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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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sätzliches darin erkennen mußte; wie man
denn schon vorher über das sonstige äußre
Benehmen des übrigens sehr geschätzten Plo¬
tho glossirt, und da man ihm nun einmal
gewogen war, auch den Schalk in ihm bewun¬
dert hatte, der sich über alles Ceremoniell
wie sein König hinauszusetzen pflege: so
ging man doch lieber in das Esterhazysche
Feenreich wieder zurück.

Dieser hohe Bothschafter hatte, diesen
Tag zu ehren, sein ungünstig gelegenes Quar¬
tier ganz übergangen, und dafür die große
Lindenesplanade am Roßmarkt, vorn mit
einem farbig erleuchteten Portal, im Hinter¬
grund aber mit einem wohl noch prächtigern
Prospecte verzieren lassen. Die ganze Ein¬
fassung bezeichneten Lampen. Zwischen den
Bäumen standen Licht-Pyramiden und Kugeln
auf durchscheinenden Piedestalen; von einem
Baum zum andern zogen sich leuchtende
Guirlanden, an welchen Hängeleuchter schweb¬

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ſaͤtzliches darin erkennen mußte; wie man
denn ſchon vorher uͤber das ſonſtige aͤußre
Benehmen des uͤbrigens ſehr geſchaͤtzten Plo¬
tho gloſſirt, und da man ihm nun einmal
gewogen war, auch den Schalk in ihm bewun¬
dert hatte, der ſich uͤber alles Ceremoniell
wie ſein Koͤnig hinauszuſetzen pflege: ſo
ging man doch lieber in das Eſterhazyſche
Feenreich wieder zuruͤck.

Dieſer hohe Bothſchafter hatte, dieſen
Tag zu ehren, ſein unguͤnſtig gelegenes Quar¬
tier ganz uͤbergangen, und dafuͤr die große
Lindenesplanade am Roßmarkt, vorn mit
einem farbig erleuchteten Portal, im Hinter¬
grund aber mit einem wohl noch praͤchtigern
Proſpecte verzieren laſſen. Die ganze Ein¬
faſſung bezeichneten Lampen. Zwiſchen den
Baͤumen ſtanden Licht-Pyramiden und Kugeln
auf durchſcheinenden Piedeſtalen; von einem
Baum zum andern zogen ſich leuchtende
Guirlanden, an welchen Haͤngeleuchter ſchweb¬

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[497/0513] ſaͤtzliches darin erkennen mußte; wie man denn ſchon vorher uͤber das ſonſtige aͤußre Benehmen des uͤbrigens ſehr geſchaͤtzten Plo¬ tho gloſſirt, und da man ihm nun einmal gewogen war, auch den Schalk in ihm bewun¬ dert hatte, der ſich uͤber alles Ceremoniell wie ſein Koͤnig hinauszuſetzen pflege: ſo ging man doch lieber in das Eſterhazyſche Feenreich wieder zuruͤck. Dieſer hohe Bothſchafter hatte, dieſen Tag zu ehren, ſein unguͤnſtig gelegenes Quar¬ tier ganz uͤbergangen, und dafuͤr die große Lindenesplanade am Roßmarkt, vorn mit einem farbig erleuchteten Portal, im Hinter¬ grund aber mit einem wohl noch praͤchtigern Proſpecte verzieren laſſen. Die ganze Ein¬ faſſung bezeichneten Lampen. Zwiſchen den Baͤumen ſtanden Licht-Pyramiden und Kugeln auf durchſcheinenden Piedeſtalen; von einem Baum zum andern zogen ſich leuchtende Guirlanden, an welchen Haͤngeleuchter ſchweb¬ l. 32

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/513>, abgerufen am 21.05.2024.