mußte, ein jedes werde ein paar der Zudringenden todtſchlagen. In einem Nu war die Huͤtte abgedeckt, und einzelne Menſchen hingen an Sparren und Balken, um auch dieſe aus den Fugen zu reißen; ja manche ſchwebten noch oben herum, als ſchon unten die Pfoſten abgeſaͤgt waren, das Gerippe hin- und wiederſchwankte und jaͤhen Einſturz drohte. Zarte Perſonen wand¬ ten die Augen hinweg, und Jedermann er¬ wartete ſich ein großes Ungluͤck; allein man hoͤrte nicht einmal von irgend einer Beſchaͤ¬ digung, und alles war, obgleich heftig und gewaltſam, doch gluͤcklich voruͤbergegangen.
Jedermann wußte nun, daß Kaiſer und Koͤnig aus dem Cabinett, wohin ſie vom Balcon abgetreten, ſich wieder hervorbegeben und in dem großen Roͤmerſaale ſpeiſen wuͤr¬ den. Man hatte die Anſtalten dazu Tages vorher bewundern koͤnnen, und mein ſehnlich¬
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und heruntergeſtuͤrzt, ſo daß man, beſonders
in der Ferne, denken mußte, ein jedes werde
ein paar der Zudringenden todtſchlagen. In
einem Nu war die Huͤtte abgedeckt, und
einzelne Menſchen hingen an Sparren und
Balken, um auch dieſe aus den Fugen zu
reißen; ja manche ſchwebten noch oben herum,
als ſchon unten die Pfoſten abgeſaͤgt waren,
das Gerippe hin- und wiederſchwankte und
jaͤhen Einſturz drohte. Zarte Perſonen wand¬
ten die Augen hinweg, und Jedermann er¬
wartete ſich ein großes Ungluͤck; allein man
hoͤrte nicht einmal von irgend einer Beſchaͤ¬
digung, und alles war, obgleich heftig und
gewaltſam, doch gluͤcklich voruͤbergegangen.
Jedermann wußte nun, daß Kaiſer und
Koͤnig aus dem Cabinett, wohin ſie vom
Balcon abgetreten, ſich wieder hervorbegeben
und in dem großen Roͤmerſaale ſpeiſen wuͤr¬
den. Man hatte die Anſtalten dazu Tages
vorher bewundern koͤnnen, und mein ſehnlich¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/506>, abgerufen am 25.11.2024.
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