mich mehrere Spiele auf einmal einsehen las¬ sen, so hätte ich mich wohl eher damit befreun¬ den können. Bey alle dem war ich durch jene Betrachtungen in der Epoche, von welcher ich hier spreche, zu der Ueberzeugung gekommen, daß man die gesellschaftlichen Spiele nicht mei¬ den, sondern sich eher nach einer Gewandtheit in denselben bestreben müsse. Die Zeit ist un¬ endlich lang und ein jeder Tag ein Gefäß, in das sich sehr viel eingießen läßt, wenn man es wirklich ausfüllen will.
So vielfach war ich in meiner Einsamkeit beschäftigt, um somehr als die verschiedenen Geister der mancherley Liebhabereyen, denen ich mich nach und nach gewidmet, Gelegenheit hatten wieder hervorzutreten. So kam es auch wieder ans Zeichnen, und da ich immer unmittelbar an der Natur oder vielmehr am Wirklichen arbeiten wollte; so bildete ich mein Zimmer nach, mit seinen Möbeln, die Perso¬ nen die sich darin befanden, und wenn mich das nicht mehr unterhielt, stellte ich allerley
mich mehrere Spiele auf einmal einſehen laſ¬ ſen, ſo haͤtte ich mich wohl eher damit befreun¬ den koͤnnen. Bey alle dem war ich durch jene Betrachtungen in der Epoche, von welcher ich hier ſpreche, zu der Ueberzeugung gekommen, daß man die geſellſchaftlichen Spiele nicht mei¬ den, ſondern ſich eher nach einer Gewandtheit in denſelben beſtreben muͤſſe. Die Zeit iſt un¬ endlich lang und ein jeder Tag ein Gefaͤß, in das ſich ſehr viel eingießen laͤßt, wenn man es wirklich ausfuͤllen will.
So vielfach war ich in meiner Einſamkeit beſchaͤftigt, um ſomehr als die verſchiedenen Geiſter der mancherley Liebhabereyen, denen ich mich nach und nach gewidmet, Gelegenheit hatten wieder hervorzutreten. So kam es auch wieder ans Zeichnen, und da ich immer unmittelbar an der Natur oder vielmehr am Wirklichen arbeiten wollte; ſo bildete ich mein Zimmer nach, mit ſeinen Moͤbeln, die Perſo¬ nen die ſich darin befanden, und wenn mich das nicht mehr unterhielt, ſtellte ich allerley
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[322/0330]
mich mehrere Spiele auf einmal einſehen laſ¬
ſen, ſo haͤtte ich mich wohl eher damit befreun¬
den koͤnnen. Bey alle dem war ich durch jene
Betrachtungen in der Epoche, von welcher ich
hier ſpreche, zu der Ueberzeugung gekommen,
daß man die geſellſchaftlichen Spiele nicht mei¬
den, ſondern ſich eher nach einer Gewandtheit
in denſelben beſtreben muͤſſe. Die Zeit iſt un¬
endlich lang und ein jeder Tag ein Gefaͤß,
in das ſich ſehr viel eingießen laͤßt, wenn man
es wirklich ausfuͤllen will.
So vielfach war ich in meiner Einſamkeit
beſchaͤftigt, um ſomehr als die verſchiedenen
Geiſter der mancherley Liebhabereyen, denen
ich mich nach und nach gewidmet, Gelegenheit
hatten wieder hervorzutreten. So kam es
auch wieder ans Zeichnen, und da ich immer
unmittelbar an der Natur oder vielmehr am
Wirklichen arbeiten wollte; ſo bildete ich mein
Zimmer nach, mit ſeinen Moͤbeln, die Perſo¬
nen die ſich darin befanden, und wenn mich
das nicht mehr unterhielt, ſtellte ich allerley
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/330>, abgerufen am 24.11.2024.
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