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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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immer gern einen Spazirgang bereiten, ver¬
fehlten nicht, von den frühsten Zeiten, uns an
dergleichen Orte zu tragen und zu führen, so
daß diese ländlichen Feste wohl mit zu den
ersten Eindrücken gehören, deren ich mich er¬
inneren kann.

Das Haus war indessen fertig geworden
und zwar in ziemlich kurzer Zeit, weil alles
wohl überlegt, vorbereitet und für die nöthige
Geldsumme gesorgt war. Wir fanden uns nun
alle wieder versammelt und fühlten uns behag¬
lich: denn ein wohlausgedachter Plan, wenn
er ausgeführt dasteht, läßt alles vergessen,
was die Mittel, um zu diesem Zweck zu gelan¬
gen, unbequemes mögen gehabt haben. Das
Haus war für eine Privatwohnung geräumig
genug, durchaus hell und heiter, die Treppe
frey, die Vorsäle lustig, und jene Aussicht
über die Gärten aus mehrern Fenstern bequem
zu genießen. Der innere Ausbau und was
zur Vollendung und Zierde gehört, ward nach

immer gern einen Spazirgang bereiten, ver¬
fehlten nicht, von den fruͤhſten Zeiten, uns an
dergleichen Orte zu tragen und zu fuͤhren, ſo
daß dieſe laͤndlichen Feſte wohl mit zu den
erſten Eindruͤcken gehoͤren, deren ich mich er¬
inneren kann.

Das Haus war indeſſen fertig geworden
und zwar in ziemlich kurzer Zeit, weil alles
wohl uͤberlegt, vorbereitet und fuͤr die noͤthige
Geldſumme geſorgt war. Wir fanden uns nun
alle wieder verſammelt und fuͤhlten uns behag¬
lich: denn ein wohlausgedachter Plan, wenn
er ausgefuͤhrt daſteht, laͤßt alles vergeſſen,
was die Mittel, um zu dieſem Zweck zu gelan¬
gen, unbequemes moͤgen gehabt haben. Das
Haus war fuͤr eine Privatwohnung geraͤumig
genug, durchaus hell und heiter, die Treppe
frey, die Vorſaͤle luſtig, und jene Ausſicht
uͤber die Gaͤrten aus mehrern Fenſtern bequem
zu genießen. Der innere Ausbau und was
zur Vollendung und Zierde gehoͤrt, ward nach

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[44/0060] immer gern einen Spazirgang bereiten, ver¬ fehlten nicht, von den fruͤhſten Zeiten, uns an dergleichen Orte zu tragen und zu fuͤhren, ſo daß dieſe laͤndlichen Feſte wohl mit zu den erſten Eindruͤcken gehoͤren, deren ich mich er¬ inneren kann. Das Haus war indeſſen fertig geworden und zwar in ziemlich kurzer Zeit, weil alles wohl uͤberlegt, vorbereitet und fuͤr die noͤthige Geldſumme geſorgt war. Wir fanden uns nun alle wieder verſammelt und fuͤhlten uns behag¬ lich: denn ein wohlausgedachter Plan, wenn er ausgefuͤhrt daſteht, laͤßt alles vergeſſen, was die Mittel, um zu dieſem Zweck zu gelan¬ gen, unbequemes moͤgen gehabt haben. Das Haus war fuͤr eine Privatwohnung geraͤumig genug, durchaus hell und heiter, die Treppe frey, die Vorſaͤle luſtig, und jene Ausſicht uͤber die Gaͤrten aus mehrern Fenſtern bequem zu genießen. Der innere Ausbau und was zur Vollendung und Zierde gehoͤrt, ward nach

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/60>, abgerufen am 21.05.2024.