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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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halb zu verbergen: wenden Sie sich weg, da¬
mit man Sie nicht gleich erkennt. Die
Schwester trat in den Platz, aber nicht allein,
Weyland ging mit ihr, und beyde, da sie uns
erblickten, blieben wie versteinert.

Wenn wir auf einmal aus einem ruhigen
Dache eine Flamme gewaltsam ausbrechen sä¬
hen, oder einem Ungeheuer begegneten, des¬
sen Misgestalt zugleich empörend und fürch¬
terlich wäre, so würden wir von keinem so
grimmigen Entsetzen befallen werden als das¬
jenige ist, das uns ergreift, wenn wir etwas
unerwartet mit Augen sehen, das wir mora¬
lisch unmöglich glaubten. -- Was heißt das?
rief jene mit der Hastigkeit eines Erschrocke¬
nen: was ist das? Du mit Georgen! Hand
in Hand! Wie begreif' ich das? -- Liebe
Schwester, versetzte Friedricke ganz bedenk¬
lich, der arme Mensch, er bittet mir was
ab, er hat dir auch was abzubitten, du

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halb zu verbergen: wenden Sie ſich weg, da¬
mit man Sie nicht gleich erkennt. Die
Schweſter trat in den Platz, aber nicht allein,
Weyland ging mit ihr, und beyde, da ſie uns
erblickten, blieben wie verſteinert.

Wenn wir auf einmal aus einem ruhigen
Dache eine Flamme gewaltſam ausbrechen ſaͤ¬
hen, oder einem Ungeheuer begegneten, deſ¬
ſen Misgeſtalt zugleich empoͤrend und fuͤrch¬
terlich waͤre, ſo wuͤrden wir von keinem ſo
grimmigen Entſetzen befallen werden als das¬
jenige iſt, das uns ergreift, wenn wir etwas
unerwartet mit Augen ſehen, das wir mora¬
liſch unmoͤglich glaubten. — Was heißt das?
rief jene mit der Haſtigkeit eines Erſchrocke¬
nen: was iſt das? Du mit Georgen! Hand
in Hand! Wie begreif' ich das? — Liebe
Schweſter, verſetzte Friedricke ganz bedenk¬
lich, der arme Menſch, er bittet mir was
ab, er hat dir auch was abzubitten, du

II. 36
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[561/0569] halb zu verbergen: wenden Sie ſich weg, da¬ mit man Sie nicht gleich erkennt. Die Schweſter trat in den Platz, aber nicht allein, Weyland ging mit ihr, und beyde, da ſie uns erblickten, blieben wie verſteinert. Wenn wir auf einmal aus einem ruhigen Dache eine Flamme gewaltſam ausbrechen ſaͤ¬ hen, oder einem Ungeheuer begegneten, deſ¬ ſen Misgeſtalt zugleich empoͤrend und fuͤrch¬ terlich waͤre, ſo wuͤrden wir von keinem ſo grimmigen Entſetzen befallen werden als das¬ jenige iſt, das uns ergreift, wenn wir etwas unerwartet mit Augen ſehen, das wir mora¬ liſch unmoͤglich glaubten. — Was heißt das? rief jene mit der Haſtigkeit eines Erſchrocke¬ nen: was iſt das? Du mit Georgen! Hand in Hand! Wie begreif' ich das? — Liebe Schweſter, verſetzte Friedricke ganz bedenk¬ lich, der arme Menſch, er bittet mir was ab, er hat dir auch was abzubitten, du II. 36

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/569>, abgerufen am 24.11.2024.