werflich ansehen. Ward mir dieses oder jenes daran getadelt, so blieb es doch im Stillen meine Ueberzeugung, daß es nach und nach immer besser werden müßte, und daß ich wohl einmal neben Hagedorn, Gellert und anderen solchen Männern mit Ehre dürfte genannt werden. Aber eine solche Bestimmung allein schien mir allzuleer und unzulänglich; ich woll¬ te mich mit Ernst zu jenen gründlichen Stu¬ dien bekennen, und indem ich, bey einer voll¬ ständigeren Ansicht des Alterthums, in meinen eigenen Werken rascher vorzuschreiten dachte, mich zu einer academischen Lehrstelle fähig ma¬ chen, welche mir das Wünschenswertheste schien für einen jungen Mann, der sich selbst aus¬ zubilden und zur Bildung Anderer beyzutra¬ gen gedachte.
Bey diesen Gesinnungen hatte ich immer Göttingen im Auge. Auf Männern, wie Heyne, Michaelis und so manchem Ande¬
werflich anſehen. Ward mir dieſes oder jenes daran getadelt, ſo blieb es doch im Stillen meine Ueberzeugung, daß es nach und nach immer beſſer werden muͤßte, und daß ich wohl einmal neben Hagedorn, Gellert und anderen ſolchen Maͤnnern mit Ehre duͤrfte genannt werden. Aber eine ſolche Beſtimmung allein ſchien mir allzuleer und unzulaͤnglich; ich woll¬ te mich mit Ernſt zu jenen gruͤndlichen Stu¬ dien bekennen, und indem ich, bey einer voll¬ ſtaͤndigeren Anſicht des Alterthums, in meinen eigenen Werken raſcher vorzuſchreiten dachte, mich zu einer academiſchen Lehrſtelle faͤhig ma¬ chen, welche mir das Wuͤnſchenswertheſte ſchien fuͤr einen jungen Mann, der ſich ſelbſt aus¬ zubilden und zur Bildung Anderer beyzutra¬ gen gedachte.
Bey dieſen Geſinnungen hatte ich immer Goͤttingen im Auge. Auf Maͤnnern, wie Heyne, Michaelis und ſo manchem Ande¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0069"n="61"/>
werflich anſehen. Ward mir dieſes oder jenes<lb/>
daran getadelt, ſo blieb es doch im Stillen<lb/>
meine Ueberzeugung, daß es nach und nach<lb/>
immer beſſer werden muͤßte, und daß ich wohl<lb/>
einmal neben Hagedorn, Gellert und anderen<lb/>ſolchen Maͤnnern mit Ehre duͤrfte genannt<lb/>
werden. Aber eine ſolche Beſtimmung allein<lb/>ſchien mir allzuleer und unzulaͤnglich; ich woll¬<lb/>
te mich mit Ernſt zu jenen gruͤndlichen Stu¬<lb/>
dien bekennen, und indem ich, bey einer voll¬<lb/>ſtaͤndigeren Anſicht des Alterthums, in meinen<lb/>
eigenen Werken raſcher vorzuſchreiten dachte,<lb/>
mich zu einer academiſchen Lehrſtelle faͤhig ma¬<lb/>
chen, welche mir das Wuͤnſchenswertheſte ſchien<lb/>
fuͤr einen jungen Mann, der ſich ſelbſt aus¬<lb/>
zubilden und zur Bildung Anderer beyzutra¬<lb/>
gen gedachte.</p><lb/><p>Bey dieſen Geſinnungen hatte ich immer<lb/>
Goͤttingen im Auge. Auf Maͤnnern, wie<lb/><hirendition="#g">Heyne</hi>, <hirendition="#g">Michaelis</hi> und ſo manchem Ande¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[61/0069]
werflich anſehen. Ward mir dieſes oder jenes
daran getadelt, ſo blieb es doch im Stillen
meine Ueberzeugung, daß es nach und nach
immer beſſer werden muͤßte, und daß ich wohl
einmal neben Hagedorn, Gellert und anderen
ſolchen Maͤnnern mit Ehre duͤrfte genannt
werden. Aber eine ſolche Beſtimmung allein
ſchien mir allzuleer und unzulaͤnglich; ich woll¬
te mich mit Ernſt zu jenen gruͤndlichen Stu¬
dien bekennen, und indem ich, bey einer voll¬
ſtaͤndigeren Anſicht des Alterthums, in meinen
eigenen Werken raſcher vorzuſchreiten dachte,
mich zu einer academiſchen Lehrſtelle faͤhig ma¬
chen, welche mir das Wuͤnſchenswertheſte ſchien
fuͤr einen jungen Mann, der ſich ſelbſt aus¬
zubilden und zur Bildung Anderer beyzutra¬
gen gedachte.
Bey dieſen Geſinnungen hatte ich immer
Goͤttingen im Auge. Auf Maͤnnern, wie
Heyne, Michaelis und ſo manchem Ande¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/69>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.